Dreikönigsfest

[130] Dreikönigsfest, Epiphanias; wie in den meisten kirchlichen Festen kreuzen und verbinden sich hier heidnische und christliche Anschauungen und Gebräuche. Der Dreikönigstag, 6. Januar, ist der Schluss der Zwölfnächte. Die Nacht auf Epiphanias hiess im Mittelalter giperaht naht, die leuchtende Nacht, oder perhtennaht, perhtentag; der Tag galt als der Tag der Bertha. Im Gegensatz zu den Zwölfnächten, wo die Sonne im Stillstand ist, weshalb sich kein Rad drehen darf, scheint man an diesem Tage das wieder beginnende Vorrücken der Sonne gefeiert zu haben; der Stern, ursprünglich das Sonnenrad, muss sich drehen. Noch jetzt[130] knüpft sich an den Tag zahlreicher Aberglaube, Wuttke, § 79. Die christliche Legende setzt auf diesen Tag die Anbetung des Christuskindes durch die Weisen vom Morgenlande; die Dreizahl ist dem dreifachen Geschenk, Gold, Weihrauch, und Myrten, nachgebildet, wenn nicht auch darin eine Erinnerung liegt an die wohlthätige Wanderung der oft als Dreiheit gedachten germanischen Gottheit in den Zwölfnächten; frühere Jahrhunderte nahmen die Zahl 12 oder 15 an. Hinsichtlich ihres Ranges und Standes dachte man sich die Magier als sternkundige Gelehrte, Astrologen oder als Zauberer; erst später schloss man aus den königlichen Geschenken, dass es Könige gewesen seien.

Beda Venerabilis, 672–735, erwähnt zuerst ihre Namen Kaspar, Melchior, Balthasar; andere nennen sie anders: Appellus, Amerus und Damascus, oder Magalach, Galgalath und Saracin, oder Ator, Eator und Peratoras. Ihre Leichname sollen im Jahre 1162 aufgefunden und nach Mailand in die Eustorgiuskirche gekommen sein; bei der Eroberung Mailands schenkte sie Barbarossa dem Erzbischof von Köln; sie liegen noch im Kölner Dom. Bekannt ist die alte Sitte, dass am Dreikönigtag drei Leute in abenteuerlichem Kostüm, deren Hauptsprecher einen blitzenden Stern voranträgt, um eine milde Gabe, das sog. Sterndreherlied singen, es fängt an: Gott, so wollen wir loben und ehren, die heiligen drei Könige mit ihrem Stern, sie reiten daher in aller Eil, in dreissig Stunden vierhundert Meil; oder: die vier heiligen drei Könige mit ihren Stern u.s.w., öfter abgedruckt.

In Frankreich findet an diesem Tag das Bohnenkönigsfest statt. Ein grosser Festkuchen enthält im Innern eine Bohne. Derselbe wird in so viel Stücke zerschnitten, als Familienglieder vorhanden sind; wer in seinem Stücke die Bohne hat, wird Bohnenkönig und gilt an diesem Tag als Herr und König.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 130-131.
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