Fortgang des Krieges nach Cortenuova


Fortgang des Krieges nach Cortenuova.

1238-1250.

[369] So groß der Sieg des Kaisers, so schwer die Niederlage der Lombarden bei Cortenuova war, eine Entscheidung wurde dadurch nicht herbeigeführt. Wohl baten die Mailänder um Frieden, aber zu der unbedingten Unterwerfung, die Friedrich forderte, wollten sie sich nicht verstehen, und so ging der Krieg weiter, ohne daß Cortenuova wesentliche Spuren hinterlassen hätte. Weit entfernt von dem Gedanken, nun etwa Mailand selbst zu belagern, konnte Friedrich schon im nächsten Jahr nach Cortenuova nicht einmal Brescia nehmen.

Obgleich der Kaiser die bedeutenden Mittel des straff verwalteten Königreichs Neapel-Sicilien zur Verfügung hatte, obgleich eine nicht geringe Zahl der großen italienischen Kommunen und mächtige Fürsten an seiner Seite fochten und ihn mit aller Kraft unterstützten, obgleich auch Deutschland ihm in den ersten Jahren ansehnliche Hilfe schickte, so reichte seine Macht zu einer durchgreifenden Kriegführung doch nicht aus.

Der Krieg verläuft in bloßen Verwüstungszügen, Überfall oder Berennung von Burgen und zuweilen Belagerung einer Mittelstadt, die meist nicht zum Ziel führt, es sei denn, daß in der belagerten Stadt selber eine Partei für den Belagerer sich geltend macht. Nicht die Kriegstaten sind es, die entscheiden, sondern der Parteiwechsel, der die Städte und Fürsten von der einen zur anderen Seite hinüberführt; der Parteiwechsel tritt aber um so leichter ein, als in den meisten Städten Fraktionen sind, die um die Herrschaft ringen und entweder am Kaiser oder am Städtebunde und am Papst einen Anhalt suchen. Die verschiedenen, wechselnden Unternehmungen in jedem Jahr sind daher mehr durch politische als militärische Motive bestimmt. Zu Zusammenstößen und zu[369] Gefechten, auch zu größeren Gefechten kommt es dabei nicht selten, aber ihr Erfolg, selbst wenn eine Partei einmal große Verluste erleidet, ist immer sehr gering, da die Kräfte zur Ausnutzung durch Belagerungen im großen Stil nicht hinreichen.


Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1923, Teil 3, S. 369-370.
Lizenz: