Rosenkreuzer

[888] Rosenkreuzer sollten die Teilnehmer einer geheimen Gesellschaft sich genannt haben, von denen die in Kassel 1604 erschienene anonyme Schrift: »Fama Fraternitatis des löblichen Ordens der Rosenkreuzer«, die Schrift vom Jahre 1615: »Confession oder Bekandtnis der Societat und Brüderschaft R.C. An die Gelehrten Eurapae« und die Schrift vom Jahr 1618: »Chymische Hochzeit. Christian Rosenkreutz« Kunde gaben. Es war darin von einer geheimen Gesellschaft berichtet, die ein gewisser Christian Rosenkreutz vor etwa 200 Jahren errichtet habe. Derselbe, 1388 geboren, sei im Orient gewesen, sei von den Arabern in die Geheimnisse der Physik und Mathematik eingeweiht worden und habe, nach Deutschland zurückgekehrt, mit wenigen Freunden einen geheimen Orden gestiftet, der hauptsächlich der unentgeltlichen Heilung der Kranken gewidmet worden sei; übrigens seien die Brüder im Besitz der höchsten Wissenschaft und bei makellosem Lebenswandel frei von Krankheit und Schmerz, jedoch wie andere dem Tod unterworfen. Da es der Ratschluss Gottes sei, dass jetzt um der Welt Glückseligkeit willen die Brüderschaft vermehrt und ausgebreitet werde unter allen Ständen, Fürsten und Unterthanen, Reichen und Armen, so wurde durch diese Schriften zum öffentlichen Beitritt eingeladen. Als Verfasser galt schon früh Joh. Valentin Andreä, ein württembergischer Theolog 1586–1654, der damit die Geheimnissucht und die Vorliebe für mystische Thorheiten geisseln wollte. Es entwickelte sich bald eine Litteratur, die für und wider den vermeintlichen Orden Partei nahm. Eine ums Jahr 1622 im Haag entstandene und von da weiter verbreitete Gesellschaft von Alchymisten nannte sich Rosenkreuzer, ähnlich wie im 18. Jahrhundert ein Zweig der Freimaurer sich mit demselben mystischen Namen zu decken beliebte. Klüpfel in Herzogs Real*Encvkl.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 888.
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