Dritte Dynastie von Uruk

[549] 411 b. Der Fremdherrschaft hat eine neue Erhebung der Sumerer ein Ende gemacht, die abermals von Uruk ausgegangen ist. Kunde darüber gibt uns die Abschrift einer Inschrift des Besiegers der Gutaeer, des Königs Utuchegal von Uruk. Im Namen Ellils tritt er auf, Nanaia, Tamûz, Gilgameš, die Götter und Heroen seiner Stadt, haben ihm den Sieg verkündet; so wagt er es, gegen den stolzen Gutaeerkönig Tiriqân, der sich rühmt, daß niemand ihm entgegenzutreten wagt, daß der Tigris bis zum Meeresufer und das Tiefland von Sumer ihm gehorchen, die Mannen seiner Stadt aufzubieten, die ihm freudig folgen. Wie beim Auszug, so bringt er auf dem Marsch tagtäglich dem Iškur (dem Adad der Semiten, § 396) oder anderen Göttern, darunter dem Sonnengott, ein Opfer dar. Die Stadthalter Tiriqâns rufen diesen herbei; aber er wird geschlagen und muß fliehen. Die Untertanen verlassen ihn, in dem Ort Dubrum wird er mit Weib und Kind gefangen, und Utuchegal [549] »setzt seinen Fuß auf seinen Nacken«. So hat Utuchegal »das Königtum von Sumer in seiner Macht wiederhergestellt«. – Utuchegal tritt durchaus als Sumerer auf; ob sich auch die Akkadier ihm angeschlossen oder er sie unterworfen hat, wissen wir nicht; aber da er den Titel »der starke Held, König von Uruk, König der vier Weltteile, dessen Wort ohne Rivalen ist« angenommen hat, hat er jedenfalls den Anspruch darauf erhoben. Wie lange sein Reich bestanden hat und ob er Nachfolger hinterlassen hat, ist nicht bekannt. Es ist indessen kaum zweifelhaft, daß das Reich von Uruk alsbald einer neuen Dynastie hat Platz machen müssen, die von der benachbarten, noch weiter abwärts am Euphrat gelegenen Stadt Ur ausgegangen ist. Zur Ermittelung der Chronologie dieser Zeit fehlen uns alle Daten-es ist die empfindlichste Lücke in unserer Kenntnis, die noch besteht –; auch die Dauer der gutäischen Herrschaft läßt sich nicht bestimmen. Doch wird man, nach dem Anhalt, den die Entwicklung der Kultur und namentlich der Schrift gibt, das Intervall zwischen dem Ende der Dynastie von Akkad und der Begründung der Dynastie von Ur schwerlich auf mehr als rund ein Jahrhundert (2575-2469 v. Chr.) ansetzen.


Inschrift Utuchegals: THUREAU-DANGIN, Rev. d'Ass. IX 111ff. Auf p. 120 führt er aus einem späteren Omentext ein »Vorzeichen für den König Tiriqân an, der inmitten seiner Truppen fliehen mußte«, und verweist auf den Ort »Stadt des Tiriqân« auf dem Kudurru des Nazimaruttaš, I 24. – Königsliste nebenstehend.


Quelle:
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Darmstadt 81965, Bd. 1/2, S. 549-550.
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