Leich

[579] Leich bedeutet ursprünglich überhaupt rhythmische Bewegung, Tanz, Spiel; dann das feierliche Schreiten zum Opfer und das Opfer selbst, ferner Wettstreit und Kampf, erhalten im mhd. wetterleich, Wetterschlag. Vgl. Heyne im Grimmschen Wörterbuche. Im engeren Sinn wird Leich schon im Altdeutschen der Name für eine Tanz- oder Gesangweise, in welcher die Melodie von Glied zu Glied oder doch in einzelnen Teilen wechselte; der Leich wurde stets von einer Menge gesungen, wenigstens mitgesungen; sangleich ist ein Chorgesang, leichôd und hîleich ein Vermählungsgesang, alles dieses im Gegensatze zum Lied, das nur der einzelne sang und in welchem die Melodie dem Worte untergeordnet war; erhalten sind aus dem 9. Jahrhundert das Gebet zum heiligen Petrus, eine Bearbeitung des 138. Psalmes, Christus und die Samariterin, das sogenannte Ludwigslied und der Leich auf den heiligen Gallus. Die höfische Dichtung behielt den Unterschied zwischen Leich und Lied bei, wobei sie die erstere Form vornehmlich zur Begleitung des Tanzes, seltener für religiöse Stoffe anwandte.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 579.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: