Einige Geld- und Sold-Sätze.

[337] Erhalten ist uns der Entwurf des Vertrages, den Ludwig der Heilige 1268 mit dem Dogen von Venedig abzuschließen willens war, der aber nicht ausgeführt wurde, weil der König schließlich mit den Genuesen sich vereinigte. In diesem Contractus navigii verspricht345 Markus Quirinus namens des Dogen von Venedig dem Könige, falls er das Passagium von Johannis bis zum nächsten Jehre antritt, fünfzehn Schiffe, für viertausend Pferde und zehntausend Mann. Zwölf Schiffe sollen 50 Matrosen zur Bemannung haben, die Roccafortis und die S. Maria aber 110 und der S. Nicolaus 86. Für die Roccafortis und die S. Maria zahlt der König als Miete je 1400 Mark (also etwa 56000 R.-M.), für den Nicolaus 1100 M. (44000 R.-M.), für die zwölf anderen je 700 M. (28000 R.-M.). So kostete die Schiffsmiete nach unserem Gelde allein beinahe eine halbe Million R.-M. Der Ritter mit zwei Dienern, einem Pferde und einem Pferdejungen hat 81/2 Mark (340 R.-M.) Fahrgeld (navigium) zu bezahlen, die Beköstigung mit inbegriffen. Ein Ritter allein für einen gedeckten Platz (placa cooperta), zwischen dem Mittelmast und dem Hinterteil, 21/2 M. (90 R.-M.); ein Knappe (scutifer) für einen ungedeckten Platz (placa discooperta) 7 Unzen (35 R.-M.); der Knecht und das Pferd 41/2 M. (180 R.-M.); der Pilger für einen Platz am Mittelmast bis zum Buge inkl. Kost 33/4 M. (30 R.-M.). Das erforderliche Holz zum Kochen wird geliefert.

Philipp August gab jedem Ritter monatlich drei Goldstücke; Richard Löwenherz ließ darauf vor Acca bekannt machen, daß er jedem, der in seinen Dienst treten wollte, monatlich vier Goldstücke geben werde. Unter den Goldstücken sind wahrscheinlich Byzantiner verstanden. Zur Zeit des h. Ludwig galt 1 Byzantiner 10 Livres tournois, und Natalis de Wailly schätzt den Wert des Livre tournois auf 20 Fr. 26. C. Ein Byzantiner hätte also den Wert von 202 Fr. 60 C. Demnach zahlte Philipp August monatlich 607 Fr. 80 C., Richard sogar 810 Fr. 40 C. Joinville verlangt, da er bei seiner Gefangennahme sein Hab und Gut eingebüßt hat, vom Könige Ludwig IX. für die Zeit von Jacobi (25. Juli) bis Ostern 1200 Livres, für jeden der drei Ritter, die er angeworben, gleichfalls 400 Livres. Nimmt man Livres tournois an, so erhält Joinville 24312 Fr., die Ritter je 8104 Fr.; sind gar Livres parisis gemeint, so steigt die Summe auf ca. 30396, resp. 11132 Fr. Der Sold wäre somit in den 50 bis 60 Jahren ganz bedeutend gestiegen, denn Philipp[337] August zahlt nur 7239,60 Fr. pro Jahr, der freigebige Richard 9724,80 Fr. und Ludwig IX. muß 10805, resp. 13510 Fr. jährliche Löhnung seinen Rittern zugestehen. Joinville bekommt sogar aufs Jahr 32416, resp. 40528 Fr.

Eine Tabelle von Sold-Sätzen für Krieger aller Art von 1231 bis 1785 findet sich bei D'AVENEL, Hist. économique Bd. III S. 664 bis 680.

Interessante Sold-Berechnungen auch bei Köhler I, 167.

In den Soldverträgen der Grafen von Flandern mit den Königen von England von 1101 und später (Rymer, Foedera I p. 1) werden auf den Ritter drei Pferde gerechnet.[338]

Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1923, Teil 3, S. 337-339.
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