6. Chajon, seine Ketzerei, seine Gönner und Gegner.

[480] Derdes Sabbataïsmus verdächtige Abenteurer Nehemia Chija Chajon21, der eine leidenschaftliche Aufregung unter den Gemeinden von Amsterdam bis Jerusalem und von London bis Italien hervorgerufen hat, erhielt in Peter Beers Geschichte der jüdischen Sekten und in Josts größerer und kleinerer Geschichte nur einige dürftige Zeilen. Die gedruckten Quellen (wovon weiter unten) bieten aber so viel Ausbeute, daß Wolf (Bibliotheca III, p. 828, und IV, p. 928) so ziemlich die Umrisse dieser Bewegung zusammenstellen konnte, allerdings soweit sie die Bibliographie interessierte. Viel mehr bieten die handschriftlichen Quellen, bestehend aus hebräischen und italienischen Korrespondenzen und kurzen Streitschriften, die ich ebenfalls der Gefälligkeit des Herrn Halberstam in Bielitz verdanke (Ms. Halberst. B). Diese Quellen gewähren einen höchst unerfreulichen Einblick in das innere Treiben der Stimmführer und Rabbiner im Anfang des 18. Jahrhunderts. Es geht daraus hervor, daß die Kabbala das Urteil so sehr getrübt und verdunkelt hatte, daß Chajons Schwindelei von einer neuen Trinität Verteidiger fand, welche sie für jüdisch-orthodox erklärten. Die meisten Persönlichkeiten, welche bei diesem leidenschaftlichen Streit pro et contra beteiligt waren, sind nur oberflächlich bekannt. Es ist daher gerechtfertigt, wenn ich den ganzen Verlauf aus den Quellen zusammenstelle und die dabei beteiligten Personen zu individualisieren suche.

1. Chajon. Sein Geburtsjahr ist nicht angegeben, doch wird er zur Zeit, als er in Europa auftrat (1713), bereits als ןקז bezeichnet. Er muß damals bereits mindestens ein Sechziger gewesen sein, ist demnach um 1650 geboren. 1726 rumorte er zum zweiten Male in Deutschland und Amsterdam, ist demnach sehr alt geworden. – Sein Geburtsland ist, wie vieles an diesem Manne, zweifelhaft geblieben und wurde in den Streit hineingezogen. Er gab sich als Safetenser oder als Obergaliläer aus; seine Gegner dagegen behaupteten, er sei in Bosna-Seraï (Bosnien) geboren. In seiner seltenen polemisch-apologetischen Schrift הבר אעדומ, worin auch seine Biographika mitgeteilt werden (deren Richtigkeit allerdings auf sich beruhen möge), gibt Chajon zu, daß seine Eltern in der genannten bosnischen Stadt gewohnt haben, daß sie aber, da sie ihre Kinder nicht am Leben erhalten konnten, den Entschluß gefaßt hätten, nach Palästina zu wandern; unterwegs sei er in Alexandrien geboren und in Jerusalem erzogen worden. Später, im 19. Lebensjahre, sei er wieder nach Bosna-Seraï gekommen und habe dort die Tochter [481] eines Samuel Almoli geheiratet. Da gegen bezeugte das Rabbinatskollegium von Smyrna, Chajon sei in Bosna-Seraï geboren und erzogen und habe dort die Sklavin eines Abraham Molina entführt, mit der er am Sabbat entflohen, aber wieder eingeholt worden sei (Aktenstück in Chagis' ףרש תשיחל und in Jakob Emdens Torat Kenaot 30b): ראתמ (ןויח) אוה אלא וניא יכ אוהה שיאה רבד רקש .ןוילע לילגמ ותויה ומצע היוגה םע םשמ חרבו .לדגתנ םשו דלונ םש יכ ’ייאראש הנזובמ חקל שדוק תבש םויבו אנילומ םהרבא תחפש היהש עדונכ החפש אנילומ לש וינב ינשו ול חרבו החפשה תא בנגו םיסוס ינש ול ותוא וגישהו וירחא ופדר. Chajon selbst fährt in seiner Biographie fort, er sei nach Avlona (oder Valona in Albanien) übergesiedelt, dort in Gefangenschaft geraten und endlich in Uskiup (היפוקסא, fünf Tagereisen von Salonichi) zum Rabbiner gewählt worden, und zwar auf besondere Empfehlung des angesehenen Rabbiners Aaron Perachja von Salonichi, Verfassers der Responsen ןורהא הטמ חרפ, die allerdings Chajon in einem Gutachten ebenbürtig erwähnt (T. II, No. 80). Warum Chajon in Avlona zum Gefangenen gemacht worden und wie viele Jahre seit seinem Aufenthalt in Bosna-Seraï bis zur Übernahme seines Rabbinats verstrichen sind, verschweigt er geflissentlich, gesteht aber selbst ein, daß er nur kurze Zeit in Uskiup verweilte: יתאבו יתיבו ינא (איפוקסיאמ) םשמ יתעסנ םימי רחאו ב"סת תנש דע םכשב יתבשיו ח"נת תנשב לארשי ץראל. Man erzählt sich aber, daß er sich in Uskiup nicht geziemend betragen haben soll (Mose Chagis, םיעשופ רבש, Bogen ה). לכ תא תורייעב םירזחמה םילכורהמ םדקמ יתעמשו .תונידמה ראשו איפוקסיאב השעש תובעותה

Aus einer Angabe des glaubwürdigen Brieli (w. unten) geht hervor, daß Chajon um 1691 in Livorno war und dort einen schlechten Lebenswandel geführt hat (Sendschreiben an Ayllon, Ms. Halberst. B, Bl. 129 v.): לכמ ונרוויל ריעבש הלוגס ידיחימ הנמאנ תודע ידיב ףוסו הנש ב"כ הז המש לבנה הז השע רשא תולודגה תובעותה. La bella Margarita bianca come in flor: דימת היהש רבד םיבגע ריש ויפב. Auch in Belgrad war er und machte dort Geschäfte (in יבצ דצה, p. 37a Ende): ןויח ’חה אב .ןתמו אשמב תתלו תאשל ... דארגוליבל

Seine Bekanntschaft mit den Sabbatianern hat Chajon nie recht offen eingestehen wollen, und doch ist es Tatsache, daß er vielfach mit ihnen so ziemlich einverstanden war.

Chajon gestand selbst ein, er habe sich Mühe gegeben, von Sabbatianern die mystische Theorie von Gott zu erfahren, sie hätten aber entgegnet, durch einen Eid gebunden zu sein, dieses Geheimnis nicht mitzuteilen (polemische Schrift יבצ דצה, p. 31 b): יכ םירמוא ויה רשא ירחא יתשפשפ םימעפ המכ םשה תמאב ויה דחא הפ םלכו תוהלאה דוס םיעדויש (יבצ יתבש תנומאמ) הזו ... םדא םושל תולגל אלש םידמועו םיעבשומ םהש םירמוא םדא םושל םידמלמ םניאש רורב רבד אוה. In seiner Selbstbiographie behauptet er, er habe die Jünger Cardosos hart bekämpft: ’לודגה תקולחמה תא תואורה םכיניע אלה דע וזודראק לכימ םהרבא ידימלת םע רימזאב יל היהש הצרא םתנומא יתלפשהש. In einem unter seinen Papieren gefundenen Zettel ist deutlich angegeben, daß er gerade über das Mysterium Gottes viel mit Samuel Primo, Sabbataï Zewis Sekretär und Hauptagitator, verhandelt hat (o. S. 447 und weiter unten).

Zwischen den Jahren 1702 und 1708 ist eine Lücke in der Biographie, die er selbst unausgefüllt gelassen hat. Innerhalb dieser Zeit trat Chajim [482] Malach in Palästina auf (s.o. S. 476). In dieser Zwischenzeit war er in Ägypten und soll dort abenteuerliche Streiche, Zauberei u. dgl. getrieben haben (worüber weiter unten). – Im Jahre 1708 war Chajon in Smyrna und seit dieser Zeit beginnt sein propagandistisches Abenteurerleben. Als Bettler war er nach Smyrna gekommen, als gemachter Mann verließ er es. Sein ketzerisches Buch אלכד אתונמיהמ mit den beiden Kommentarien hatte er damals schon fertig, zeigte es einigen Reichen und bezauberte sie derart, daß sie ihn unterstützten, eine Art Klaus in Palästina in Safet, Tiberias, Jerusalem oder Hebron zu gründen und die genannte Schrift edieren zu können (mitgeteilt in אעדומ הבר, p. 3): לבוקמה ... םכחה הזלה שיאה ונילע רבעש תויהב לע םיאבה ונחנא ןכל ... ודובכמ הריאה ץראהו ןויח אייח יקלאה ... וסיכמ ’א לכ איצוהו ... ותלאש תואלמל ונשפנ הבדנ םותחה וניאר יכ תירהנבו םימיב תויצב ךורדי אלו ונוצר םלשויש ידכ קוסעמ לטבתיש הרומ והומכ רשא שיאל יואר ןיאו ושפנ תרצ רפס םגו ק"הק תיב לש שודקה רפסה ונתוארב םג המו .הרותב םאיבהל ... ודיב קיזחהל ... ונבייחתנו וב ליחתהש םיהלאל זוע םימכח הרשעמ ונסיכמ הבישי עובקל ונבייחתנ םגו סופדל וא ץופחי רשא םוקמב עובקל ודיב תושרהו ... שאר אוה היהישו שדוחל ןושאר שלשב רימזא הפ ... ןורבחב וא הירבטב וא תפצב ק"פל (ח"סת =) ם’כ’ו’ת’ב יתנכשו תנשמ רייא. Die Unterschriften waren durchweg von Portugiesen:. והילא םהרבא ... יטידרא המלש .הבודרוק יד והילא .ןורידלאק יטידרא. – Die Rabbinen hielten sich fern von ihm. Einer derselben, Benjamin Levi, berichtet über Chajons ersten Aufenthalt in Smyrna folgendes (Ms. Halberst. B, Bl. 29) d.d. Elul 1714: םינש שש ומכ הז הדובעה הזלה (ןויח אייח הימחנ) לארשי רכוע רבע הריעה הפ היהש ידיל ותוא הנא םיהלאהו ק"הק תיב ’ס רבחמ היהש יתעמשו לע הלעו ויתוריפכו ויתונוימד יתיאר םשו ףוס דע שארמ ויתארקו תיב לוטב ינפמ ידי תא יתכשמו ... וילע תוגשה רפס סיפדהל יבל המ הירק תובוחרב זירכהל ימצע תא יתענמ אל םנמא ... שרדמה דכלתהלמ ילוקב םיבישקמה םישנא המכ יתענמו יניעב הארנש ... ותשרב

Benjamin Levi versichert, er sei einer kabbalistischen Unterredung mit Chajon stets ausgewichen und habe ihn überhaupt nur flüchtig gesehen. Er fährt dann fort: ותפנ וניתליהקמ םידבכנ םיריבג הזיאש תמא ןה ... תפצל הפמ עסנש דע ודיב הפ וקיזחהו ... ולש תוקלח תפשל םסרפתנש ןפואב ונולק הלגתנו םיטעומ םימי ורבע אל םנמא בירחמו לבלבמ חידמו תיסמ לעילבו ער ותויה ונלצא עדונו .הפ ותויהב םנזאב שחול יתייהש ירבד ונחבנו תומלוע

In seiner Selbstbiographie erzählt Chajon dagegen, daß er bei seiner Abreise von Smyrna (im Monat Ijar) von 2000 Juden zu Schiffe geleitet worden sei mit einer so großen Ehrenbezeugung, daß die anwesenden Nichtjuden geäußert hätten, der so Geehrte müsse wieder ein Messias sein. Elia Taragon (sein Jünger, wie es scheint, ein Sabbatianer) mit einigen anderen habe ihm bis 20 Meilen ins Meer das Geleit gegeben. Mit demselben Schiffe hätten seine Gegner in Smyrna ein Schreiben für Abraham Jizchaki nach Jerusalem befördert, ihn anzuschwärzen: חקל םיחקלמב הפשר ודיבו ובתכו סמח אל לע ... םיביוא םיפיז ישנא תאמ רימזאמ בתכ םלשורי לש (יקחצי םהרבא) ל"נה ברהל ... םיבזכ ירבד. Er gesteht also ein, daß er erbitterte Gegner in Smyrna hatte. Abraham Jizchaki habe sofort Gebrauch von dem Schreiben gemacht, um Chajon zu verketzern. Am 5. Siwan war Chajon in Sidon eingetroffen, und drei Wochen später ךל חלש ’פ (21. bis [483] 28. Siwan) ging bereits ein Verketzerungsschreiben gegen ihn von Jerusalem aus nach Smyrna ab, ausgestellt von dem Rabbinatskollegium in Jerusalem, Abr. Jizchaki, Joseph Cuenqui, Simson Gomez Patto, Juda Kohen. – Man muß gestehen, daß die Motivierung dieser Verketzerung (abgedruckt auch in Emdens תואנקה תרות, p. 30a) nichtssagend ist, und daß keine bestimmten Anklagepunkte formuliert sind. Die Hauptanklage lautet: לכו היתונפייזב אנפיז היתתהב אלגא (ןויח) םירצמ ץראב ותויהב םיפשכ השעמ וישעמ, und er wird als ןימ, Ketzer, bezeichnet. Der Bann ist darin nicht direkt über ihn verhängt, nur wird ihm alles Böse angewünscht. Ohne daß der Titel seines Buches namhaft gemacht wird, wird es zum Scheiterhaufen verurteilt. Von Chajons Hinneigung zum Sabbataïsmus lassen die Unterzeichneten nichts merken. Der Hauptzweck dieses Verketzerungsschreibens war, die Smyrnaer zu warnen, Chajon die verheißene Unterstützung zukommen zu lassen.

2. Abraham Jizchaki, der Hauptanreger der ersten Verketzerung gegen Chajon, war eine bedeutende talmudische Autorität seiner Zeit, Verfasser der edierten Responsen םהרבא ערז. Asulaï, dessen Vater Abraham Jizchakis Jünger war, widmete ihm einen Artikel in seinem bibliographischen Lexikon (sub v.) [vgl. auch Michael םייחה רוא, א 81]. Nach demselben war er geboren 1661 und starb 13. Siwan (= 10. Juni) 1729 im 68. Lebensjahre. Sein Vater David Jizchaki war erster Rabbiner Jerusalems (s.o. S. 452). Chajon klagt in seiner Selbstbiographie Abraham Jizchaki an, er habe große Verwirrung im heiligen Lande hervorgerufen, habe die Schuldenlast der Gemeinden erhöht, habe die Talmudbeflissenen so despotisch behandelt, daß die meisten derselben die Flucht ergreifen mußten, und habe ihn aus Neid verfolgt, weil er von seiner Niederlassung in Tiberias eine Schmälerung der Einnahmen für die Jerusalemer Gemeinde gefürchtet habe: רשא וברתנ ותמחמו השודקה ץרא הגלפנ (יקחצי ’א ימיב) ויימיב ולכי אל יכ םלשורי ריעמ ונממ ח"ת בור וחרבש דע .תובוחה היהש (יקחצי ’א) ותוארכו ... ותואג בורו םיערה ויתודמ תאש רמאיו דואמ דע ול הרח אירבטב הבישיה עובקל (ןויח) הצור רבדל ליחתהו ... תאז הבישיל הירבט לש םישדקה חקי יאדוב לכ ץבקל אוה לכויש ידכו ןינעה לטבל ידכ וילע ער םש איצוהלו ’וכו ומצעל םישדקה. Ferner behauptete Chajon, sein Gegner Abraham Jizchaki habe seine Kollegen moralisch gezwungen, jenes Verketzerungsdekret gegen ihn wider ihren Willen zu unterzeichnen; das habe ihm Simson Gomez Patto verraten: יתאצמ ע"ת תנשב התאה ול יתרמאו םירצמ ץראב וטאפ ץמוג ןושמש ’ר םכחהל ת"כעמ יל לוחמיו .ינא רמאיו ?שדקמב ויהש תוכרב ימתוחמ אוה אוהש רקשה לע םותחנש (יקחצי ’א) רמאי םאו ונחנא םיסונא יכ המכו .םוק לכונ אל ידיב ’ה וננתנ יכ בותכל ונחנא םיבייח תמא הצור יניאו םשמ אציש רחא יקחצי ’ר םכחה לע ובתכ תוער המכ עדוי ינאש המ לכ תולגל. Indessen kann man diesem Schwindler nicht alles glauben.

Chajon will, sobald er von der gegen ihn vom Jerusalemer Kollegium ausgegangenen Verketzerung vernommen hatte, nach Smyrna an seine Gönner geschrieben haben, eine Gemeindeversammlung mit Zeugenverhör (דמעמ) zu veranstalten, um ihn oder seinen Ankläger Abraham Jizchaki zu verurteilen. Aus Schonung für die heilige Stadt, deren rabbinische Führer dadurch kompromittiert worden wären, hätten die aber keine weitere Untersuchung angestellt (das. Bl. 51): דכלי הזב יכ ןויח אייח בתכ תא רימזא ישנא תוארב אלו םלשורי דובכ לע וסח סלקלו געלל םלשורי היהיו יקחצי ’רה דמעמ ץבקל וצר. [484] Seine Gönner hätten ihn durch ein Schreiben (d.d. 13. Tebet 4569 = 13. Dezember 1708) beschwichtigt, ihm Gelder zukommen lassen und ihm versichert, ihren gegen ihn eingegangenen Verpflichtungen getreu nachzukommen. An der Echtheit dieses Schreibens hat man Grund zu zweifeln. Einmal, weil Benjamin Levi, ein glaubwürdigerer Mann, versicherte, Chajons Gönner hätten, sobald sie Kunde von seinem unlauteren Treiben erhielten, ihre Gunst sofort bereut und die Hand von ihm abgezogen (s.o. S. 483). Tatsache ist es ferner, daß die Gebrüder Arditi, seine ehemaligen Gönner, ein ihn verunglimpfendes Schreiben mit unterzeichnet haben. Endlich war Chajon faktisch nicht imstande, eine Klaus in Palästina zu gründen, sondern trat bald darauf seine Bettelfahrt an, höchst wahrscheinlich, weil ihm seine ehemaligen Gönner in Smyrna die Unterstützung entzogen hatten.

3. Chajons Bettelfahrten. Seine Anfechtung von seiten des Jerusalemer Kollegiums spielte im Jahre 1708, und vielleicht schon im Herbst 1709 war es bereits in Ägypten, wie sein Bericht lautet. 1710 war er wieder in Livorno, wie Joseph Ergas berichtet, der bei ihm die berüchtigte Schrift Mehemnuta gesehen und als sabbatianisch erkannt hat (שחנ דצה, p. 32a): תנשב תוהתל ונכלהו (וברוויל) תאזה ריעל הזה (ןויח) שחנה אנ ע"ת אתונמיהמ םשב וארק רשא ... ורפס תא איצוהו ... הינקנקא יבצ יתבש רבח רשא שורדה אוהש ותוא יתרכה אלכד (s.o. S. 447). In demselben Jahre war er auch in Venedig, wie später der erste Rabbiner dieser Stadt, Jakob Aboab, bezeugt (in der Briefsammlung contra Chajon המחלמ וננחמב הארנ דקתשא רשא ןויח אייח ירפס לע :(’הל ברחו ץקשמ םירתסמב רשא ועמש ונעמש רשאכו םימי המכ בכעתנו אל ונכרד ונממ ונקחרה וברקב התיה ובלמ תידבנ הרותו ושפנ םשב ... סיפדהש דחא ’ס םשור השע ותעיסנ רחאו ... ומע ונרבד .וירבד לעו ויתומולח לע וירחא םיננרמ םעה רשא אדוחיד אזר

Dieses kleine Buch Raza di Jichuda hat Chajon erst nach seinem Abzug von Venedig drucken lassen (zwischen 9. Tebet und 1. Adar 5471 = 31. Dezember 1710 und 20. Februar 1711). Die Approbation dieses Schriftchens von drei Rabbinern, Salomo Nizza, [David ben) Salomo Altaras und Raphael de Silva, ist nämlich 9. Tebet 5471 ausgestellt. Beim später erfolgten Verhör haben diese drei ihre Approbation zu diesem Schriftchen nicht ganz in Abrede stellen können; nur ihre Haskama zu dem Werke םיהלאל זוע (wovon weiter) haben sie als Fälschung erklärt: ונזז אל םיבתכה םע תרגאה תיללכה הבישי ימכח תלעמ ינפל תוצרהל ... ... הזה רבדה הרק ךיא (םינברה השלש יפמ) םהיפמ עומשלו הארמה לע אדח העשכ וממותשנו םתספדהב ומיכסה ךיאו זוע) וללה םירפסה ואר אל םלועמש ורמאו ונע אתלת באומבו ושתח אלו (אלכד אתונמיהמ םע םישדקה שדק תיב ,םיהלאל ואר אל טעמכ (אדוחיד אזר) ןטקה רפסהמ םגו תאזה המכסהה ’וכו הכותמ איה תפיוזמש יאדובי ותצקמ. Die genannten drei Unterrabbiner Venedigs haben demnach auf Grund eines kurzen Einblicks in das Schriftchen Raza es approbiert. – Bemerken wir gleich im Eingange, daß Chajon keineswegs als Sendbote der Jerusalemer Gemeinde für Spenden herumgereist ist, wie Surenhuys berichtet (in einem Briefe bei Wolf III, p. 629): Etenim cum anno 1713 ecclesia Hierosolymitana legatum suum Nehemiam Chia Chion ad oras nostras misisset eleemosynas colligendi gratia, prout singulo fere triennio fieri solet. Aus einem italienischen Briefe d.d. 1713 (Ms. Halberst. B, Bl. 3) geht hervor, daß er einfach als Bettler umherreiste: [485] Quel ןויח, che dicono fece stampare in Berlino et fù qui, e perche connobbi le sue strane opinioni non le ho voluto in casa, ne li fece dare dal השודק הלהק, quanto ricercava, solo il puro bisogno dell' alimento, per quelli pochi giorni si tratiene qui etc. Er hatte indes, wie sich zeigen wird, einen Famulus (תרשמ) bei sich. Er hielt sich in mehreren Städten Italiens auf, ohne besonderen Anklang zu finden, da die Rabbiner dieses Landes, als dem Orient näher, mehr von seinen anrüchigen Antezedentien wußten.

Auffallend ist es, daß ihm das Schriftchen אזר אדוחיד keine Anfechtungen in Italien zugezogen hat, obwohl es ganz dieselbe Ketzerei enthält wie die später erschienene Schrift, welche soviel Rumor gemacht hat. Es läßt sich nur aus dem dummen Respekt der meisten damaligen Rabbiner vor allem, was einen kabbalistischen Anstrich hatte, erklären. Wie Chajon selbst erklärt, hatte er bei Abfassung desselben den Zweck, für den Kreis der Sabbatianer eine andere Art Mysterium der Gottheit (תוהלא דוס) der Auffassung des Sabbatianers Samuel Primo entgegenzusetzen (o. S. 447 f.): ךכש עד לארשי עמש דוחי תנוכ אוהש ’ה ’יסל אבנו ... תועיטנב ץצוק אוה (ומירפ לאומש’ר) ף"שרכ ךכ ןיווכמה ק"מו (אשידק אקיתע) ק"ע ירשק תלת אוה הנומאה רקיע הנהו דחימ יתייה םדוקמש הדובעה ... (היתניכשו) ’שו (אשידק אכלמו) ... אקוד םימשה ןמ ונורעהש רחאו (ומירפ לאומשכ) ל"נה דוחי םיעוטה ןבא תוחמל דוחיר אזר יתישעו יב ירדהו. Und er durfte dennoch wagen, diese sabbataïsche Farce von einer neuen Trinität den Rabbinen und Frommen vorzulegen, welche die Sabbatianer perhorreszierten! In der Tat bildet die Trinität den Kern des Schriftchens אזר אדוחיד. Es beginnt mit dem Aufwerfen verfänglicher Fragen, wie es Chajons Art war, die er dann sophistisch löste, die Gottheit bestehe aus drei Personen (Prosopen, םיפוצרפ), dem heiligen Uralten, dem heiligen König und der Schechina (p. 4b): ךל םונמדקה רבכ לכד אשידק אקיתע היה לכה םדוקש םיהלאל זועבו ק"הק תיבב ... דחאה חכה אתוליצא חרואב תוחכ יתש וטשפתא ונממו אשידק אשידק אקיתע הניחבב םה םהו ... אשידק אכלמ ארקנה אוהו דחא לכהו. Also abermals drei und doch eins. Diese Dreifaltigkeit nennt Chajon »die drei Bänder des Glaubens«: אתונמיהמד ירשק תלת. Beim Sprechen des Schemá müsse man an drei denken und diese Dreifaltigkeit als eins anerkennen (p. 6a): עמשב ןווכל ךירצ אתונמיהמד ירשק תלתל ’ה וניהלא ’ה םהש לארשי (s.o. S. 448). Das Schriftchen ist von solchen sophistischen Deutungen von Soharstellen und von mystischen תונוכ übervoll. Zuletzt ist angehängt ein mystisches Gebet, eine affenmäßige Nachbildung von Gebirols »Königskrone« unter dem Titel ןוילע רתכ, worin die lurjanisch-sabbataïsch-kabbalistische Theo- und Kosmogonie geschmacklos versifiziert ist. Ganz zum Schlusse ist ein Gedicht mit Chajons Akrostichon angehängt, das später einen Anklagepunkt abgegeben hat. Und in der Tat ist der Anfang gar nicht harmlos, wenn man Chajons herausfordernde Keckheit und seine geflissentlich angebrachten Zweideutigkeiten in Betracht zieht. Der Anfang lautet:


אייחל . רהוזהו אבר ארדאה תאירק רחא ורמואל האנ טויפ :ןויח

יח רב לכד םופב אתילגרמ אהלאב אל

.יאחוי רב ןועמש אוה וניבר םופב םא יכ


Der Anfang des Verses ist einem damals bekannten erotischen Liede nachgebildet (nach sefardischer Aussprache): La belaha Margalita, d.h. la bella [486] Margarita. Seine Gegner haben mit Recht auf diese seine unwürdige Manier hingewiesen. Ein anonymer italienischer Korrespondent, Ms. Halberst. B, Bl. 113 v.: Nel caso l'autore (del םיהלאל זוע) è, e fù huomo di mala vita. Già due anni in certa opereta (אדוחיד אזר) d'amore platonico stampata in Venezia v'intruse l'amore profano e diabolico, cantando La bella Margarita (vgl. o. S. 482). Chajon gestand auch ein, daß er volles Bewußtsein von dieser Vermischung des Erotischen mit dem Mystischen hatte. Er verteidigt sich in der Replik (יבצ דצה, p. 36a): ירדסמ בור רדס הנהו ותוא האורה לכ וב ןנרל עדיש ידכ יאקרוט תונידמ ונריעב םיטויפ המודב המוד היהיש שדוק לש ורובדב ליחתהל ודסימה ןיוכמ אתילגרמ אהלאב אל שדוקה ןושלב והיתדסיו לוח לש ורובדל .’וכו לוח לש ונושלל המודב המוד אוהש

In Italien fand Chajon keinen Boden für seine Schwindeleien und wanderte daher nach Deutschland. Am längsten verweilte er in Prag und hat wohl hier den Grund zu der Sektiererei gelegt, welche sich dort fast bis ins 19. Jahrhundert erhalten hat. Er kam dahin anfangs Winter 5472 = Oktober 1711, gab vor, nur kurze Zeit dort weilen zu wollen, um die Rückreise nach Palästina anzutreten, blieb aber fast ein Jahr daselbst (Bericht des Naphtali Kosten in ’הל המחלמ): תועובש םא יכ (גארפב) בכעל הצור וניאש (ןויח) לוק עימשה תומי לכ םש ראשנו ... לארשי ץראל וכרדל בושל הצור יכ םינש ...אותסד יהלש דע ... ףרוחה

Er fand freundliche Aufnahme und sogar Bewunderung bei zwei damals in Prag lebenden rabbinischen Autoritäten, welche später ihren Leichtsinn zu bereuen hatten, bei David Oppenheim und Naphtali Kohen. Der erstere, der Sammler der berühmten Bibliothek, der Oppenheimeriana, ist eine bekannte Persönlichkeit. Seine Biographie gab Hock in Liebens Prager Epitaphien (Gal Ed., p. 42). Als Chajon nach Prag gekommen war, hatte David Oppenheim wenig Zeit, ihn näher kennen zu lernen. Er war zur Zeit seiner Ankunft von Prag abwesend. Aber sein Sohn Joseph nahm ihn wie ein höheres Wesen auf, räumte ihm sein Haus ein und überhäufte ihn mit Aufmerksamkeiten (Naphtali Kohen, Sendschreiben, a.a.O., und Einleitung zu Chajons הימחנ ירבד [vgl. auch oben S. 320]). Noch mehr gefördert hat ihn anfangs Naphtali Kohen.

4. Seine Biographie ist kurz dargestellt in Landshut, Ammude ha-Aboda, p. 282, und in Perles' Geschichte der Juden in Posen, S. 79 f. Die Geschichte von seiner Gefangenschaft durch die Tataren, von denen er das Pfeilschießen und Reiten gelernt, sowie von seinem begangenen Raube an den Schriften eines Kabbalisten, welche Schudt von einem gelehrten Juden erzählen hörte (Jüdische Merkwürdigkeiten II, S. 73 f.), scheint mir die tendenziöse Erfindung eines Gegners zu sein. Ist es denkbar, daß Naphtali Kohen als Rabbiner von Posen »stets einige Pferde auf der Streu gehalten, öfters ausgeritten und mit seinem Bogen mit Pfeilschießen sich erlustiere«? Dagegen ist es wohl richtig, was Schudt in verschiedenen Versionen berichtet, daß Naphtali einen kabbalistischen Assekuranztalisman gegen Feuersgefahr zu besitzen vorgab (das. p. 71 f.). Denn in Posen hat sich bis auf die neueste Zeit die Legende erhalten, er habe einen mit kabbalistischen Zeichen gefüllten Hirschkopf in der Rabbinatswohnung angebracht, welcher das Haus und die Gasse gegen Feuersbrunst schützen sollte. Durch den Brand, der gerade in seinem Hause in Frankfurt a.M. (14. Januar 1711) ausbrach und die ganze [487] Judengasse in Asche gelegt hat, wurde er wegen Brandstiftung in Untersuchungshaft gebracht (Schudt das.). Von der Anklage entlastet, begab er sich von Frankfurt nach Prag unter die Protektion David Oppenheims. Etwa neun Monate vor Chajons Eintreffen in Prag war er dort angekommen. Naphtali Kohen war von Chajons Persönlichkeit vollständig geblendet. Er berichtet selbst darüber (Sendschreiben a.a.O.): הז םסרפתנ דימו ... ולש רפוסה הימעד דחו גארפל אב (ןויח) שיאה םע ינפ לבקל יתיבל אבו .. תפצמ םיהלא שיא אבש ךיא ... ומש הטוע אוהו ןקז שיא יתיאר הנהו איצינעוומ אוהש ולש רפוסה םישנאל דואמ ברקל זאמ יכרדו איימאק ןמ דחכ ןייוצמו ליעמ םימשל דע וינפב אלש ותוא לידגה רפוסהש טרפבו םיידרפס ןינעמ ונרזחו םימעפ המכ ילצא היהו וילע שדוקה חורש רמאו כ"ג וילע יתזרכהו רבד אלמ והיתאצמו ... רתסנו הלגנ ןינעל ול יתישע םימיה ןתואבו ... םידרפס םימכח יבושח ילודגמ אוהש ...רבד לכב ןהו ועיסל ןוממב ןה תולועפה לכ

Im Winter 1711-1712 arbeitete Chajon seine sophistischen Predigten in drei Monaten aus, die er 1713 in Berlin unter dem Titel הימחנ ירבד druckte. David Oppenheim gab seine Approbation dazu, obwohl er selbst gesteht, sie nur flüchtig angesehen zu haben (המכסה vom 2. Adar I. = 9. Februar 1712): ירבד אלה ... ותרותמ הקשמו הלדמו הלודש ילד תיב שיא הימחנ לכמ תחא הלע א"כ ידיל יתא אלד ג"עא ... ןאכ שי הנקזו המכח ותא ידי ןתיל עונמל היה יוארה ןמ כ"או אמגודל תחא דבב רפס וילע ןידיעמ יתבישי ינב ול ןיכז ןימותחב וידיע םוקמ לכמ ומע .אבר ארבג אוהש

Bei gewissenhafterer Prüfung hätte Oppenheim finden müssen, daß das Buch, wenn auch nicht Ketzerisches, so doch viel Exzentrisches und Sophistisches enthält, welches dem rabbinischen Judentum zuwiderläuft. Später wurde ein Zetergeschrei dagegen erhoben; aber weder David Oppenheim noch Naphtali, auf dessen Empfehlung hin der erstere seine Approbation erteilt hat, haben es recht angesehen. Naphtali stellte ihm d.d. 22. Marcheschwan 5472 = 4. November 1711 eine lobhudelnde Approbation der später so sehr verketzerten Schrift םיהלאל זוע aus und sagt darin, er habe den größten Teil derselben gelesen: ... יאי אוה אנלבקל יתאד שנ רב :ץ"כ ילתפנ ררהומכ תמכסה לבוקמ ןויח הימחנ ררהומכ ... ללוכה םכחה לודגה ברה אוה ... םישדקה ישדק תיבמ ןיאצוי רוא יצוצנ ינש ... ןמאנ יקלא דחאכ םהינשו ... םיהלאל זוע ומש ארקי ... ינשהו ... ושמ ארקנ ’וכו ... יכחל דואמ וקתמו הברמ קלח ןכותב יתירקו ... םיבוט. In dem späteren Revokationsschreiben sagte Naphtali Kohen: םיהלאל זוע ... ויבתכמ טעמ יל הארה םימיה ךרואבו יפודו ץמש וב היה אל רשא בוטה לכ תא טקל אוה יאדובו .... Zum Schlusse beteuert er gar, daß er eine Partie des Chajonschen Buches, den eigentlichen Text, das אלכד אתונמיהמ, gar nicht gesehen, die sogenannten zwei Kommentarien an der Stelle nicht in der Ordnung vor sich gehabt und überhaupt nur einige Blatt darin gelesen habe: ויתיאר אל אלכד אתונמיהמ ... רמאמה הזמ רדג םישוריפ ’ב השעש רובחה רדסו הכ דע ויתעמש אלו קר יניע הארמל אל ולש תולפת ירבד לכו יתיאר אל הזמ רדגו הז לעו ... רפסה הז לע יתמכסה יתתנ אל םלועמו ןיפד הזיא רדסה. Aber seine Approbation spricht doch gerade von den beiden Partien, und diese liegen doch nur in der Form von Kommentarien zu einem Texte vor! Eine von N. Kohens Behauptungen beruht demnach auf Unwahrheit, wahrscheinlich die erstere, als habe er den größten Teil des Buches gelesen. Er hatte nur einen flüchtigen Blick hineingetan, und mit der Vertrauensseligkeit der Rabbinen jener Zeit, namentlich einem Kabbalisten gegenüber, hatte er die Approbation ausgestellt.

[488] Nach und nach konnte Chajon in Prag Naphtali Kohens Protektion entraten. Er fand nämlich Anhänger an der Jugend, welche auf seine Worte lauschte. Er wagte mit seinem schwindlerischen Wesen offen aufzutreten, schrieb Amulette für gutes Honorar, behauptete, mit dem Propheten Elia und auch mit der Schechina auf vertrautem Fuße zu stehen, neue Welten schaffen und Tote erwecken zu können – und spielte im geheimen mit lustigen Genossen Lomber (das. ausgezogen in Emdens תואנקה תרות, p. 33): לטבו אירבמול ןירוקש ןיטראקב קוחשו היתשו הליכאב ... םינמזה לכ. Nachdem Chajon fast ein Jahr in Prag zugebracht, kam Naphtali Kohen hinter seine Schwindeleien, stellte ihn wegen seiner Amulette und seiner blasphemierenden Äußerungen zur Rede, erhielt aber nur sophistische und prahlerische Antworten von ihm. Einmal gestand Chajon offen ein, es sei nur ein Mittel für ihn, um Geld zu gewinnen: לותיהו קוחש ךרדב יל בישה ןוממ איצוהל הלובחת םא יכ הפונח הז ןיא (Naphtalis Sendschreiben). Naphtali erzählt ferner, seit der Zeit, daß er hinter dessen gemeine Schliche gekommen wäre, habe sich seine Liebe in Haß verwandelt, er habe dessen Sekretär und Famulus ausgehorcht und aus dessen Äußerungen entnommen, daß Chajon zu den sabbataïschen Aposteln von Salonichi gehört habe: יתשגרהו תוריקח עבשב יתרקחו ... יקינולאסד םידמושממ ... אוהש דימ טחמ לש ודוחכ חתפ חתפ ךא םיחפט הסכו ולש רפוסה תא. Er habe sich Mühe gegeben, ihm die ihm erteilte Approbation abzunehmen, es sei ihm aber wegen der Anhänger Chajons nicht möglich gewesen, und die gebietende Autorität der Gemeinde, David Oppenheim, sei abwesend gewesen.

5. Im Frühjahr 1712 reiste Chajon nach Wien und soll dort von hochstehenden Christen mit reichen Geldmitteln versehen worden sein (Naphtali Kohen das.): אניול (אותסד יהלשב גארפמ) םשמ ןויח אצי כ"האו ןפוא הזיאב יתעדי אלו םירשה לצא בר ןוממ גישהו. Auf dieser Reise berührte er Nikolsburg. Der damalige Landrabbiner von Nikolsburg und Mähren, Gabriel, erklärte zwar später, die in seinem Namen den Chajonschen Schriften הימחנ ירבד und ’לאל זוע vorgedruckten Approbationen (d.d. 22. Siwan 1712) seien gefälscht, da er ihm nie eine solche ausgestellt habe. Allein er räumte ein, daß er Chajon weiter empfohlen habe: ורובע יתבתכ הצילמה ךא ... המכסה יתתנ אלש רורב ינורכזבו ורובע ץילמהל ידי םג יתכמס םיבתכ בורלו ותשקב בורל (abgedruckt in ’הל המחלמ). Auch in Proßnitz war er und soll den Sabbatianer Löbele Proßnitz wieder angeregt haben, seine Sektiererei fortzusetzen, nachdem er sie, durch den Bann bedroht, einige Zeit eingestellt hatte. – Von Mähren durchwanderte Chajon Schlesien, war auch in Breslau und fand überall Anhänger, indem er sich als wundertätigen Propheten vom heiligen Lande ausgab (Naphtali Kohens erstes Sendschreiben): .יזעלשו ןיהרעמ תנידמ לכ ךרד אניומ ותעיסנ רחא רענו ... וב םינימאמש תותיכ תותיכ המכו ... איבנל ומצע קיזחהו דחא השעש ... ץיטסורפב היהש הלשכמהו לודגה רוסיאה תא שיאה הז הנהו ... םיקלאל טעמכו (ץיטסורפ ילביל) איבנל ומצע וב ונימאה אלש םישנאה ףאו םיברב תוליהק ליהקמו ורוסל רזח יתאבש ףרוחה תומיבו – דואמ דואמ וב םינימאמ התע הנושארב ולידגהו תוביבסה לכמ הירורעש הפ יתאר (ג"עת אלסרבל) ןאכל ראפתהו םתלהק ךרד איבנ רבעש ורמאו (ןויח) שיאה תא דואמ םלועבש תולועפה לכ תושעל לכויש ומצע. In Glogau war Chajon im Monate Ab 1712, wenn die Approbation des dortigen Rabbiners Jehuda Loeb ben Mose (d.d. Ende Ab 5472) echt ist. Anfangs 1713 war er in Berlin, laut des [489] Datums der Approbation des Berliner Rabbiners Aaron (d.d. 26. Tebet 5473 = 24. Januar 1713). Naphtali Kohen war damals zufällig in Berlin, gedachte ihn zu entlarven und ihm die eingehändigte Approbation zu entziehen: aber da die Gemeinde ohnehin gespalten war und er Skandal scheute, unterließ er jeden Schritt gegen ihn. ןילרב ... ק"קל יתנמדזה כ"חאו ויתיאר אל יכנאו... םש ותוהמ המ יתעדי אלו םש אוה םג היהו אלו םולש יל ןתנ תבשב כ"הבב דחא םעפ קר םש יתויה ימי לכ םושב כ"הבב בוש היה אל יכ ... ויתיאר אל בושו ול יתרזחה יתמכסה תא איצוהל ידכ ןיפיקעב וילע אבל זא יתעדב היהו םעפ יתשל וקלחנ יכה ואלב הלהקה יכ יתיארו ... וישעמ תא םסרפלו והל אחינ אריקפהבו םיצרפתמ םיברו הכב הזו הכב הז תותכ הזש םגשב .ולאכ םישנאב אקוד קבדתהל הבוח יפלכ םיטמו תוכלמל םיעמשנ םירבדה לוקו ... יוג תיבב ןסכאתמ היה שיאה רתוי םשה ללחתיו .... Das Zerwürfnis in der Berliner Gemeinde beruhte auf dem Antagonismus der Witwe Liebmann und des übrigen Teils der Gemeinde infolge des Synagogenbaues.

6. In Berlin druckte er nacheinander (1713) seine zwei Hauptschriften, die sophistischen Predigten ירבד הימחנ und das sehr verketzerte Buch םיהלאל זוע und םישדקה שדוק תיב betitelt; es sind Kommentarien und Ausführungen zu dem stückweise in der Mitte gedruckten sabbatianischen Texte אלכד אתונמיהמ (vgl. o. S. 485). Mit den vorgedruckten Approbationen hat er den Schwindel derart angestellt, daß er die ihm für das erste Buch erteilten ohne weiteres buchstäblich auch dem zweiten einverleibt hat. Noch dazu fälschte er drei Approbationen, von Gabriel von Nikolsburg, von Joseph Fiametta von Ancona und von drei Rabbinern Venedigs [vgl. jedoch Roest, Rosenth. Bibl., S. 270]. Die letztere trägt die Fälschung an der Stirne, indem sie sich im Jahre 1711 auf andere Approbationen beruft, die erst ein Jahr später erteilt wurden, als auf eine genügende Garantie für die Vortrefflichkeit des Buches. Dieser Zug charakterisiert die Keckheit des Verf. und die Verblendung derer, welche ihn später durchaus zum Heiligen stempeln wollten. – Der Inhalt des םיהלאל זוע ist nicht bloß sophistisch, sondern entschieden antijüdisch, indem er statt der jüdischen Gotteseinheit geradezu eine neue Art Trinität setzt, deutlicher und ausführlicher als in dem Büchlein אדוחיד אזר. Diese ketzerische Behauptung zieht sich durch das ganze Buch mit Anlehnung an den Text אלכד אתונמיהמ und konzentriert sich am Ende (Kap. 28, p. 82b): ןימאהלו עדיל אוה הנומאה רקע יכ עד םינשהו ... דח ןוהניא ןוהיתלתו אתונמיהמד ירשק תלת םהש אוהש דחאה ןמ תוטשפתה םה היתניכשו אשידק אכלמ םהש ’גה ולא ןווכל ךירצ וניתנווכ לכו ... אישידק לכד אשידק אקיתע הז לע הגורא הרותה לכו אתונמיהמד ירשק. Im Kommentar םיהלאל זוע wird nachgewiesen, daß alles im Universum in Drei-Eins eingeteilt sei, namentlich der menschliche Leib; eine Menge Soharstellen werden dazu herbeigezogen, um diese Trinität zu belegen. Zu diesem Zwecke mußte er die Haupthypostasis der Kabbalisten, den En-Sof eliminieren, d.h. er durfte sie nicht als Person, sondern nur als Modus gelten lassen (gleich im Eingange in beiden Kommentarien und öfter). Die erste Person in seinem System ist demnach אשידק אקיתע. Er hat irgendwo etwas von einer anderen Substanz, einer allgemeinen Seele, ייח לכד אתמשנ vernommen; das wäre eigentlich eine vierte Person in der Gottheit, aber diese beseitigt er unter der Hand; sie verbinde nur die drei Personen, sei aber an sich nicht substantiell: אתמשנ איה אמשב לייע אלד אעיבר אתמשנהו ייח לכד. [490] David Nuñes Torres, dessen Exposé von Chajons Theosophie in die Bibliothèque raisonnée aufgenommen ist (vgl. o. S. 448), hat dieses Verhältnis nicht recht aufgesaßt, indem er ihm eine Quaternität vindiziert (das. p. 350): Le vieux Saint des Saints qui est la première personne de sa Quaternité ... la quatrième servant de lien pour unir les trois autres. Von vier Personen spricht Chajon nirgends, sondern spielt nur mit der anima omnium viventium. Um dem Einwurf zu begegnen, daß die Trinität, die doch eben ein Dogma des Christentums ist, nicht zugleich ein solches des Judentums sein könne, stellte er eine Differenz auf, welche zugleich charakteristisch für seine Sophistik und seine Frechheit ist, das christliche Dogma sei gewissermaßen die Karrikatur der jüdischen Trinität. Die Stelle lautet (das.): ירשק תלת אכלמד אלכיה ינבמ והיאד והנה ןיב רורב הז רבד .אתונמיהמד ארקיב ילכתסמ אלו יעדי אלד ... אבל ימיטא ןוניאד יבגל לבא איה אדוחיד אזרש ןכתי ךיא אתלמ יאה והל אישק ןוהיראמד ם"כעה תנומאל הנומא יאה והיניעב אימדו ירשק תלתה שיש ומכש םיהלא השע הז תמועל הז םגש יעדי אלו (םירצונה) ארקשד ירשק תלת שי ךכ אתונמיהמד ירשק תלת. Chajon zitiert dafür Sohar Exodus, p. 243b, wo aber von etwas ganz anderem die Rede ist.

Daß Chajon seine dreieinige Gottheit körperlich gedacht hat, geht aus vielen Stellen hervor. Besonders prägnant ist der Passus in der Einleitung p. 7: יכ חתפמ ונל רסמ רבכש םדא לש תעדה ידי לע גשומ ה"בקה הזו ומלצב םדאה תא ’ה ארביו ביתכד :םיבותכב םגו ותרותב .הלא הזחא ירשבמו :ביתכד םיבותכב .הרותב לודג שרוש

In den zwei oder drei Einleitungen bespricht er drei Punkte: 1. daß es nach talmudischer Lehre, trotz des Scheins vom Gegenteil dem Buchstaben nach, dem Frommen gestattet sei, das Wesen Gottes zu ergründen. Dabei mußte er einem Worte im Talmud (יותר) eine wächserne Nase drehen und es in dem entgegengesetzten Sinne interpretieren; 2. daß es gestattet sei, von einem Ketzer etwas, namentlich Spekulation über die Gottheit, zu lernen. Er verriet damit ein böses Gewissen, daß die von ihm aufgestellte Trinitätslehre oder der Text אלכד אתונמיהמ von verketzerten Sabbatianern stamme. In der Tat spielen seine beiden Kommentarien öfter auf sabbatianische Dogmen an, ohne welche manche Stelle nicht verständlich ist. Einmal polemisiert er in einem untergeordneten Punkte gegen Cardoso (p. 26 a): קא"רה טרפבו הברה ועט וז הרבסב d.h. וזודרק םהרבא ’ר. Daß er unter אשידק אכלמ dasselbe, was die Sabbatianer verstanden haben: den Gottmenschen S. Zewi, ist nicht zweifelhaft (s.o. S. 449), Dabei deutet er an, daß durch diesen eine neue Lehre entstanden sei (p. 77 b): אכלמ גווזמ ואוביש תורחא תומשנ השדח הרות רוסב היתניכשו אשידק. Interessant ist es auch, wie er die Kabbala auf den Kopf stellte. Ihre Anhänger haben stets der Spekulation des menschlichen Geistes, welcher irren könne, die Gewißheit der kabbalistischen Überlieferung von Simon ben Jochaï oder Mose, oder noch höher hinauf entgegengestellt. Chajon aber behauptet das Entgegengesetzte, Kabbala sei nicht Überlieferung, sondern Spekulation (Anf.) ןיאו הריקחב אקוד אלא הלבק ךרדב (םיהלא תעידי) וז העידי.

7. Um dieselbe Zeit machte auch Chajons Gegner, Abraham Jizchaki, Reisen als Jerusalemischer Sendbote. Um 1712 war er in Smyrna und regte dort die Gemeinde an, die Schriften Abraham Michael Cardosos (o. S. 467) zu verbrennen. In Ms. Halberst. B, Bl. 64 findet sich ein Sendschreiben des [491] Smyrnaer Rabbinats an Mose Chagis (d.d. םיטפשמ, Februar 1712), worin von der Razzia gegen die genannten ketzerischen Schriften referiert und die Amsterdamer Gemeinde ermahnt wird, den Druck derselben in ihren Offizinen zu inhibieren: לע ונשפנב רעצ ומכ םיבר םימי הז ויהש וזודראק םהרבא שיאה ותוא י"פע תופיוזמ תוביתכ תודוא תולעמה ריצ ונילא אבב התעו ... ונריע ידיחי תצק דיב תואצמנ דחי ונדעותנו ... יקחצי םהרבא ... ברה אנמחרד .אחילש ... םישנאל ונחרכוהו ... דמעמה ישנא שדק םע ישאר תופרטצהב םאיבי ... תוביתכה םתואמ ודיב אצמנ רשא שיא לכ יכ ... המהה ונישע םויה ותואו ... שא תפירשל ... םתוא וננד ףכיתו ... ונידיל ןמתל ןאכמ וחלשש ונעמש העומש התעו .ןנברל אבט אמוי ותוא םיריכזמכ אלא םיריהזמכ ונא ןיא ןכל .הלא תוביתכמ סיפדהל ועידוי ןכו ... סופדה תיבל םואיבי אלו ... הספדהה ילעבל וריהזיו לע ןיב השרפב רומאה לכ עידוהל תוביבסה לכו ... אילטיא ירעל הספדהה ןינע לע ןיב האירקה ןינע. Nebenher sei erwähnt, daß sich das Smyrnaer Rabbinat zu diesem Scheiterhaufen für die Cardososchen Schriften des weltlichen Armes bedient hat (Sendschreiben des Vorstandes von Smyrna an den von Amsterdam, Emdens תרות תואנקה, p. 32 b f.): םינודאה תרזעבו ... ’ה תאנק ונשבל ןפואה שקבל אייקרוט תולהק ראש לכמ םגו י"ה ונלש םינברה יבצ יתבשב םינימאמ לש) תוללוקמה תונומאה ולא רוקעל ידכ די לעש םירבדה ועיגהו ... יוארה חכה לכב ונישע ןכו (וזודרקבו ןפרושל ידכ תוערו תורוחש תוביתכה ןתוא לכ ונצבק הררשה. Im Juli oder August 1712 war Arbaham Jizchaki auch in Amsterdam und verunglimpfte Chajon (italienisches Sendschreiben Salomo Ayllons an einen Freund in Livorno d.d. 19. Ab 1713, Halberst. Ms. B, Bl. 27): L'anno passato quando è stato qui ... H. Abraham Ishachi ha lassato una recommandazione à suo modo infamando à un Hijjá Haïon (ben inteso, per molta lite e dissensione che hebbe col medesimo) che se per fortuna venisse qui, gli fecessero il maggior pazzo l'orrechio (?).

8. Am 6. Tammus (30. Juni) 1713 kam auch wirklich Chajon nach Amsterdam mit seinem ketzerischen Werke. Seine Reise von Berlin hatte er über Hamburg gemacht; doch machte er zuerst mit Jonathan Eibeschütz Bekanntschaft (רפוסה ןתנוהי תיב, angeblich von Emden, Anf.). Er hatte vorher zur Rekognoszierung des Terrains in Amsterdam einen Anhänger, Elia Taragon, dorthin vorausgeschickt. Sofort entstand eine immer zunehmende Bewegung, welche sich von dort aus über fast die ganze Judenheit Europas und Vorderasiens fortpflanzte. Diese Bewegung ging von drei Persönlichkeiten Amsterdams aus, von denen jede eine eigene Geschichte hat, vom Chacham Zewi, von Mose Chagis und Salomo Ayllon.

9. Die Biographie des Zewi ben Jakob hat sein Sohn Jakob Emden ausführlich geschrieben unter dem Titel רפס תליגמ, wovon Salomo Kohen einen Teil im Sammler (ףסאמ Jahrg. 1810) gegeben hat, wieder abgedruckt in Jakob Lissas בקעי תלחנ I, Ende. Aber der erste Editor hat gerade abgebrochen, wo der Konflikt Chacham Zewis mit der Amsterdamer Gemeinde wegen Chajon beginnt. Die Michaelsche Bibliothek, also jetzt das British-Museum, besitzt das Manuskript. Die biographische Skizze von Fränkel über ihn (Orient, Jahrg. 1846, p. 767f.) und auch das, was Zipser über Chacham Zewi bemerkt (das. p. 598), sind schon deswegen unbrauchbar, weil sie die genannte Biographie gar nicht kannten und nur mit Kombinationen arbeiteten [vgl. Dembitzer יפוי תלילכ I fol. 91 ff., Buber, םש ישנא 186, 189]. [492] Chacham Zewis Geburtsjahr fällt (1658)22 einige Jahre nach der Einnahme Wilnas (1655) infolge des kosakisch-polnischen Krieges (o. S. 72). Sein Todesjahr gibt seine Grabschrift in Lemberg: ח"עת ’ה רייא ח"רד ’ב (= 2. Mai 1718). Sein Sohn motiviert dessen Abgang von Bosna-Seraï (Serajewo) mit der Nachricht von der Gefangennahme der Seinigen in Ofen, ק"קב ברל לבקתנו ריעה תדוקפ הברק רשאכו לודג דובכ וב וגיהנהו ... יאראש (ןיבוא רוצמ םותכ) ומא הבשנ יכ ועמשכו רוצמב איה םג אבתו ול ךלה. Chajon erzählt dagegen in gehässiger Weise, Chacham Zewi sei aus Seraï in dunkler Nacht von der Gemeinde ausgewiesen worden (Einl. zu יבש דצה): ורענש רענש ץרא איה ... לבב (צ"ח לש) ותכלממ תישאר יהתו ןושיאב םשמ והוכילשה רשא ייאראס הנסוב תארקנו הנממ ותוא לאומש םה ותכלשהב ולדתשה רשא םישנאהו הליפאו הליל ןויח אייחו ילומלא. Der erstere war Chajons Schwiegervater, und der letztere hatte den Beinamen ךוראה, der später Veranlassung zum Mißverständnisse gegeben hat. 1710 wurde Chacham Zewi als Rabbiner der deutschen Gemeinde nach Amsterdam berufen. Obwohl damals noch wenig von ihm im Druck erschienen war (בהז ירוטל תוהגח 1692), erfreute er sich nichtsdestoweniger damals eines sehr ausgebreiteten Rufes. Von vielen Seiten wurden Anfragen an ihn gerichtet. Die sefardische Gemeinde von London erwählte ihn zum Schiedsrichter in einer peinlichen Gewissensfrage. Ihr Rabbiner, David Nieto, Verfasser des הטמ ירזוכ ןד, hatte in einer Predigt (13. Kislew 5464 = 1. Dezember 1703) auseinandergesetzt, daß die allgemeine Natur (Natura naturans, Naturaleza general) mit Gott identisch sei. 13 Mitglieder fanden dieses Dogma ketzerisch (spinozistisch), beklagten sich darüber beim Vorstand und baten, es einem kompetenten ןיד תיב zur Prüfung vorzulegen. Dieser wählte als Schiedsrichter den deutschen Rabbiner von Amsterdam Chacham Zewi, der Nieto recht gab (zum Schlusse von Nietos zwei Dialogen: de la divina providencia, London 1705 und 1706, auch Chacham Zewi Ressp. No. 18. Diese Gutachtensammlung יזנכשא יבצ ת"וש ist erst Anfang 1712 erschienen). Sein Sohn Jakob Emden stellt ihn als Muster der Uneigennützigkeit, der Genügsamkeit und des mutigen Eintretens für gekränktes Recht auf. Bescheidenheit scheint aber nicht seine Tugend gewesen zu sein; wenigstens berichtet sein Rival und Gegner, Salomo Ayllon, von ihm (in dem zitierten italienischen Sendschreiben): il Hacham Zebi, che si par d'esser più di וניבר השמ.

10. Mose Chagis. Sein Geburts- und Todesjahr ist bei den Bibliographen ungenau, resp. falsch angegeben. Im Vorwort zu seines Vaters Jakob Chagis' (s.o. S. 442), תונטק תוכלה ת"וש, d.d. Livorno ן"תי תנש חרק ’פ = Juni 1700, sagt er, er sei ungefähr 30 Jahre alt: ירה הנש םישלש ןבכ ינא. Folglich ist er um 1760 geboren. Wenn Mose Chagis (nach Asulaï s.v. ה ’מ’) 1738 nach Sidon gekommen sein soll (in demselben Jahre druckte er noch in Altona sein יעסמ הלא תשרפ zur Vorbereitung für seine Rückkehr nach Palästina) und einige Jahre später, nehmen wir gar an 1741, gestorben ist, so kann er nicht, wie bei Asulaï angegeben ist, gegen 90 Jahre alt geworden sein, sondern höchstens 75. Wolf gibt in der Bibliotheca Hebraea III, p. 908 seine Biographie umrißlich; wir besitzen aber einige Notizen, welche diesen Rahmen ausfüllen. Im Anhange zu seinem םיעשופ רבש und in einer gegnerischen Schrift אבר אעדומ (Chajons Selbstbiographie), [493] auch in Chagis' תמא תפש p. 26a sind Briefe und Notizen mitgeteilt, welche seinen Lebenslauf illustrieren. Aus diesen ergibt sich, daß Chagis in seiner Jugend der Existenzmittel beraubt wurde, die ihm früher zugeflossen waren. Sein Großvater Mose Galante übernahm die Klaus, welche ein Livorneser Vega für J. Chagis gegründet hatte. 1687 heiratete er die Tochter des Mardochaï Maleachi in Jerusalem und wurde der jüngere Schwager des Hiskija da Silva. Nach dem Tode seines Großvaters Galante 1689 hatten die Einnahmequellen aufgehört, und außerdem war seine Mutter von einem Kompagnon und von der Gemeinde Safet, denen sie nacheinander Vorschüsse gemacht hatte, betrogen worden. Der Mittel entblößt, verließ M. Chagis 1694 Jerusalem, empfohlen vom dortigen Rabbinate an die Gemeinde von Kairo; diese wiederum und das Rabbinat Raschid (Rosette) und Alexandrien empfahlen ihn 1695 dem Rabbinate von Livorno mit der Bitte, daß der Schwiegersohn Vegas die eingegangene Klaus in Jerusalem für ihn wieder restaurieren und mit Geldmitteln unterstützen möge. Gegen Ende 1697 hatte bereits ein Kapitalist Abr. Nathan aus Rosette eine bedeutende Summe für diese Klaus festgesetzt; die Ausführung verzögerte sich nur noch wegen einiger Formalitäten, als ein Schreiben aus Jerusalem einlief, von vier Quasi-Rabbinen unterzeichnet, welches Mose Chagis auf das schimpflichste anschwärzte. Das Sendschreiben war von vier obskuren Männern ausgegangen. Anfang Nisan 1698. Sie beschuldigten ihn namentlich, er habe Briefe von Jerusalem nach Amsterdam wegen Besetzung von Stellen geöffnet und ehrenrührig über seinen ehemaligen Schwiegervater, der ihm Wohltaten erwiesen, geschrieben. Auch die Gemeinde von Livorno habe er in seinem Schreiben verleumdet. Sie nennen ihn nicht anders als רענ ליסכ. Sie sagen von ihm: תפצ בירחהש ול יד אל הבירחהל שקבמ םילשורי םג אלא ערה ונושלב. Sie drohen, ihn in den Bann zu legen, wenn er nicht um Verzeihung bäte; dann fahren sie fort: רחרחמ והונרכה םלועמו ... םיבזכו םירקש אלמ דע ... ברקעו ףרש שחנ ןושל ונושל ביר םוש ודיב ורסמי אלש ןירזוג הטמ ימותח ד"ב ונא ... התעמ ןכל וא שרדמ םוש אלו ... הגיו ריבגה לש ןשיה שרדמהמ אל ... יונימ ןתנ םהרבא ’הכ תבדנמ ונעמש םימי המכ רשא שדוחמ רגסה םשל אלש הכותמ ףד סיפדהו הזל לפטמ זלה רענהש ונעמשו לכ ןכל ... תפצ תברח םרג תוצרא בירחמ רענה הז לבא ... םימש םיעשופל די ןתונ אוה יכ ונכשי ... ןנברד איווח ודיב קיזחמה. Das Rabbinat von Livorno nahm sich indes des Mose Chagis an, stellte ihm ein günstiges Zeugnis aus und bat das Rabbinat von Jerusalem, solchen Invektiven gegen ihn Einhalt zu tun (Oktober 1698). Das Rabbinat von Jerusalem nannte jene vier Ankläger geradezu: אתוליזב םהיפ וביחרה םש ילב ינב םיזחופו םיקיר םישנא זיגאח השמ ... לע העות רבדל ןנברד (Anfang August 1700); allerdings gehörte auch dazu Abraham Jizchaki, der M. Chagis' Lehrer und Gönner war. Doch stellten ihm auch die Rabbinen von Livorno Samuel Costa und der biedere Greis Emanuel Frances ein sehr gutes Zeugnis aus. Indessen hatte jene Verleumdung doch insofern Wurzel gefaßt, als die Klaus für ihn nicht zustande kam. Er beschuldigte einige Mitglieder des Rabbinats von Livorno, es hintertrieben zu haben, und machte seiner Verstimmung Luft durch einige verletzende Äußerungen im Vorworte zur Edition des Werkes seines Vaters תוכלה ת"וש תונטק (gedr. Venedig 1704). Er geriet dadurch in Spannung mit einigen einflußreichen Personen. Wolf, welcher mit ihm später in Hamburg verkehrte, erzählt die Sache kurz (IV, [494] p. 908): Avo mortuo magna pecuniae summa, cujus reditus ad fovendam scholam et gentem ... pauperiorem sustentandam legati erant, fraude nonnullorum subtrahi coepit. Ad causam igitur hanc agendam in Aegyptum atque hinc in Italiam profectus, cum nihil perfecisset, in Germaniam et Belgium abiit. In Amsterdam war er bereits 1707, dem Jahre, in welchem er die Additamenta zu ךורע ןחלש ד"יו ח"וא unter dem Titel חמקה טקל edierte. Auch darin machte er maliziöse Anspielungen auf einige Gemeindeführer von Livorno, wodurch das Livorneser Rabbinat sich so verletzt fühlte, daß es ein sehr derbes Sendschreiben nach Amsterdam richtete, worin Chagis fast gebrandmarkt wird (abgedruckt in אבר אעדומ, d.d. Januar 1709): ונל שי יכ זיגאח השמ ’חה ןודמו ביר שיא המ לעו ול היה המ ונעדי אל שיאה השמ הז יכ ומע הבירמו הסמ לע הזה ק"ק ידיחימ בתכל ונתינ אל רשא םירבד וירפס לע הלעה הפ תויהב השע רשאכ ותאמוטב קיזחמ ונדוע ... טרפה לעו ללכה .. ותואגבו ויניעב אוה םכחו תעדה ארסחמ ירוסח יכ דמוע ונמע המכחב ונממ םילודגו םונקז םימישי ג"ע תסנכה תיבב בשיל שקב םוקמב בשיל ול ונחלשו היסרוכל הוכפה הזה ק"ק דמעמו ... שקבל םילשורי שדוקה ריעמ תועמ המכ רזיפו ךלהו ... ול יוארה ולצא ובשיש דובכמ םוקמה טעמש דע ... ודובכ םוקמ היא ק"ק ידיחי לע ובלב רשא אניטה איה וזו .. םיזחופו םיקיר םישנא י"ר תויהל הירחא ףדור היהש הררשה תודוא לע היה וזו ... הזה םילשורימ דחא בתכ אתרק .ירוטנ ולא דיבו ... הגיו לאפר רגסהמ ול ונתנ אל הז לעו ... יונימ םוש ודיב ורסמי אלש םרח תרזגב ותאצבו ... ונממ החרבו הירחא ףדור היה רשא הררשה תאז טרפבו דחאל ’א אתרק ירוטנ לכל סייפו ךלה ומצע אוה ןאכמ לכו ... םהיניב םולש ושעו ומע וסייפתנ םהו םירכזנה ולאל .ויריבח יאנגו אתועירגד ילמו אתונציל םיאלמ וירפס

Diese Rabbinen Livornos schickten jenes als verleumderisch erklärte Schreiben aus Jerusalem gegen Chagis nach Amsterdam und bestanden darauf, daß Chagis um Verzeihung bitten sollte; sonst würden sie ihn in den Bann tun und das Schreiben von Jerusalem veröffentlichen. Beim Eintreffen dieses feindseligen Schreibens hatte Chagis nichts Eiligeres zu tun, als die günstigen Zeugnisse für seinen guten Leumund dem portugiesischen Rabbinate von Amsterdam vorzulegen. Dieses bezeugte deren Authentizität, nahm sich seiner warm an und entschuldigte selbst seine Ausfälle mit der Gewohnheit der Jerusalemer, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Dieses Sendschreiben d.d. Adar (Anfang März) 1709 ist unterzeichnet von den spätern Gegnern Chagis', Salomo Ayllon, David Aben Atar (Melo) und Salomo Jehuda Leon. Mit Salomo Ayllon stand Chagis damals überhaupt auf freundschaftlichem Fuße; jener approbierte dessen Werk חמקה טקל. Noch ist zu bemerken, daß Chagis in Amsterdam Lehrer war (Wolf l.c.): In Belgio Amstelodami primum per aliquot annos versatus, ibidemque doctor tironum seu studiosorum constitutus. Es wird sich später zeigen, daß er auch Prediger an einer der Synagogen war. Sein Aufenthalt in Amsterdam sollte nur vorübergehend sein, er dachte noch immer daran, nach Palästina zurückzukehren. Über seinen Charakter sagt Wolf (III, p. 755): ex sermonibus, qui mihi cum illo intercesserunt, intellexi, hominem esse candidum et juris Judaici reique et historiae inter suos literariae, nec minus variarum linguarum peritissimum (doch wohl nur neben Hebräisch auch Spanisch und Italienisch). Dagegen sprach sich Ayllon sehr weg werfend über ihn aus, allerdings in der Hitze des Streites, an einen Freund in Livorno: il Haham [495] Ages che V. S. lo conosce meglio di me (ital. Sendschreiben a.a.O.), anspielend auf jenes anklägerische Schreiben aus Livorno. Heftig, streitsüchtig und rechthaberisch war Chagis allerdings, aber auch leicht zum Versöhnen geneigt und vom Extrem der Heftigkeit und des Stolzes zu dem entgegengesetzten milder Unterwürfigkeit überspringend.

