Muspilli

[707] Muspilli hat Schmeller ein von ihm 1832 aus einer Münchener Handschrift veröffentlichtes altdeutsches Gedicht vom jüngsten Tage genannt; dasselbe möchte nach Schmellers Vermutung von König Ludwig dem Deutschen selbst aufgeschrieben worden sein; die Versart ist noch die allitterierende, der Stoff ein christlicher; an das germanische Heidentum erinnert das Wort Muspilli, der altgermanische Name des Weltbrandes. Nach Art einer Predigt wird der christliche Mythus vom jüngsten Gericht dargestellt, um die Seele des Sterbenden kämpfen zwei Scharen, Engel und Teufel; der Antichrist kämpft mit Elias, jener wird besiegt, dieser verwundet, und sein tropfendes Blut setzt die ganze Schöpfung in Brand. Darum soll sich jeder Christ rechtzeitig zum jüngsten Gericht vorbereiten und wenn er sich sündig weiss, Busse thun im Sinne der Kirche. Der Schluss des Gedichtes ist abgebrochen. Vergleiche namentlich den Exkurs zum Gedicht bei Müllenhoff und Scherer, Denkmäler deutscher Poesie und Prosa.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 707.
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