Erzguss

[160] Erzguss. Sein künstlerischer Betrieb geht in Deutschland nicht hinter die Karolinger zurück. Karl der Grosse liess kundige Männer aus Italien und anderen Provinzen kommen, um das Aachener Münster mit Gold und Silber, ehernen Gittern[160] und Thüren zu schmücken. Unter den Erzgiessern am königlichen Hofe befand sich ein Mönch aus St. Gallen, Namens Tanko, mit dem ein fremder Meister, der in aller Metall- und Glasarbeit vortrefflich war, wetteiferte. Diese Arbeiten sind zum Teil in vier Metallthüren, Brustgeländern der Emporen, einer wasserspeienden Wölfin und einem Pinienzapfen noch erhalten. Im 10. Jahrh. gründete Bischof Bernward von Hildesheim eine klösterliche Giesshütte, deren ansehnliche Werke in Sachsen teilweise erhalten sind, Thürflügel, eine nach dem Muster der Trajanssäule entworfene Säule zu Hildesheim, Kronleuchter und die Grabtafel des Gegenkönigs Rudolf von Schwaben († 1080) im Dom zu Merseburg. Während in dieser früheren Periode des Mittelalters die Steinwerke an Anzahl von den Gusswerken noch überragt werden, nimmt mit der Gotik die Bildnerei in Stein überhand und tritt der Erzguss zurück, der von da an lange Zeit mehr handwerksmässigem Betriebe überlassen bleibt. In Sachsen finden sich die meisten gegossenen Taufkessel, und die Städte Braunschweig, Dortmund, Erfurt, Leipzig, Magdeburg, Zwickau werden als Giessstätten genannt. Aus Nürnberg gingen später die grössten Erzgiesser hervor, darunter Peter Vischer, 1460–1529; er betheiligte sich an dem bedeutendsten Werke des Erzgusses aus der Frührenaissance-Zeit, dem Grabmal des Kaisers Max zu Innsbruck.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 160-161.
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