11. Salomo Ayllon (so zu schreiben nach einem Städtchen in Spanien), einer der Hauptanreger des Streites, ist wenig bekannt, da er nichts Selbstständiges ediert hat. Nur Wolf hat zwei kurze Artikel über ihn III, p. 1026: S. Alion f. Jacob Thessalonice Londinum vocatus, Archisynagogum ibi post J. Abendanam per undecim annos egit atque hinc an. 4600 (1700) Amstelodamum discessit, ibidem eodem munere in synagoga Lusitanorum defunctus. IV, p. 974 heißt es: S. Ailion obiit Amst. d. 1. Ijar i.e. Apr. 10 an. 1728. Vgl. Coenen, Geschiedenes d.J. p. 428. In einer kabbalistischen Gebetordnung (ןוקת) nach S. Ayllon wird er als Safetenser bezeichnet (Kat. Bodl. Nr. 3112). Mag er nun in Salonichi geboren oder daselbst eingewandert sein, so ist es wohl Tatsache, was Chagis mit aller Bestimmtheit behauptete, daß Ayllon zum Kreise der Salonicher Sabbatianer von Querido gehörte, die es in kabbalistischem Fanatismus mit der Ehe sehr leicht nahmen, daß seine Frau früher in Ehebruch gelebt und er sie ihrem Besitzer entrissen habe, daß, als Ayllon später Rabbiner war, und diese seine Antezedentien ruchbar wurden, die Gemeinde Skrupel empfand und einige Rabbinen, um Ärgernis zu vermeiden, die Tatsache mit dem Mantel der Nachsicht verhüllt hätten, und daß er selbst, Chagis, 1699 deswegen angefragt worden wäre und Stillschweigen angeraten hätte (םיעשופ רבש sign. נ, 2b): םכל יוהל עידי תפגמב וכוהש ןתואמ דחא אוה (ןוילאא המלש) ףוצחה הזש קיזחה קרפ ותואבו ו"שמו ןיטנרולפו ףוסוליפ ודיריק אמטה האיצוהש דחא בעות םע האמטוה רשא ירחא) ודי תחתש הורעב אבו רכנתהו ( ... וגוז תב התיה אלש הנעטב הלעב די תחתמ לארשיבש תולהקה ןמ תחא וב ולשכנ ... ולא תוקוחר תונידמל לארשי ימכח לצא רבדה עמשנשכו (ברל) םהולע והולבקו אוה םיהלא לא םנמא ... ) רבדב ועדי אל ולאכ ןיעה תא ומילעה יתודע יתשבכ אל ק"פל ט"נת ’שב הלהקהמ יתלאשנשכש ... עדוי אל הלעו ליאוה יתרמאו הבישת ילעב די לשרל אלש ידכ אלא דוד לוגלג היהש ... ונל ריבסהל םירבדה בבסו ( ... דרי ןושארה לעבה קושעו בולעהו .וב אצויכ ודי תחתש תרקפומהו לכשו .הירוא ולצא הדמע אלו החקלש ינשהו ינומדקה שחנ היהש יתעמש אל ולאו ... וירחא ןנרי אל ןשרשב םירבדה עדיש ימ יתנמאה אל ויפמ. Ebenso in Chagis' תואנקה תרות תאז und in Ms. Halberst. B. (Bl. 79 v.): ש"רה אוה םהבש ’אהו אוהש רחאמו וירביאב עלבומ ינומדקה שחנ סרא ... ןויליא קיזחמ ונדועו וז הער הנומא חכמ יקינולאשב הנש ז"כ הז דמתשנ םישנה ןיפטוח ויהש קרפ התואמ ןיררוע הילע שיש תאז ותשאב וכו. Ayllon war in der Tat in die sabbatianische Mystik eingeweiht. Chajim Segre, selbst Sabbatianer, berichtet von ihm (Ms. Günzburg in Paris): יפמ יתלבק תוהלאה רקע ול ולג ךכש ו’רנ ןויליא המלש םלשה םכחה. Ein gelehrtes Mitglied der Amsterdamer Gemeinde schrieb über ihn später an einen Freund: Potrei dire altre cose di questo םכח (Ayllon), e solo dirò che mai questo להק hebbe un huomo da così pouca dottrina, come questo; ma hebbe fortuna. Che fù portato d'alcuni per farlo entrar nel carico, che stà, non meritandolo (Anonymes Sendschreiben Ms. Halberst. B, Bl. 100 v.). – 1688 war Ayllon bereits in Livorno (Respp. Samuel Aboab לאומש רבד, Nr. 320, auch Nr. 324), Chacham Zewi beantwortete seine [496] Frage von London aus 1696 (Respp. No. 1) als er bereits dort Rabbiner war, übereinstimmend mit Wolfs Angabe, und 1697 korrespondierte Jakob Sasportas mit ihm (Respp. בקעי להא, No. 64). Aus diesem Responsum und aus Nr. 44 geht hervor, daß Ayllon in London nicht allgemeine Achtung genoß. Chagis referiert von ihm, allerdings aus der Zeit der Erbitterung gegen ihn, Ayllon habe der Gemeinde London bei den ןיליפת geschworen, er werde keine andere Anstellung annehmen, habe meineidig dennoch die Stelle in Amsterdam angenommen und habe sich hinterher entschuldigt, in den Beutel habe er nicht ןיליפת, sondern zwei Zwiebeln gelegt; auch hätte er damals bereits das Rabbinat angenommen (םיעשופ רבש Sig. נ, 3 a): יניאו ... ץפח תטיקנב ר"קב עבשנש העובשה ןינע םכינפל ררבל סנכנ םלועבש הלהק םושב הררשו יונימ םוש לבקל ול היה אלש וילע עבשנש סיכ ותוא ךותב ןיליפת ויה אלש םהל ןעט כ"חאו היה רבכש לבא לבקל אלש עבשנ אוהשו םילצב ’ב ויהש אלא .’וכו לבוקמ

12. Kurz vor dem Ausbruche des Streites (im Monate Siwan 1713) hatte Ayllon in Amsterdam ein Gutachten in betreff der Cardososchen Schriften abgegeben, welches die Gemeindevertreter nicht akzeptiert hatten, und das soll ihn besonders gewurmt haben. Es ist bereits erzählt (o. S. 491) daß das Rabbinat und der Vorstand von Smyrna Cardosos Schriften zur Vernichtung verurteilt und die Gemeinde von Amsterdam ermahnt hatten, den etwaigen Druck derselben zu inhibieren. Wie es scheint, war Elia Taragon wirklich nach Amsterdam gekommen, um eine von Cardosos Schriften zum Drucke zu befördern. Der Vorstand, der sich als oberste Zensurbehörde gerierte, übergab die Prüfung der Cardososchen Schrift dem Rabbiner Ayllon, und dieser mit noch zwei Kollegen entschied gutachtlich, daß nichts Verfängliches darin enthalten sei, daß sie aber doch nicht verbreitet, sondern geräuschlos beseitigt werden sollte. Dabei hätte sich aber der Vorstand nicht beruhigt, sondern die Schrift zum Feuer verurteilt (Ms. Halberst. B., Bl. 79): ויהש םהיניע יכ םג המ רבדב עגונ היהש ןויליא ’רהל םיסנרפה ןידשוח תויה םע שיב ןיד קסעל םימי שדוח ומדקש וזודרק יבתכבש ואר םגו םלועה ןמ םרעבל הלהקל ובתכ רימזא ק"ק ינואגו ינברש ןשע הלע ןויליא ש"רהל אלו ול ובתכש יפל שיאה השמ הזל תויהל ידכ ומע רבחתהל םיגוהנה םינשה תא ףסאו ... ופאב ץמש םכותב אצמנ אלש םיסנרפל ןתנו םתחו בתכו ד"ב םיארקנ םעינצהל היה בוט זעל ןושלו בתכב םיבותכש תויהל ךא .לוספ התלע אל זאו .כ"הבב זורכ י"ע אל ךא ןומהה דימ םתחקל םמצע םיסנרפה זעל ןושלו בתכב םיבותכ ויהש ןויכש ותבשחמ זורכ ושעו ויניעל םופרשו רימזא לש ד"ב לע וכמסו םתוא ודמל והודשח םיסנרפה אוהה םויה ןמל .םלועה ןמ םרעבל כ"הבב .’וכו ובלב האנש התיה ןויליא ש"רהו .וז השמ ידיל ואבו

13. Erst durch diese Prolegomena ist Anfang und Verlauf des Streites und der Wirren verständlich. Der Ausgangspunkt war Amsterdam und die Urheber nebst Chajon die drei Rabbinen Chacham Zewi, Mose Chagis und Ayllon. Am ausführlichsten ist der Beginn geschildert in dem Manifest des Amsterdamer Rabbinats (erschienen unter dem Titel תמא ירמא טשק, erlassen ת’ד’ע ץקמ ’פ = 10.–15. Dez. 1713), ferner in einem Brief (in Ms. Halberst., Bl. 132 r. f.), überschrieben ךיא היהש השעמ לע םדרטשמאמ הבתכנש תרגא היה, in apologetischem Sinne und in Chagis' Replik unter dem Titel Risposta del manifesto (das.). Einige Berichtigungen der Nebenumstände liefert der zahlreiche Briefwechsel, teils gedruckt und teils handschriftlich, sowie die Streitschriften. [497] – Chajons Ankunft in Amsterdam weckte in Chajam Zewis Gedächtnis die Erinnerung an jenen Namensverwandten ךוראה ןויח (o. S. 493), der ihm in Bosna-Seraï Böses zugefügt hatte, und in Chagis die Erinnerung an die Warnungen von seiten des Abraham Jizchaki vor diesem Manne. Beides wurde lautbar, und daraufhin wurde Chajon vor der Hand der Besuch der sefardischen Synagoge untersagt. Die Verwechslung der Personen klärte sich bald auf, als Chajon sich Chacham Zewi vorstellte, und dieser ließ dem Vorstande anzeigen, er habe nichts gegen den Fremden. Aber das frischgedruckte ketzerische Buch veranlaßte einen Inzidenzpunkt. Chajon hatte ein Exemplar dem Vorstande überreicht, um seine Größe damit zu bekunden; doch dieser wollte es erst prüfen lassen, traute aber dem Rabbinen Ayllon wegen des Präzedenzfalles mit der Cardososchen Schrift nicht – wie Chagis behauptet – und überschickte sie Chagis und dem deutschen Rabbinen zur Prüfung. Chagis, eingenommen wie er gegen Chajon war, fand auch beim flüchtigen Durchblicke die parties honteuses heraus, schlug sogleich Lärm über sabbatäische Ketzerei und steckte damit Ch. Zewi an, der nach dieser Seite hin keinen Argwohn gegen Chajon hatte. Die Gegner Chacham Zewis hatten später recht mit ihrer Behauptung, daß sein Stolz schuld daran war, daß der Funke der Zwietracht nicht im Beginne erstickt wurde. Der sefardische Synagogenvorsteher verlangte von ihm im Namen des Vorstandes, er möge die ketzerischen Stellen in Chajons Buch genau bezeichnen; aber aus Stolz auf seine Autorität mochte er nicht darauf eingehen (Chagis): תסנכה יאבג הצרתיש םיסנרפה ויריבח םשב ל"או ... ק"שב יבצ ’מ לצא ךלה יכ ודובכ גהנממ הז ןיאש ול בישה .הריפכה תומוקמ םהל םושרל םיתב ילעבל םשור אל ךא רזוגו בר היה. Darauf fragte ihn der Gabbaï, ob er sich herbeilassen würde, mit Ayllon zu einer Prüfungskommission zusammenzutreten, und er verneinte auch dieses aus Hochmut (Chagis): ל"א דחי רבחתיש ינודא רחא חלשל וצרתי ירבח םא ינעידוי ... יאבגה בישה ?אבל הצרתי (ןויליאא המלש) ונלש ד"בא םע הז ןיד ןודל ביסמ ימ ועדי אלש דע ןיבוסמ ויה אל םילשורי יריקימ ןואגה ול .’וכו הביסמה רדסו ןהמע

Die letzte Äußerung will sagen, Chacham Zewi mochte nicht Ayllon das Präsidium bei dieser Untersuchung lassen, welches diesem als Rabbinen der sefardischen Gemeinde, gebührte. Anderseits hatte aber auch der sefardische Vorstand Unrecht, daß er Ch. Zewi und Chagis das Chajonsche Exemplar zur weiteren Prüfung des Werkes nicht lassen mochte (Chagis): רוא דע ’סה חיניש ורמאש תויה םעו ול ךלהו ודיב ’סו יאבגה םק הצר אל אוהו ... ףוסבל קתעוהש המ ונממ קיתעהל ידכ רקובה. So waren diese beiden des Mittels beraubt, den schlagenden Beweis zu liefern, daß Chajons Buch – zum Schlusse ohne Umschweife – die Trinität lehrt.

Wie auf der einen Seite Ch. Zewis Hochmut das Feuer der Zwietracht zum Glimmen brachte, so schürten es anderseits Ayllons verletzte Eitelkeit und die Autoritätssucht eines Vorstehers. Ayllon war empfindlich darüber, daß man die Prüfung des Buches ihm entzogen und dem deutschen, ihm die Ebenbürtigkeit bestreitenden Rabbinen, sowie dem Privatgelehrten Chagis übergeben hatte. Er beschwor daher einen der Vorsteher, Aaron de Pinto, sich seiner anzunehmen und seiner gekränkten Ehre Genugtuung zu verschaffen; (Chagis): ןויליא ש"רה יכ םעה ןיב עמשנ לוקה ישש םוי היה אלש םיסנרפה ןמ ’א וטניפ יד ןורהא תיבל ךלה יכ וז הפרחו יוזב וירבח ול ושע הז המלש .ול ןנחתיו הכבו ריעב ןכ לע דשחנ תויהל וזכ ןובלע לבקמ היהש רחאמ וייחמ ותומ בוט דעווה תיבב השעי רחמלש םחיטבהו שחנ תצעל התפתנש דע ... הבוחל תוכזמ ךופהל ידכ ודיב אבה לכ. [498] Dieser Pinto, von spanischer Grandezza aufgebläht, machte aus der Frage, ob Orthodoxie oder Heterodoxie, eine Rassenfrage; der Rabbiner der tief unter den Portugiesen stehenden Deutschen dürfe sich nicht herausnehmen, ihnen, den Sefardim, Vorschriften zu machen und ihren Rabbinen zu verdunkeln. Das erste war, daß der Vorstand Ayllon zum Zensor einsetzte, und dieser beging einige Ungebührlichkeiten, die er später mit einer Unwahrheit beschönigen mußte. Daß er seine zwei Kollegen hinzuzog, war in Ordnung, den greisen David Aben-Atar (Melo)23 (der bereits 1683 Prediger an dem Lehrhause der Pintos und Chasan war) und Samuel ben Aaron Zarfati. Aber Ayllon zog zur Prüfungskommission vier Männer hinzu, von denen drei von der Frage gar nichts verstanden und überhaupt in der hebräischen Literatur unwissend waren, David Israel Athias, Salomo Abrabanel Sousa, den Arzt Salomo de Mesa24 und David Mendes da Silva. Er mußte sie später zu Gelehrten stempeln und bediente sich auch einer anderen Unwahrheit, daß sie sämtlich nichts Ketzerisches in Chajons Werk gefunden hätten, während sich aus einem erhaltenen Schreiben aus diesem Kreise ergibt, daß Ayllon und der Vorstand auf ein kundiges Mitglied einen moralischen Druck ausgeübt haben, wider seine Überzeugung das ketzerische Werk zu tolerieren. Hören wir, wie sich das Manifest des sefardischen Rabbinats, oder vielmehr Ayllon darüber ausspricht, und wie die entgegengesetzte Stimme lautet. Vorher muß aber noch bemerkt werden, daß Ayllon oder de Pinto den Mitgliedern einen Eid auflegte, das besagte Buch niemand vor dem Schlußurteil zu lesen zu geben. (Manifest): תאמ שורדל ומיכסהו ... (זומת) ו"ט ’א םויב םיסנרפה ודעוותנ ןודל הצר אל אוה ךא ... אוהה רפסב ןייעיש (ןויליאא ’לש) ברה ןוד) ד"בב וילא םיולנו םיצובקה םימכחה דבלמ ןכ לעו ... ידיחי םישנא םהילע ופיסוה ... (יתפרצ ןורהא ’ב לאומשו רטע ’ן הלגנב הצפח םשפנש ק"קה ירישעו יריקימ םיעודיו םימכח אלש יאנתב דימ ’א רפס לבק דחא לכו העבש ןינמל ולעו רתסנבו םדא םושל םוארי. Diese Darstellung durchweg Lügen strafend, berichtet ein anonymes Mitglied der Amsterdamer Gemeinde an einen Freund in Mantua, daß sein Sohn, zum Prüfungsmitglied gewählt, die Wahl anfangs ablehnte und sie nur gezwungen annahm. Er selbst habe hinter dem Rücken seines Sohnes das Chajonsche Werk gelesen und darin alle die Verderblichen Lehren Sabbataï Zewis und Cardosos gefunden. Vier von dieser Kommission haben so wenig von der Kabbala verstanden, wie er, der, ein Jünger Simcha Luzzattos (o. S. 154, Note), einen Degout gegen sie hatte. Sein Sohn sei gezwungen worden, das für Chajon günstige Dekret zu unterschreiben; er selbst würde es nie getan haben: Copia di Lettera d'amico d'Amsterdam ad un amico di Mantua (Ms. Halberst. B., Bl. 100): Discorrendo per il libro di questo [499] H. Haijon dirò, che havendo fatto questi םיסנרפ eletione di mio figlio pet uno del ד"ב, ricusò l'elettione dicendo haver delle occupationi ... furono poi questi םיסנרפ a cercarlo, e pregarlo prendersi quest' incomodo. Per qual causa fù obligato, prender il libro e studiarvi ... et io viddi ogni cosa benchè senza sua saputa, havendo lui comme li altri fatto העובש di non discorrere con nessuno in tal particolare. Ma io, che sapeva, ove havevo il libro, andai à tempo, che non era in casa, e viddi ogni cosa ed anche rippassai l'istesso libro ... e trovai veramente esser il detto libro in tutto heretico e dottrine che si descorrevano nel tempo di יבצ יתבש, quali io havevo letto in quel tempo, che furono scritte per un sogetto heretico ... Abram Cardoso ... Ridotto poi il ד"ב fecero il suo decreto, che fù lasciar correre il medesimo libro ... perchè veramente quattro di quelli del ד"ב intendono tanto della הלבק comme io, che mai vi inclinai (s.o. S. 153). E perfine volsero i םיסנרפ, che si sottoscrivesse il decreto di tutti questi del ד"ב, et il mio figlio che non se l'intendeva fare, lo fecero sottoscrivere poi di cinque e fù obligato sottoscriverlo; ma io non l'havrei mai fatto, et questo nostro םכח (Ayllon) che hà l'inclinatione e presume molto di tal scienza fece gran deligenza perchè fosse sottoscritto da tutti. Der Schreiber bittet zum Schluß, seinen Brief zu vernichten, ihn höchstens Leon Brieli zu zeigen ... che non voglio si sappia, chi lo scrive. Der Zufall hat diesen interessanten Brief erhalten. Von demselben Korrespondenten ist daselbst noch ein anderes Schreiben erhalten, woraus gelegentlich Notizen mitgeteilt werden sollen. Hier nur das, was derselbe Anonymus über die damaligen Vorsteher Amsterdams urteilte: Questi םיסנרפ sei di loro sono Idioti et uno הרות לעב ò הרות לב. – Mehrere Wochen dauerte die Beratung der Kommission (16. Tammus bis 14. Ab). Schon daraus zeigte sich Ayllons Tendenz, das Buch unangefochten passieren zu lassen; denn jeder Kundige mußte auf den ersten Blick das Antijüdische und Blasphemierende desselben erkennen. Er hatte, wie Chagis sagte, noch immer eine Schwäche für die sabbataïsche Ketzerei, oder er wollte aus gekränkter Eitelkeit ein Chagis und Chacham Zewi entgegengesetztes Urteil fällen. Diese waren inzwischen sehr rührig und schrieben an alle diejenigen, deren Approbationen dem Werke vorgedruckt sind, ob sie denn wirklich ein so ketzerisches Buch gut geheißen hätten. Sie konnten allerdings nur diejenigen Stellen darin bezeichnen, die sie in der Eile exzerpiert hatten. Denn Ayllon und sein Anhang hatten dafür gesorgt, daß kein Exemplar in ihre Hände kam. Selbst ein deutscher Rabbiner namens Nathanael von Cleve, im Besitze eines Exemplars, mochte es nicht den beiden Gegnern Chajons in Amsterdam zuschicken. Erst viel später erlangten sie eins von Hamburg aus, um den hohen Preis von 60 Gulden (Chajon, Einleitung zum Pamphlet יבצ דצה): תוצראב טטושל םיפוחד ואצי םיצרהו והואצמיו םלועבש ןוממ לכב ותוא תונקל ’לאל זוע רפס אצמל רכשו םיבוהז ’סב ותוא הנקש םירמוא יתעמשו גרובמאה ק"קב םיבוהז יצחו ’ט טסאפה.

Während die Ayllonsche Prüfungskommission noch prüfte oder vielmehr beriet, was zu tun sei, erließen Chacham Zewi und Mose Chagis ein Zensuredikt, welches den Verf. als Ketzer mit dem Banne belegte und das Buch zum Scheiterhaufen verurteilte (ausgestellt זומת יהלש: dieser ןיד קספ ist abgedruckt in המחלמ ’הל p. 25). Aus derselben Zeit stammt auch Chagis' ןושארה בתכה (in םיעשופ רבש). Auch in portugiesischer Sprache ist das [500] Verdammungsurteil Chacham Zewis damals gedruckt und verbreitet worden (Manifesto): ךא ק"הלב דבל אל םירחא תומוקמל םוחלשו ... בתכ םאיצוהב ידרפס זעל בתכו ןושלב כ"ג. Chagis erzählt in Risposta del manifesto, daß einer der sieben selbst, Dr. de Mesa, durch diplomatische Schlauheit Chacham Zewi überredet habe, das Dekret als Mittel, den Streit zu schlichten, zu veröffentlichen, das dann als Waffe gegen ihn gebraucht worden sei. Freilich fielen die Motive der Beurteilung sehr vage aus, da die beiden Gegner nicht die Hauptstellen zum Schlusse von der Trinität gelesen hatten. Unter anderem befindet sich auch das lächerliche Motiv, daß Chajon die Frechheit hatte, von Raschis Erklärung einer Talmudstelle abzugehen. – Dieses Dekret rief große Entrüstung in der Gemeinde hervor. Die Vorsteher glaubten, die Ehre der Sefardim sei dadurch aufs tiefste verletzt, indem, während ihr Rabbinatskollegium noch mit der Prüfung beschäftigt sei, der Rabbiner der Deutschen bereits die Verurteilung ausgesprochen habe. De Pinto und sein Anhang waren daher zu allen Mitteln entschlossen, die Ehre der Gemeinde wiederherzustellen, oder wie der anonyme Korrespondent es bezeichnet: bisogna mantenere la riputatione del ד"ב. Die gegenseitige Erbitterung und Spaltung wurde immer größer. Der Vorstand ließ in der Synagoge verkünden, daß jedes Gemeindemitglied gehalten sei, bei Strafe des Bannes, die Schrift Chacham Zewis gegen Chajon dem Rabbinate auszuliefern, und daß niemand von der Sache bis nach gefälltem Urteil von seiten der Kommission sprechen dürfe. Chagis erzählt, Ayllon habe mehrere aufgestachelt, ihn und Chacham Zewi auf der Straße zu verhöhnen םיצירפל ןויליאא ש"ר םיקה ןואגהל םיפדגמו םיפרחמ ויה םיקושבו תובוחרבש ויתוביבס רשא שיאה השמ הזלו (יבצ ’ח). Ayllon machte maliziöse Anspielungen in einer Predigt, gehalten (6. Ab = תבש הכיא) gegen die Verleumder und Friedensstörer, und Chagis vergalt ihm Gleiches mit Gleichem in der Nachmittagspredigt, indem er von Hochmut sprach, welcher zur Ketzerei führe. Darauf hätten Anhänger Ayllons ihn, Chagis, mit dem Tode bedroht, רמוא הז םיסנרפל ךלנ רמוא הזו והמגרנו ךלנ רמוא הזו והגרהנו ךלנ תאו (ןויח) בעותה תא םשב ריכזהש רמאנו ךלנו ותוא ושנעיש םיצירפה לצא גוהנש ומכ תובר הלאכו ןויליאא ש"רה. – Chagis scheint indessen den Mut verloren zu haben; denn er begab sich, wie er selbst ehrlich in der Risposta del manifesto erzählt, zur Sitzung des Vorstandes, um sich wegen seiner Predigt zu entschuldigen und auch die Hand zum Frieden zu bieten; die meisten Vorsteher wären auch geneigt dazu gewesen, nur de Pinto habe ihn barsch und hochfahrend behandelt und seine Auseinandersetzung mit der Glocke unterbrochen. Vor die Sieben-Rabbinerkommission vorgeladen, habe er sich in deren Sitzung begeben und sogar Ayl lon um Verzeihung gebeten, als dieser seine Anspielung auf ihn in Abrede gestellt hatte: (השמ שיאה) םקו קבחיו וידי לעו (ןויליאא לש) ויתועורז לע ומצע ליפהו וילגר לע יל לוחמ ךל יתינענ ינממ התא קידצ ל"א אלמ הפבו ול קשניו יתנוכ ינאו תנוכ אל התאש. Ein Friedensschluß sei aber doch nicht zustande gekommen, da Chagis sich nicht verpflichten wollte, die Bekämpfung von Chajons Schrift einzustellen. Vier Wochen dauerte bereits die Beratung der Kommission, und zuletzt hat sie die Schlußberatung so sehr beeilt, daß das siebente Mitglied eiligst vom Lande nach Amsterdam berufen wurde (Chagis das. Bl. 80): ןויליא ש"רה בתכש בתכה ילבמ אבל ... תיצמתה הזמ ... השראמ רפכל הוליס יד דודל םולכ הזב ןיא רפסה ןויעו ותאירק רמג אלש י"פעאו בוכעו רוחא םידגנתמה דצמ םירבד ודלייתי דחא םוי ’יפא דוע רחאי םאש יפל םנקתל לכונ אלש. [501] Warum diese Eile mit einem Male? Chagis meinte, die Gönner Chajons hätten gefürchtet, er und Ch. Zewi würden in den Besitz eines Exemplars kommen und ihrem Verurteilungsdekret dadurch noch mehr Nachdruck geben. Das ist aber eine bloße Vermutung. Es scheint vielmehr, daß sie das Eintreffen eines wichtigen Schreibens aus Mantua von einer Autorität gebietenden Persönlichkeit gefürchtet hatten und dessen Wirkung vorher paralysieren wollten. Diese Persönlichkeit, die achtungswerteste unter allen Beteiligten, war Juda oder Leon Brieli, Rabbiner von Mantua.

15. Brieli nimmt nur einen kleinen Raum in der Bibliographie ein, war aber doch der bedeutendste unter seinen jüdischen Zeitgenossen. Gedruckt ist von ihm nur קודקדה יללכ, eine hebräische Grammatik (Mantua 1730). Einige seiner Responsen sind zerstreut (vgl. Wolf III, p. 306, Asulaï s.v. und Nepi, Biographien, p. 127). Handschriftlich hinterließ er zwei antichristliche Schriften: 1. םיחולשה ירפס לע תוגשה über die vier Evangelien und die Apostelgeschichte (hebräisch); 2. La Synagoga disingannata dagli inganni del padre Pinamonti (italienisch) und 3. Esame delle riflessioni teologiche über die Wunder (ebenfalls italienisch). S. de Rossi, Dizionario s.v. Briele, Bibliotheca Judaica antichristiana No. 22, 23 und Codices No. 1202. Die dritte Nummer vollendete Brieli Siwan 5462 = 1702. 4. Senecas Briefe ins Hebräische übersetzt (Kerem Chemed II, p. 119). Ein hebräisches Sonett von ihm an J. Cardoso und ein italienisches Antwortschreiben des letzteren vom Oktober 1679 (Ozar Nechmad, p. 158). Mehr erfahren wir über seine Biographie aus der Polemik Chajons gegen ihn. Daß Brieli stets ledig geblieben ist, deutet bereits Asulaï an (l.c.). Chajon glaubte ihn durch Aufzählung einiger Fehler zu schänden und hat ihn dadurch nur gehoben. (Einl. zum Pamphlet יבצ דצה, p. 6 b): הלע (לאירב) הדוהי ול ןיא רשא הבוטנמ לש ברה אוה הנינשלו לשמל תויהל הנשארב אוה הברדאש ... ףוסוליפו ןיטאל תרותב קר המוק רועישב העידי לפנכ וא יאחוי ’ב ןועמש ’רמ וניאש רמואו רהוזה ירבדב שיחכמ רבכ יכ אמוי לכב אימשב ותוא ןידנמ יכה ואלב ... היהי ול ןומט הפוחל סנכנ אלו השא אשנ אלו הנש םיעבש ומכ וילע ורבע הפסי ןקזה תא םג רשא שיא ... היברו הירפ םייקל. Daraus erfahren wir auch Brielis Geburtsjahr. Chajon schrieb dieses Pamphlet Ende 1713, und damals war Brieli beinahe 70 Jahre alt, also um 1643 geboren. Nach Asulaï folgte er Mose Zacut im Rabbinate nach dem Tode des letzteren, und dieser starb ’ה תוכס לש ינש םוי ח"נת = 1. Oktober 1697 (Luzzatto in Ozar Nechmad III, p. 140). Brielis Todesjahr gibt die Elegie eines seiner Jünger Simson Kohen Modon, הניק םיריצה ריצ איה = 6. Ab 1722. Diese Elegie, so übertrieben sie auch im Geschmacke der Zeit und der italienischen Dichtungsart ist, enthält doch manche der Wirklichkeit entnommene Züge aus seinem Leben.


Strophe 10 .םיפכ יקנ בבל רוהט היא

ובעתנ ןמזה תודומח סאומ

:םיניע חשו חור הכנ והע

... ... ...

