Über Hermann Hugo.

[168] Das Werk des Jesuiten HERMANN HUGO, De militia equestri antiqua et nova libri quinque, Antwerpen 1630, ist eine gelehrte, wohldisponierte Kompilation. Ich füge dem, was Jähns II, 1057 (§79) darüber fragt, einiges hinzu, zum Teil um zu zeigen, wie wenig uns oft auch zeitgenössische Autoren richtig zu orientieren verstehen.

Buch III, Kap. 4, S. 184: Die »Kürassiere«, Quirassarii seu Corassarii, sind an die Stelle der lancearii getreten; hoc solo ab his difterunt, quod sclopo utantur pro lancea, et gradario succussarioque equo pro expedito. (gradarius: Schritt für Schritt gehend, succussarius: hart stoßend; man denkt an »deutschen Trab«.)

B. IV, Kp. 5, S. 257: Obwohl Hugo früher (B. III, Kp. 4) gesagt hat, die Kürassiere (Pistoliers) seien an die Stelle der lancearii getreten, weist er den lancearii in seiner Theorie doch eine bedeutende Rolle zu. Er charakterisiert lancearii und arcabusarii als vorzugsweise zum Angriff geeignete Waffe, die Kürassiere umgekehrt als defensiv wirksam.

Für die lancearii wird gefordert, daß immer nur ein Glied incurrere soll, andernfalls würden sie sich gegenseitig hindern. Doch könne man sie bis zu acht Gliedern hintereinander aufstellen und nacheinander attackieren lassen. (S. 258; nicht bis zu vier Gliedern, wie Jähns S. 1058 sagt.)

Wenn weiter empfohlen wird, zwei Glieder »quasi in quincuncem« zur Attacke aufzustellen, also das zweite auf die Intervalle des ersten[168] ausgerichtet, so ist das eine kleine Verbesserung der Attacke in einer einzigen Linie.

Für die Arkebusiere nimmt er der Infanterie gegenüber die Caracole als Kampfesform in Anspruch; er bildet die Reiter ab, wie sie im Zurücksprengen mit dem Ladestock hantieren. Übrigens unterscheidet er die Caracole gegen die Front und gegen die Flanke des feindlichen Infanteriehaufens. Auf den Bildern läßt er die Caracole nur nach links ausführen, und nur die rechte Flanke der Gegner angreifen. Arkebusiere zu Pferde gegen gleichbewaffnete Gegner läßt er nicht caracolieren, sondern nur aus der Front feuern. (S. 268)

Die verschiedenen Reiterwaffen werden zu allerhand künstlichen Schlachtordnungen nach den Angaben anderer Autoren kombiniert.

Im nächsten Kapitel (B. IV, Kp. 6) will Hugo auch über die Kombination von Kavallerie und Infanterie sprechen. Er kompiliert aber fast nur antike Autoren. Als einzigen Unterschied zwischen Altertum und Gegenwart bezeichnet er es, daß der Mischkampf abgekommen sei, und beklagt das sehr. Offenbar liege der Verlust dieser Kunst daran, daß zum Mischkampf viel Übung gehöre; die hätten die Alten gehabt, aber nicht die Neueren. –


Quelle:
Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Berlin 1920, Teil 4, S. 168-169.
Lizenz: