II. Joseph b. Schem-Tob Ibn-Schem-Tob.

[421] Der oben erwähnte Joseph Naßi (Cortesano), welcher Wissenschaften und Sprachen gut verstand und darum zum Sprecher designirt wurde, der Genosse des Abraham Benveniste I., ist vielleicht identisch mit dem gelehrten und philosophisch-gebildeten Sohn des zelotischen Kabbalisten Schem-Tob, der fruchtbare Commentator methaphysischer und polemischer Schriften. Seine Opera sind (Munk Mélanges p. 508 f. und Ersch und Gruber Sectio II. T. 31 s.v.) vollständig aufgezählt, bis auf eins, das unbekannt geblieben ist (vergl. o. S. 178 f.). Hier sollen nur seine Biographica zusammengestellt werden. Joseph Ibn-Schem-Tob war schon unter Juan II. im Dienste des Hofes. Zum Schlusse seiner Uebertragung von Chasdaï's antichristianischer Abhandlung (o. S. 403), vollendet zwischen 20. – 30. Ab 1451 in Alcalà de Henares, bemerkt er: Er habe die Uebersetzung lange aufgeschoben, weil er damals »im Dienste der Könige war«: דחא רמאמ (שקשרק יאדסח) הזה ברל יתאצמ רבכו לצע יתויהו יצרא ןושלב םתרבס םייקל השע תוחוכנ תויארב יתמדקהב יתרכזש ומכ ונתמואב םיבר םיעינמ אצמהל ותקתעהב תאזה תעב דורט יתויה םע (ןארוד טיפורפ) ד"פא תרגא שוריפל הריעה הפ תאז יתישעו .. הלאה םיכלמה תדובעמ םירחא םינינעב םיתאמ תנשמ בא שדוחל ןורחא רושעב שיראניפ יד אעלקלא יששה ףלאל הרשע תהאו. Er war also bereits einige Zeit vor 1451 am Hofe. In seinem Buche ארוקה ןיע (Ms im Besitze des Herrn Halberstamm) berichtet Joseph, daß er im Jahre 1452 von dem Prinzen von Asturien, Don Enrique, beordert wurde, sich nach Segovia zu begeben, um einem Krawall gegen die dortige Gemeinde zur Osterzeit wegen einer falschen Anklage zu steuern. Er brachte ein Schreiben von dem Thronfolger an den Gouverneur mit und ein Beruhigungsschreiben für die Gemeinde: [421] םיפלא תשמח םיתשב יהיו ןיד (?) יפי?נירפה אבשכ לע הנש הרשע :םלועה שודחל םיתאמו ,איבוגיש להק וילא וחלש ן?ינ שדוחב סולדנא ירעב א"י קירניא המק רשא (?) המואה תודוא לע םהידבכנמ םירבע םישנא ינש ללש לולשל םחישמ תילת םוי עשרב תולילע ללועתהל םהילע רש לא יל ןתנ תורגאו ריעה לא תכלל ,תוא הוצ אוהו זב זבלו לע רבדלו םתוא םחנל הנמא רטש להקה לאו ,היגיהנמו ריעה יכ םג ךרדה בורמ עגיו ףיע תבש ברע ריעה לא יתאב ינאו .םבל ריעה ילורג תאו םירוחה תא הביראו .דיערמ יתדמעו יבבל םחי תרומשאב תרחממ יהיו .םתער ישקבמב םדי וחלש אל רשא לע תאירק רחאו הלודגה תסנכה תיבב להקה לכ וצבקתנ רקבה תושרהו יופצ לכה יתרמא ןכו יפ לשמב החתפאו המוקא הרותה .הנותנ

Unter demselben Prinzen, als König Enrique IV., war Joseph im Staatsdienste und disputirte über philosophische Gegenstände in Gegenwart des Königs und der Granden. Er bemerkt das in der Einleitung zu seinem Commentar zur Ethik des Nikomachos (שוריפ תודמה רפ?), den er in Segovia in 100 Tagen 1. Nissan 1455 vollendet hat (bei Munk a.a.O.): Joseph b. Schem-Tob était attaché – nous ne savons en quelle qualité – au service de la cour de Castille, où il était très considéré et où il disputait quelquefois sur des sujets philosophiques en présence du roi et des Grands, comme il le dit lui-même dans la préface de son commentaire sur l'Ethique. Auch in der Einleitung zum Commentar der Efodi'schen Epistel bemerkt er, daß er Disputationen mit christlichen Gelehrten geführt hat: רדסא ... יאנפה ןמ יל קלחיו םייחה ילע 'ה רוזגי םאו יתישעש םיחוכיו תצקו ... םישנא ןיב רדוסמ חוכיו רבד לכ לע בשה רשאו יל ובישה רשא ... םהירבדמו תומואה ימכח םע .םהמ דחאו דחא לכו שאמוט םהימכחמ םכח ריתהל

Dieser Thomas erinnert an die stehende Person, welche in den Dialogen im Schebet Jehuda als gelehrter Vertraute des castilianischen Königs, als Freund der Juden und Gegner des Judenthums aufgeführt wird (No. 7, רדוהמה םכחה שאמוט םע und No. 67 p. 115 f. שאמוט לודגה םכחה), und es würde daraus folgen, daß diese Dialoge in die Zeit des Joseph Ibn-Schem-Tob fallen. Allein diese Combination wird durch die Lesart eines Codex (der Seminarbibliothek) vereitelt, welcher lautet: שאמוט ןאש םהימכחמ םכח, was San Tomas, oder Thomas von Aquino bedeutet, und der Passus will aussagen: Joseph habe beabsichtigt, auch die Einwürfe des Aquino in Betracht zu ziehen und zu widerlegen.

Gegen das Jahr 1441 erlitt Joseph Ibn-Schem-Tob Trübsale, die weiter nicht bekannt sind. (Einleitung zu dessen Commentar zu den Klageliedern bei de Rossi Codex No. 77, p. 117): Fuit ejus finis (Commentarii in Threnos) anno 201, VI Millenarii (= 1441) hie in urbe Medina del Campo, in qua multae nobis afflictiones contigerant, sed laus sit Deo, qui adjuvit nos etc. Auch in seiner Predigtsammlung ןיע ארוקה, die er nach 1455 verfaßt hat, spricht er von Leiden, von Wanderungen im Lande und von den Predigten, die er vor einem Publikum, das sich zu ihm eingefunden, gehalten hat: ואב יינע ץראב דנו ענ יתויהב יתושרד עומשל תבש לכב םישנא ילא. In einem Ms. dieser Predigtsammlung in der Bodl. fand Neubauer, daß der Verfasser erblindet war und diese Sammlung diktirt hat (Katalog Ms. No. 2052.2).

Daß Joseph Ibn-Schem-Tob den Märtyrertod erlitten, ist wenig bekannt. Der Gewährsmann dafür ist Isaak Alchakim, der erste Herausgeber von Joseph Jabez' םייחה רוא. Zum Schluß dieses Werkes bemerkt derselbe: םש ןב ף?וי יבר םבחה בתכש יתאצמ םירבדה ולאכו םיהלא דובכ ... ורובחב ותמקנ םוקני םוקמה ל"ז בוט. Die Formel םוקני םוקמה wird für Märtyrer gebraucht.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig [1890], Band 8, S. 421-422.
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421 | 422
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