ובשחנ קדכ לבת תורצוא לכ

שפרו טיטכ ריפוא בהז הזוב

.שפנה תולעמ ול ורקי קר


[502] Strophe 15

ומעני רשא תומכח רהל הלע

ומתסנ םאו תרובשתו ןובשח

.עבט תומכחו ןויגהו עדי


16. Die volle Kunde von der Würdigkeit dieses Mannes ist nötig, um die Unwürdigkeit der Chajonschen oder Ayllonschen Partei zu bemessen. An Brieli, der wegen seiner Gelehrsamkeit, seines Charakters und Alters auch von der sefardischen Gemeinde Amsterdams geachtet war, hatten sich Ch. Zewi und seine Genossen gewendet, um seine gewichtige Stimme auf ihre Seite gegen Chajons Häresie zu ziehen. Sie hatten sich in ihm nicht getäuscht. Brieli trat mit voller Energie gegen diesen Schwindel ein, welcher mit kabbalistischen Phrasen die Basis des Judentums zu untergraben drohte. Acht Briefe Brielis enthält das oft genannte Ms. in dieser Angelegenheit, wovon nun einer gedruckt ist in ’הל המחלמ, zwei an Chacham Zewi, drei an Ayllon, zwei an den Amsterdamer Vorstand (italienisch) und einen an Benjamin Linzi (italienisch). Der erste (geschrieben zwischen 7. und 12. Ab (ןנחתאו ’פ) 1713, eben der gedruckte) an Ch. Zewi billigte dessen Verurteilung des Buches und Autors vollständig, allerdings ohne Autopsie, sondern nur auf Grund der Stellen, welche Ch. Zewi ihm mitgeteilt hatte. Die Siebenerkommission muß vorher Nachricht von Brielis Ansicht bekommen haben, und darum beeilte sie sich oder vielmehr Ayllon, vorher eine günstige Zensur auszustellen. David de Silva wurde rasch nach der Stadt berufen, und die Kommission hielt Schlußberatung (15. Tammus). Es ist bereits oben angegeben, daß eines der Mitglieder gezwungen werden mußte, seine Unterschrift für das Dekret ד"ב קספ םדרטשמאד (dem יבצ דצה vorgedruckt) zu geben. Der Vater desselben sprach noch mit den Vorstehern, daß das Urteil ungerecht sei, indem Chajons Buch tatsächlich sabbataïsche Häresien enthalte; sie mochten nicht auf ihn hören, ließen das Dekret mit einem neuen Vorworte בל תלחמ תב תרגא und mit beleidigenden Ausfällen gegen Ch. Zewi verbreiten. Der Vorstand und ein großer Teil der portugiesischen Gemeinde trieb wahre Abgötterei mit Chajon – zur Kränkung der Gegner. Benjamin Finzi beschrieb den Chajon bereiteten Triumph mit wahrer Freude an Brieli (Ms. B, Bl. 137): All'hora si mandò a complimentare l'autore, e fù accompagnato da multitudine di popolo alla scuola, dove gli fù dato luogo appresso il sign. םכח Ailion, dove ancora lo conserva facendosi per le sue dottrine e bontà amare e rispettare da tutti. Wie Chagis (in der Risposta del Manifesto) berichtet, haben sie zur Kränkung der Gegner den Psalm 75 in der Synagoge singen lassen und noch anderes getrieben: ונימיל והובישוהש כ"הבל ואובב (ןויח) בעותל ושעש דובכ ושעש תוקעצו תוללי חמכו ... ותוא רמזל ... ה"ע רומזמבו חישמ תאיבב והומכ ושעי אלש בותכלו רמול ועיגהש דע כ"הבב .לארשי יאנוש ותומיו ינולפו ינולפ ויחי ורמא ונעו

Ayllon mit seinen Kollegen erzählen selbst (im Manifesto): ןויה ’חה לא םמצע םיסנרפה ילודג ינש וכלה היה ןכו והודבכיש ה"בל אבישו ול השענש המ לע וסייפל דואמ דע וחמש להקה לכו לודג דובכ והודבכש. Ch. Zewi und Chagis waren allerdings beschämt und sogar vom Vorstande der Deutschen verlassen, dessen Unterstützung der erstere angerufen hatte, obwohl er endlich in den Besitz des Buches gelangte und die ketzerischen Stellen sonnenklar aufdeckte (Ayllons Manifest berichtet darüber): זיגאחו (צ"ח) ’זנה ברה דיל עיגה יניבו יניבו ומיכסיש םהמ שקבו ותוארהל ותלהק יסנרפל ךליו ... דחא רפס תאז לע םנזא תא וטה אל םהו כ"הבב םירחהלו זירכהל ומע. Chagis [503] gesteht es (in der Risposta) mit Schmerz zu: םהלש ברה לא עומשל ובא אל םיזנכשאה יסנרפש אמיתה ןמ ןיא םהמ םיעורג ושענו םיזעולה םע וברעתנש וחיכוה הזב יכ.

17. Alles übrige waren Konsequenzen. Ch. Zewi und Chagis ließen im Monat Elul die inzwischen eingelaufenen Schreiben nach und nachdrucken: das von Brieli mit dem Anathem; von Gabriel von Nikolsburg (5. Elul), daß seine angebliche Approbation des Chajonschen Werkes gefälscht sei; von Naphtali Kohen (d.d. Breslau, 5. Elul), welches Chajons Schwindeleien aufdeckte; von Jakob Aboab aus Venedig (13. Elul), das ebenfalls die Approbation dementierte. David Oppenheim hatte ebenfalls seine Approbation des angeschuldigten Werkes in Abrede gestellt, aber er soll in Privatschreiben an Freunde Ch. Zewi bitter wegen der versuchten Spaltung getadelt haben (Manifesto). Chagis leugnete aber diese Angabe (Risposta) und bezog den Tadel auf einen anderen Umstand: ’המ לע םערתמכ (םייהנפוא דוד ’ר) היהש םהש אווילקבש םתוא לכ םירחהש םיביואה ול ובתכש יפל יבצ וינתוחמ. Infolge der verbreiteten Sendschreiben zur Demaskierung Chajons nahmen auch viele in der sefardischen Gemeinde Partei gegen ihn; es entstanden Reibungen, und der Vorstand verbot das Lesen solcher Schriften in der Gegenwart und Zukunft (Manifesto): שאכ םינב לע תובא בלו תובא לע ויה םינב בלש דע ןיבו שיא ןיב תוטטק וליחתהש הזה םוקמב טרפבו ... תובהל ודרפי ןפ םיניצקה וששח רבדה לע ןנרמ הזו קידצמ הז ... והער םרח תריזגב ורזגו כ"הבב וזירכהו ... ויחא לעמ שיא םידיחיה ’א םוש ץוחל חלשי אלו ארקי אלו לבקי אל ידיחי םדא םושש ןאכמ ספדויו בתכי רשא וא רבכ םיספדנו םיבתכנ םיבתכהמ ’וכו אבהלו. Alle diese Vorgänge fielen bis zu Ende des jüdischen Kalenderjahres 5473 (= bis 20. Sept. 1713) vor. Ein weiterer Vorfall erfolgte bis zum Zeitpunkte, als der Vorstand Ch. Zewi und Chagis gewissermaßen in den Bann getan hat, indem er den sefardischen Gemeindegliedern verbot, mit ihnen zu verkehren (bis 20. Kislew = 8. Dezember). Innerhalb dieser Zeit (Sabbat 4. [?, ob etwa ח"ר?] Marcheschwan) fallen: a) Naphtali Kohen tat in Breslau in einer Privatsynagoge Chajon und seine Schriften in den Bann: תא יתסנשו שיאה תא יתמרחהו ... ל"גס רזעלא לש כ"הבב יתשרדו ינתמ וילא םיולנה לכ תאו וירפס לכ תאו לעילבה. b) Ch. Zewi schrieb und druckte seine erste polemische Schrift gegen Chajon שחנ סרא, worin er dessen Ketzereien aufdeckt, und das אלכד אתונמיהמ als Schrift der Sabbatianer erklärte; c) Die Vorladung Ch. Zewis und Chagis' vor das Tribunal des sefardischen Vorstandes, zuerst des Nachts durch einen Boten – um die beiden Gegner abzukanzeln und sie zum Widerruf zu bewegen (רתסב םתוא רסיל ידכ, wie Chajon im Vorworte zu יבצ דצה verraten und Chagis in der Entgegnung ergänzt hat), dann als sie nicht erscheinen mochten, durch den Vorstand der Deutschen und endlich durch einen Notar (9. November). Darauf erfolgte (12. November) eine öffentliche Bekanntmachung in der Synagoge durch David Abenatar. Diese Episode ist ausführlich gegeben im Manifesto und in einer Art Protest dreier Deutschen vom folgenden Tage (Ms. Halberst. B, Bl. 108; Anfang lautet: ירקעהמ ספות). Von Ch. Zewi hatte (nach dieser authentischen Darstellung) der sefardische Vorstand nicht weniger verlangt, als daß er nicht nur seine Schriften gegen Chajon desavouiere und den Bann gegen ihn löse, sondern auch, daß er demselben ein Schreiben mitgebe, welches ihn und dessen Schrift aufs wärmste empfehlen sollte. Der Beschluß des sefardischen Rabbinats[504] und Vorstandes gegen die Gegner war, daß keines der Gemeindeglieder beim Banne ihnen eine Gefälligkeit erweisen und nicht für sie bei den Behörden eintreten dürfte: השרוי אל םהמ ’א םושש םידיחיה לכ לע רומח םרח אלו ... ץראה ינודאמ שפושו רש םוש לצא (צ"ח) ודעב ץילמהל ישנא םילחמ דועו ... ופדורל ונמכסה ןעי הבטה םוש ומע ביטיהל םע רקע לכ רבדל אלש הלהקה ידיחי לכ ינפ תא ד"נהו דמעמה זיגאח השמו יבצ םכח. Als hätten sich Rabbinat und Vorstand später dessen geschämt, haben sie im Manifeste einen Passus weggelassen: השמ לצא דומלל וכלי אלש עויסו רזע ול ונתי אלו םידימלת ול וחלשי אלו ... הבישיב שיאה רקע לכ, den Chagis in der Risposta ergänzt. – Zwei Punkte sollen nur noch hervorgehoben werden. Das Rabbinat und der Vorstand hatten sich geradezu einer Lüge bedient, indem sie angaben, sie hätten bei der Zitation für Ch. Zewi sich nur vergewissern wollen, ob die gedruckten Verdammungsschreiben gegen Chajon von Brieli und anderen echt seien: ןידעש דועו .שממ םינברה ירבד םה וספדנש םירבדהש ד"בב וררבתנ אל

Sie hatten die freche Stirn, dieses Motiv noch später aufzustellen, zur Zeit als sowohl Ayllon wie der Vorstand Sendschreiben von Brieli in Händen hatten, daß er Autor und Buch verdamme. Das erste Schreiben Brielis an Ayllon datiert oben Anfang Tischri (September), und die Vorladung geschah erst November. Eine andere Bemerkung drängt sich auf, daß die deutsche Gemeinde dabei eine sehr erbärmliche Rolle gespielt hat. Ihr Rabbi wird fast in den Bann getan und geradezu verfolgt, und sie rührt sich nicht, ihm beizustehen. Nur drei Mitglieder konstatieren wahrheitsgetreu die ungerechten Vorgänge und protestieren: ... תואל תאז ונבתכ תואבצ ’ה תאנקלו ,תוחמל ונידיב ןיאו ’ה רבד אב תע דע םיוקמ בתכב רבדה דימעהל ןורכזלו. Unterschrieben ist es von drei obskuren Männern. Seit der Zeit trat ein förmliches Verfolgungssystem zuerst gegen Chagis ein, geleitet von Ayllon und de Pinto. Diesem war leicht beizukommen, er war ein Fremder, ein Jerusalemer, und lebte nur von der Gunst der reichen Portugiesen und vom Unterrichte. Beides ist ihm entzogen worden. Er geriet daher in Not und mußte später nach Altona auswandern. Gegen Ch. Zewi mußten sie aber andere Mittel ergreifen. Auf ihre Veranlassung begeiferte Chajon ihn und seine Gesinnungsgenossen in seinem frechen Pamphlet: יבצ דצה, das in derselben Woche druckfertig war, in welcher der halbe Bann gegen die beiden Gegner ausgesprochen wurde (הרש ייח ’פ = ד"עת, gewissermaßen als Illustration dazu. Außerdem wurden Ch. Zewi und Chagis von der Gegenpartei schikaniert und trakassiert (David Nuñes Torres in Bibliothèque raisonnée I, p. 337): Comme le parti des sept Rabbins était le plus fort, les deux autres Rabbins (Zevi et Chages) y furent terriblement persécutés et se trouvèrent enfin obligés de se retirer ailleurs pour n'être plus exposés au mauvais traitement qu'on leur faisoit. Während viele Rabbinen des Orients und fast sämtliche Rabbinen Italiens den Bann gegen Chajon und sein Buch verhängten, legte das Amsterdamer Rabbinat dessen Gegner Ch. Zewi und Chagis in den Bann (die Bannbullen gegen Chajon in ’הל ברחו und kurz zusammengefaßt in ףרש תשיחל). Zugunsten Chajons bannte es auch alle diejenigen, welche noch mit Ch. Zewi und Chagis verkehren sollten (Protest der drei Deutschen): םרחב כ"הבב זורכ ושע (ולסכ ח"י) ד"עת בשיו ’פ תבשב ’דב אלו ת"דב אל הפ לעב אלו בתכב אל רקע לכ רבדל אלש רומח זיגאח השמו יבצ םכח םע לוח ירבדב (auch im Manifesto). Um sich zu rechtfertigen, ließen die sieben Kommissionsmitglieder [505] ein Manifest drucken unter dem Titel: תמא ירמא טשוק (beendet ץקמ ’פ, 22.–27. Kislew), welches die Tatsachen parteiisch und entstellt darlegte. Mit ihnen und Chajon einverstanden war nur der Rabbiner Jehuda Loeb ben Simon Frankfurter von Mainz (Verf. von והילא די kabbalistisch, und הדוהי ערז; s. Steinschneider, C. B. 5777 und Schaab, Geschichte der Juden von Mainz, S. 274). Dieser machte Chajon viele Komplimente und tadelte ihn nur zärtlich, daß er die Kabbala popularisiert habe, wodurch eben Mißverständnisse entstanden wären (das Ms. Halberst. B. enthält drei Briefe von demselben). Ayllon und de Pinto fuhren fort, Chacham Zewi zu verfolgen und setzten es beim Magistrate durch, daß er als Friedensstörer aus Amsterdam ausgewiesen wurde (Wolf IV, p. 908, 962): Cum enim praefecti Synagogae Lusita nae Amst. Nehemiae illius (Chajonis) causam agerent, implorato magistratus auxilio, factum est, ut Ch. Zevi Londinum, ipse vero (Chagis) ... Altonaviam rerum suarum sedem constituerent. Nicht lange nach der Veröffentlichung des Manifesto (Anfang Tebet) hatte Ch. Zewi die Absicht, Amsterdam zu verlassen, wie Naphtali Kohen angibt (d.d. Breslau, 27. Tebet): תעדש רמאנ םשו ... ובתכמ ינעיגה רשא םיתש תועובש הז הנה ... ול רשא לכ םע אוהה םוקמה ןמ תאצלו םשמ רוקעל ותלעמ תא חלשו השעמ השע רבכ רשא תינשה תרגא יל עיגהב התעו הנפי הנא ינעידוה אלו ... םשמ ב"בו ותשא. Sein Sohn Jakob Emden gibt an, er sei, um keinen Skandal zu veranlassen, einer von seinen Gegnern intendierten Ausweisung durch die Behörden ausgewichen (תואנקה תרות, p. 33b). Ch. Zewi hat also im Monat Tebet Amsterdam verlassen und sich zunächst nach London begeben. Im August 1714 war er in Breslau (Ungers Nachricht bei Schudt II, Anhang, Ende); zuletzt siedelte er nach Polen über (Brzesé Litewski und Lemberg) und starb vier Jahre später (o. S. 439).

18. Unangenehm wurde für die Chajonsche Partei die Entlarvung von Chajons Gemeinheiten, die aus Smyrna eintraf, bestärkt durch den Bann des Rabbinats von Konstantinopel (d.d. יחיו ’פ = vor 12. Tebet = Ende Dezember 1713), unterschrieben von 12 Mitgliedern, daß dem Ketzer Chajon nicht einmal ein Nachtlager gewährt werden dürfte. Etwa vier Wochen später (חלשב ’פ = vor dem 11. Schewat) drückten diesem Bann drei Sendboten aus Jerusalem das Siegel auf, darunter Abraham Jizchaki, damals in Konstantinopel, (beide Konstantinopeler Bannsprüche wurden durch den Druck veröffentlicht; J. Emden, a.a.O., p. 3 ff. hat sie abgedruckt). Diese Schreiben welche nach und nach in Amsterdam eintrafen, und welche auch eine Kopie von der Verdammung Chajons von Jerusalem d.d. 1708 (o. S. 484) enthielten, stellten ihn als Erzketzer und gemeinen Menschen dar, während die Amsterdamer Portugiesen ihn als Heiligen verehrten. Chagis unterließ auch nicht, Pamphlete gegen ihn und Ayllon zu schleudern (תואנקה תרגא, seinem םיעשופ רבש einverleibt), die er nicht in Amsterdam drucken durfte und die in Berlin (?) erschienen sind (Wolf III, p. 833). Ayllon und sein Anhang waren in Verlegenheit. Sie ließen daher von ihm eine Rechtfertigungsschrift ausarbeiten unter dem Titel אבר אעדומ, erschienen Nissan 1714 in Amsterdam. Darin gab Chajon seine Biographie und leugnete oder verschwieg die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen, begeiferte Chagis und widerlegte die Punkte, welche Brieli in einem Schreiben an den Vorstand als ketzerisch bezeichnet hatte. Ayllon hatte dabei die Hand im Spiele; denn er hatte ihm die Anklageschriften gegen Chagis geliefert, welche er selbst früher [506] als verleumderisch und ungerecht bezeichnet hatte (o. S. 495). Um dieselbe Zeit hatte aber der Kabbalist Joseph Ergas eine Verketzerungsschrift gegen Chajon erlassen, unter dem Titel הלגמ תחכות (in London erschienen) gegen welche Chajon ein neues Pamphlet erließ unter dem Titel תבהלש ’ה (Amsterdam, Monat Siwan 1714). Noch andere kleine Schriften schleuderte er in die Welt ןמ אקתפ אימש gegen Ch. Zewi, Chagis und Brieli (4 kleine Blättchen), עקעק תבותכ gegen Ergas (2 Bl.) und תרגא ןיקובש, den Abdruck eines feindlichen Briefes der Livornenser gegen Chagis (4 Bl.). Es nützte ihm alles nichts. Alle Welt nahm jetzt gegen ihn und das Rabbinat von Amsterdam Partei. Die geharnischte Schrift Chagis' םיעשופ רבש (gedruckt Elul 1714 in London, vgl. Zedners Katalog, S. 173, 805) stempelte nicht bloß Chajon zum Erzketzer, sondern auch Ayllon, dessen Jugendsünden sie schonungslos aufdeckte (o. S. 496). Nebenher sei noch bemerkt, daß der geachtete portugiesische Rabbiner David Nieto von London eine vernichtende Kritik gegen Chajon schrieb, hebräisch und spanisch, welche der Vorstand von London drucken ließ unter dem Titel תד שא oder ילתפנו ןד חוכו (in Dialogform). Die Tochtergemeinde nahm also gegen die Muttergemeinde Partei.

