Diptychen

[120] Diptychen sind bei den Römern der ersten Jahrh. christlicher Zeitrechnung Tafeln von Gold oder Silber, bei einfacher Ausstattung von Holz oder Schiefer, am häufigsten von Elfenbein oder, in Ermangelung dessen, von Kamelbein. Diese Tafeln waren mit Bändern oder Scharnieren versehen, sodass sie wie Bücher auf- und zusammengelegt werden konnten. Die Aussenseiten pflegte man mit Bildschnitzereien zu verzieren, während die inneren Flächen, mit Wachs oder Papyrus überzogen, als Schreibtafeln dienten. Sie wurden, beschrieben und versiegelt, nicht selten als Briefe versandt. Sie waren ein beliebter Gegenstand von Geschenken, die sowohl von Privaten als namentlich von höheren Beamten, Konsuln, Prätoren, Quästoren bei Anlass ihres Amtsantrittes verabfolgt wurden. Die Reliefs stellten deshalb in der Regel die bei jenem Anlass stattgehabten Tierkämpfe dar: oben sitzt der Konsul, von Begleitern umgeben, die Insignien des Amtes in der Hand, das Zeichen zum Beginn der Spiele gebend, unten im kleinern Massstabe finden sich die Spiele selber dargestellt. Solche Diptychen wurden früh für kirchliche Zwecke benutzt. Man pflegte auf demselben die Namen der Märtyrer, der Kirchenvorsteher, der Wohlthäter und anderer hervorragender Gemeindegenossen zu verzeichnen. Diese Tafeln wurden dann während der Fürbitte auf dem Altar aufgestellt und im Abendlande bis ins 12., in der griechischen Kirche bis ins 15. Jahrh. benutzt. Man schmückte sie in christlicher Zeit mit Heiligenfiguren, biblischen oder legendarischen Darstellungen. Eins der berühmtesten Diptychen ist das St. Gallische, das den Namen des Tutilo als Verfertiger trägt. Rahn, Bildende Künste. 108 fl.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 120.
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