Der römische Posten an der Wesermündung


2. Der römische Posten an der Wesermündung.

[61] Drusus hat nach Florus, IV, 12 auch an der Elbe und Weser Kastelle erbaut (praesidia atque custodias disposuit). Tacitus, Ann. I, 28, erzählt uns, daß bei der großen Empörung der römischen Soldateska im Jahre 14 auch das Präsidium der Vexillaren bei den Chauken meuterte. Das muß in dem von Drusus angelegten Weserkastell gewesen sein, und zwar an der Mündung des Flusses.

Die Chauken haben nach der gewöhnlichen Annahme an beiden Ufern der Weser und bis an die Ems gesessen. MUCH aber, German. Stammsitze, S. 54, hat mit guten Gründen die Ampsivarier an die untere Ems gesetzt. Selbst wenn das nicht richtig, und am rechten Emsufer schon das Gebiet der Chauken begonnen haben sollte, so ist dennoch das römische praesidium sicher nicht hier, sondern am Ausfluß der Weser postiert gewesen. Stand, wie anzunehmen, auch an der Mündung der Ems ein praesidium, so stand es auf dem linken Ufer, also nicht im Lande der Chauken, sondern der Friesen. Am rechten Ufer wäre es auf einer gefährlicheren Stelle gewesen, hätte stete Vorsichtsmaßregeln nötig gemacht, ohne damit, da sicherlich keine feste Brücke vorhanden war, etwas zu erreichen. Ein praesidium »bei den Chauken« hatte nur Zweck an der Mündung, vielleicht auf einer Düneninsel vor der Weser. Hier aber war, wenn die Römer Ernst machen wollten mit ihrer Herrschaft über das Wesergebiet, ein fester Posten unerläßlich.[61]

Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1921, Teil 2, S. 61-62.
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