Zweite Unterwerfung Mailands (1159-1162).

[350] Im September 1158 zur Unterwerfung gezwungen, empörte sich Mailand schon im Beginn des Jahres 1159 von neuem. Der Kaiser mußte erst einen Zuzug aus Deutschland abwarten, ehe er[350] ernsthaft in die Kriegshandlung eintreten konnte. Zunächst beschloß er, Crema zu belagern, aber so klein das Städtchen war – es hatte nur eine Viertelmeile im ganzen Umfang –, so gebrauchte man doch ein volles halbes Jahr, vom 2. Juli 1159 bis zum 26. Januar 1160, den Ort zu bezwingen, und es blieben nicht Kräfte genug übrig, daneben etwas Größeres zu unternehmen. Der Kaiser selbst, Heinrich der Löwe, Herzog Welf und eine ganze Reihe der ersten deutschen Fürsten waren zugegen, aber die Cremasken wehrten sich nicht nur aufs tapferste und schlugen mehrere Stürme ab, sondern machten auch Ausfälle, und gegen Mailand selbst wurden nur einige Verwüstungszüge unternommen, die hier und da zu erfolgreichen Scharmützeln führten. Den Cremasken wurde endlich eine Kapitulation auf freien Abzug zugestanden.

Während Friedrich das kleine Crema belagert, ist er so engagiert, daß die Mailänder es wagen, die Burg Manerbio am Comer See zu belagern.359 Der Kaiser detachiert 500 Ritter, die zusammen mit einem Aufgebot aus den Grafschaften Seprio und Martesana die Mailänder vertreiben. Von Crema nach Manerbio (Erba) sind 62 Kilometer, also 2-3 Tagemärsche. Dabei konnte man von der Gegend von Crema aus die Belagerer von Manerbio leicht von Mailand abschneiden – wie schwach muß Friedrich gewesen sein, daß die Mailänder diese Belagerung wagen durften!

Die Einnahme Cremas aber war für das Ritterheer bereits eine so große Arbeit gewesen, daß man nicht sofort zu einer zweiten schreiten konnte. Der Kaiser mußte zunächst das Heer entlassen, und im Sommer (1160) gingen die Mailänder ihrerseits zum Angriff vor und eroberten eine Anzahl kaiserlicher Burgen. Das führte zu einem größeren Treffen im freien Felde.


Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1923, Teil 3, S. 350-351.
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