3. Schlacht bei Askulum.

[309] Die Berichte sind noch unsicherer und widerspruchsvoller als die über Heraklea.

Bei Dionys ist eine sehr genaue Angabe über die Aufstellung der beiden Heere erhalten; bei Frontin II, 3, 21 eine andere. Schubert p. 194 hat dargetan, daß wir spätrömische Phantasien, vermutlich des Claudius Quadrigiarius und des Valerius Antias vor uns haben.

Nach Plutarchs Quelle (wohl Hieronymus) hat die Schlacht zwei Tage, nach Dionys hat nur einen Tag gedauert.

Am ersten Tage soll die Schlacht sich auf einem unebenen, sumpfigen, durch einen Strom eingeengten Terrain abgespielt haben, so daß Pyrrhus seine Reiter und Elefanten nicht gut gebrauchen konnte. Nach den Erzählungen der Schlacht von Heraklea hat er gerade durch diese Waffen endlich gesiegt – wie soll ein so geschickter Feldherr dazu gekommen sein, die Schlacht auf einem für ihn ausgesucht ungünstigen Gelände anzunehmen? Im Manövrieren war er den jährlich wechselnden Bürgermeistern, die die römischen Heere kommandierten, doch sicherlich überlegen. Am zweiten Tage wird die Schlacht in einer freien Ebene fortgesetzt – warum lassen sich denn die Römer, die einen Tag vorher die Sache so geschickt angelegt haben, darauf ein? Es ist ja nicht unmöglich, daß es so gewesen ist, aber von den Umständen, unter denen es geschehen ist und auf die alles ankommt, um die Ereignisse zu verstehen, wissen wir nichts.

Wie bei Heraklea soll, nach Plutarch wie nach Dionys, Pyrrhus die[309] Elefanten erst zuletzt ins Gefecht geführt und durch die Schlacht gewonnen haben.

Beide Heere sollen etwa 70000 Mann zu Fuß und 8000 Reiter, Pyrrhus außerdem 19 Elefanten gehabt haben. Die Zahlen sind, weil zufällig keine abweichenden vorliegen, nicht glaubwürdiger als andere dieser Zeit. Richtig aber, da aus den Memoiren des Pyrrhus stammend, mag sein, daß dieser 3505, das römische Heer etwa 6000 Tote verloren hat.

Nach Dionys hat Pyrrhus überhaupt keinen Sieg erfochten, sondern die Schlacht ist unentschieden geblieben, weil Pyrrhus selbst verwundet wurde. Nach Zonaras haben gar die Römer einen vollständigen Sieg erfochten.


Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1920, Teil 1, S. 309-310.
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