19. Chajons Rückreise nach dem Orient. Es blieb ihm bei der allgemeinen Verketzerung nichts anderes übrig, als nach Konstantinopel zu reisen, um sich dort zu rechtfertigen und den Bann lösen zu lassen. Seine Amsterdamer Gönner hatten ihm Empfehlungsbriefe an Juden und Nichtjuden mitgegeben, um diesen Zweck zu fördern. Das erfahren wir aus einem Briefe Joseph Ergas' (d.d. Livorno, 13. Ab 1714): יתעמש םע חכותהל אנידנאטשוק ריעל תכלוהה הניפסב סנכנ שחנהש תורגא ומע ךילומ היהו ... ודגנ וסיפדהו ובתכ רשא לע ד"בה והורזעי אפיקת םדיבש ידכ תירב ינב םניאשלו תירב ינב םישנאל רימזא ריעב יולה ןימינב ’ר יבוהאל יתבתכ ןכלו .והוכמתיו ןפ תובשחמ בושחל םשל ךלוה שחנהש ’שוק ינברל בותכיש םילובלב םורגי. Von Amsterdam aus ging er wohl zu Wasser; zu Lande wurde er von keiner jüdischen Gemeinde aufgenommen, wie das Konstantinopeler Rabbinat später schrieb (ףרש תשיחל, p. 7 a): תולגנ תולגהבו (ןויח) ותוא ףסאמ ןיאו אנידמו אנידמ לכב ארבגד אלוטלט עקרקב היינח ול תתל וליפאו התיבה. Am 13. Ab (Ende Juli) scheint er in Livorno gelandet und die Absicht gehabt zu haben, hier und da zu verweilen. Der Vorstand erlangte aber vom Herzog ein Edikt, welches ihm die Passage verbot: וירפס ונד םחנמ ’גי ’ד םויבו לע רבעמה רוסאל ץראה ינודאמ אקתפ וילע ואיצוהו הפירשל תוסכוד ותוא לכב (ןויח) בעותה. Von Juli 1714 bis November 1715 erfährt man nichts von ihm; er war wahrscheinlich in Konstantinopel, konnte aber die Lösung des Bannes nicht ohne weiteres durchsetzen. In seinem letzten Werke ןולדחי תולוקה (welches sowie Chagis' Glossen dazu [ףרש תשיחל] die einzigen Quellen für diese Zeit bilden) teilt Chajon ein Schreiben vom Rabbiner Abraham (Israel) Seebi aus Hebron mit (d.d. הרש ייה ’פ = 21.–26. Marcheschwan ו"עת = 1715), woraus hervorgeht, daß Chajon demselben seine verketzerte Schrift nebst יבצ דצה zugeschickt und derselbe den Inhalt gebilligt hatte. Chagis bezweifelte die Echtheit dieses Schreibens mit Wahrscheinlichkeitsgründen, worunter als der gewichtigste angegeben wird, daß der fromme Seebi nicht so etwas geschrieben haben könne. Allein Seebi war ein Schwiegersohn Abraham Cuenquis (Chagis das., p. 5a und b), und dieser war auch im Alter ein fanatischer Sabbatianer (s.o. S. 431). Kann es nicht auch Seebi gewesen sein? Es scheint ohnehin, daß auch[507] Cuenqui sich dabei beteiligt hat (Chagis das.). Chajon erzählt weiter, daß er sich mit dem Schreiben des Hebroner Rabbiners nach Salonichi begeben und von dem dortigen Rabbinat ein günstiges Schreiben, auf Grund des von Hebron mitgebrachten, erhalten habe (d.d. םיטפשמ ’פ um 24. Schebat ז"עת = Anfang Februar 1717). Unterschrieben ist es von סובוכ ףסוי (soll heißen ובוק ףסוי, Verf. der Respp. םלוע תועבג) und von Salomo Amarillo (Verf. der Respp. המלש םרכ). Das Schreiben ist gerichtet an Chajim Kimchi in Konstantinopel, Rabbiner daselbst, mit der Bitte, sich beim Rabbinate für Chajon zu verwenden damit der Bann von ihm genommen werde. Chagis bezweifelte die Echtheit auch dieses Schreibens und erzählte vom Hörensagen, Chajon habe sich den apostasierten Donmäh in Salonichi anschließen wollen, sei aber von ihnen abgewiesen worden und habe sich erst dann den Rabbinen zugewendet (l.c.p. 5 b): הזמ ונעדי תוער תותכ ןתואל רבחתהל ךלהש תמא ידיגמ יפמ (יקינולאסמ) ... ולבקל וצר אל םהו לארשי ללכמ ואציש ףוסוליפו איכרבמ לארשי לצא ברקתנ ךכ רחאו. Im Jahre 1718 war er wohl zum zweiten Male in Konstantinopel. Hier fand er Gunst bei einem Wesir, welcher die Gemeinde zwang, ihm Subsistenzmittel zu geben, und das Rabbinat, den Bann zu lösen. Wichtig dafür ist das Zeugnis eines Serach ben Mardochaï, der, wie Jakob Emden versichert, ein glaubwürdiger Mann war und folgende Erklärung vor dem Rabbinate der Dreistädte (Hamburg, Altona und Wandsbeck) abgegeben hat: הימחנ איבמ היה הז רחאש (’טסוק) ק"קב וימי לכ םרחב קזחומ היה ןויח ןכו בתכ ול ונתיו םרחה ןמ ותוא וריתיש ריזעוו לודגה רשמ ןויח ילצא ןסכאתנ ץ"כ ילתפנ רש ... דיעה םג .ולצא בתכ ותוא יתיאר ילתפנ ’המ ’גה הצר אלו יתיבל אבל ל"נה ןויח הצור היהו יתיבב לע ’סוקב םרחה ןמ ותוא ואיצוהש יתרמא קר ... ומע רבדל ל"נה רשה תאוצ (bei Chagis das. p. 8a). Auch Chagis erzählt als gewiß folgendes (das. 6 a): היה ןויח בעותהש ונעדי םג לאפר ריבגה לש הרבחמו ןינאמאס םהרבא תיבב ןסכאתמ תוירא ינש ול ןינתונ ויה ה"רי ךלמה הנשמ תיבב תרשמ הלוגאמ וינפ תוארל וצר אל ק"קה יכ הנשמה תצלמה יפ"ע. Aus seinem Zusammentreffen mit Naphtali Kohen in Konstantinopel läßt sich das Datum seiner Anwesenheit und der Dauer seines Aufenthaltes daselbst bestimmen. – Naphtali hatte noch 1715 ein Pamphlet gegen Chajon und Ayllon drucken lassen, worüber Unger berichtet (bei Schudt und Wolf III, 828 ohne Titelangabe); es scheint תויפיפ ברח gelautet zu haben (so nennt Chajon Naphtalis Schrift in ןולדחי תולוקה). Unger (bei Schudt das.) und Wolf (das. 846) geben Naphtalis letzte Biographica vor seinem Ende (s. auch Landshut, Ammude ha-Aboda, p. 283). Im Sommer 1718 bis Ende dieses Jahres war Chajon in Konstantinopel und machte Versuche, sich mit Naphtali auszusöhnen; Chajim Alfandari, einer der Rabbinen, welche ihn in den Bann getan hatten, war auch für die Aussöhnung (Chagis das.): םיסומכה םימעטה ןמ תמא ןה ורובעב כ"ג ץילמה ירדנפלא םייח ... ברהש ונעדי םג ונעדי ונל ודיב התלע אלו ץ"כ ילתפנ ’ר ... ינפב. Chajon behauptet, Naphtali hätte sich vor Neujahr (1718) mit ihm ausgesöhnt (ןולדחי תולוקה, Ende). Obwohl Chajon bereits 1718 in Konstantinopel weilte, so erlangte er doch erst vom dortigen Rabbinate die Loslösung vom Banne am 27. Tammus 1724 (das.). Nur drei von den dreizehn Rabbinen, welche ihn in den Bann gelegt hatten, sind unter der Urkunde der Lossprechung unterschrieben, darunter Jehuda Rosanes (Verf. des הנשמ ךלמל). Die Hauptbedingung dabei war, [508] daß sich Chajon nimmermehr mit der Kabbala beschäftigen, sie niemanden lehren und noch weniger darüber predigen sollte.

20. Zweite Industriereise Chajons durch Europa. Er scheint bereits 1723 diese Reise angetreten zu haben; denn im Rundschreiben des Rabbiners Ezekiel Katzenellenbogen, d.d. 15. Elul 1725, bemerkt er, daß derselbe bereits zwei Jahre seine Agitationen wiederhole: שחנח הנה וזלה ץראה ברקב ערה םייתנש הז התעו ןירהרעמ תנידמל אבו בשו ... (ןויח). Die Reise scheint er über Wien gemacht zu haben, fand dort keine Unterstützung bei den Juden, gab sich als Türke aus, denunzierte die Juden bei Hofe als Verblendete und wurde geräuschlos ausgewiesen (Chagis das. Einl., p. 3a): ינפ וינפ ואר אל םשו ןיוו הכולמה ריעל (ןויח) ול אבו ךלה ’יהש ורמואב המרגות ישנאל ןמוזמ רצחב בשיו ץרא יניצק הדעה ויהש םתוא םע ולדתשה ץרא יניצקו םש רשא םינואגהו רגות וקיחרהל ומע םירזוע םידוהיהש רמאו רסיקה רצחל ךלה םיולתמ םהילעמ. Dann trat er in Mähren auf und regte den Schwindel des Löbele Proßnitz wieder an (s.o. S. 478), welchen David Oppenheim unterdrückte, der verdächtige Reisende untersuchen ließ, ob sie sabbatäische Schriften bei sich führten (Chagis das. Einl., Rundschreiben, Emden. Torat ha-Kenaot, p. 42b. Ob es authentisch ist, daß Chajon in Mähren eine Buhlerin mit sich geführt hat? Chajon muß damals zwischen 70 und 80 Jahren alt gewesen sein. Von Mähren begab er sich wieder nach Amsterdam. (Emden das., p. 35 b, vergl. Chagis das. 2 b: הנוז םש אשנ יכ םדרטסמא דע המע אבו ןירגנואב העודי תרקפומ.) Im letzten Orte war er zur Zeit des Druckes seines letzten Buches ןולדחי תולוקה (beendet אב ’פ = Januar 1726). [Nach Wolf IV, 928 erschien das Buch jedoch 1725.] Der Zweck dieses Buches war, darzulegen, daß der Bann vom Rabbinat in Konstantinopel gelöst sei. Er fand aber keine Unterstützung in Amsterdam (das.). Ayllon lebte zwar noch, scheint aber zum Bewußtsein seines Unrechts gekommen zu sein (Emden תודע בקעיב, p. 23b): טרחתנ (ןויליאא ’ש םידרפס לש ברה) אוה יכ ןויה בושב ... ולש השרד ךות םיברב הדוהו יבא דגנ וישעמ לע וינפ תוארל ושקב אל ... םדרטשמאל תינש םעפ. Ehe Chajon nach Amsterdam kam, war er in Glogau, Berlin und Hannover (Chagis' Einl. das.). Überall wurde er ausgewiesen. In letzterer Stadt gab er sich nicht zu erkennen, wurde dennoch erkannt und seine Schriften durchsucht (das.). Am 18. Schewat = 20. Januar 1726, 14 Tage nach dem Erscheinen des Chajonschen Buches, ließ Ezekiel Katzenellenbogen durch den Zeugen Serach konstatieren, daß dessen Angaben unwahr seien, und daß die Lösung des Bannes gegen ihn in Konstantinopel nur erzwungen worden sei (s.o. S. 508). Derselbe hatte ihn bereits Elul 1725 in den Bann gegen Löbele Proßnitz eingeschlossen (das. Ende). Ende Adar I. = Ende Februar 1726 ließ das Rabbinat von Frankfurt, welches bereits 3. Tammus des vorhergehenden Jahres einen Emissär der polnischen Sabbatianer, Mose Meïr, verfolgen ließ, den alten Bann gegen Chajon bekräftigen (das. Anfang). Mose Chagis, der inzwischen in Altona lebte, war froh, dem alten Feinde einen Stoß versetzen zu können, druckte gegen ihn anfangs Adar II. (März) die oft zitierte Schrift ףרש תשיחל in Hanau. Chajon hatte wahrscheinlich wegen der Verfolgung im Alter mit Not zu kämpfen. Einen Gesinnungsgenossen bat er, ihm für seine Frau ein Bett und Kissen zu leihen: ןזוא הטה אלו האולהב יתשאל תסכ וא רכ ונממ יתלאשש (das. p. 3b). In Berlin drohte er, sich taufen zu lassen, falls ihm nicht ein Viatikum gereicht würde (das. Anfang): והפטשי וב ורגתי םאש ... תיבה לעבל ’א בתכ בתכו ןילרבל ךלה ק"רמ ינש ול ונתנו וחלש הז ינפמו םיבר םימ. [509] In Prag ließ man ihn nicht in die Stadt. Eibeschützens Frau und Schwiegermutter brachten ihm Speise außerhalb der Stadt (Emden תוקבאתה, p. 109b): ןתנוי ’ר לש ותשא) איה ובשומ הנחמל ץוחמ ויתונוזמ ןויחל םיאיבמ ויה המאו (רצישביא ותשא י"ע המש ותדימע ימי לכ ויכרצ רצישביא ול קיפסהו ותומחו; vgl. Chagis' Einleitung zu ףרש תשיחל gegen Ende, worin der Inhalt eines Briefes von Eibeschütz an Chajon mitgeteilt wird: ... גארפמ ןתנוי ’רמ דחא בתכ רוזחל ךתונקז תעל ךל המ ול בתכ הצע ךרדבו... (ןויח) שחנל ךתיבב בשו דבכה תורייעב. So konnte sich Chajon zuletzt nicht mehr in Europa behaupten und wanderte nach Afrika, wo er starb, wie Wolf kurz vor 1733 erfuhr (Biblioth. IV, p. 929): Ex Judaeo quodam nuper accepi Nechemjam (Chajon) hunc omnino Sab. Zewi causam egisse, multosque hodie in Barbaria inprimis, ubi Nechemja versatus denique et fatis functus sit, dari, qui ejusdem placido probent. Jakob Emden spricht von dieser Wanderung Chajons nicht, läßt ihn vielmehr in Asien sterben. Chajons Sohn wollte seinen Vater rächen und denunzierte in Rom Juden und jüdische Schriften (Wolf das.): Fuisse etiam non ita pridem (d.h. gegen 1733) Romae Nechemiae filium, qui patris sui vestigiis insistens magnas ibi inter Judaeos turbas concitarit. Die Nachricht von Mose Chagis kann als Ergänzung dienen (םימכח תנשמ Nr. 520, 521, p. 103): טוקשת (ןויח) שחנה רגפנש רחאש וניתייפצמו בתכ יתלבק ק פ ל ג"צת וז הנשמ ולסכ ו"ט ’ד םויה הנה ץראל וב ואצמנ רשא תואלתה בורמ יל םיעידומ הבש רווד יבה לע שאר הרופ שרוש םשארבו ... םימחול םיברו ... הלוגבש וניחא םקנ םוקנל בשחו ץוחל אציש ויצלחמ אצויו ול ןינ ש"חנה אל זעל ואיצוהו וב אצויכ אמטל רבחתנ ... ודילומ יפדור ףודרלו לע כ"ג אלא ך"נת ישרפמו ל"זר ישרדמו תודגאה לכ לע דבל ... םימעה יניעב ונחיר תא ושיאבהש דע ... םיקסופה ירובח ןורח ולעהו. Der Brief an Chagis (wahrscheinlich aus Rom), angekommen 15. Kislew = 3. Dezember 1732, hat gewiß frische Nachrichten über Vorgänge in Rom angebracht; ץוחל אצי bedeutet wohl, daß sich Chajons Sohn taufen ließ.


Quelle:
Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig [1897], Band 10, S. 480-510.
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