Anivs

[267] ANIVS, i, Gr. Ἄνιος, ου, ( Tab. XIV.) des Apollo und der Creusa, Conon Narrat. 41. oder vielmehr der Rhöo, einer Tochter des Staphylus, Sohn, wurde in der Insel Delos gebohren, als seine Mutter von ihrem Vater, welcher glaubete, daß sie sich sonst von einem Liebhaber zu Falle bringen lassen, in einen Kasten gestecket und ins Meer geworfen, sie aber ungefähr an besagte Insel getrieben worden. Sie soll darauf diesen ihren Sohn selbst auf des Apollo Altar geleget, und, wofern ihn solcher für seinen Sohn erkenne, ihm denselben zu seiner Erhaltung anbefohlenhaben; worauf ihn denn Apollo angenommen und nicht allein verborgen gehalten, sondern auch mit ders Zeit zu einem großen Wahrsager gemacht habe. Diod. Sic. L. V. c. 62. p. 229. Einige halten ihn für des Zarecis Sohn, weil dieser die Rhöo nachhers heurathete, und geben vor, daß er von seiner Mutter in der Insel Euböa gebohren, von da aber von dem Apollo in die Insel Delos genommen worden, nachdem ihm seine Mutter den Namen Anius von ἀνιαθῆναι, darum gegeben, weil sie durch ihn in große Betrübniß gerathen war Tzetz. ad Lycophr. v. 570. Er heurathete nach der Zeit die Dorippe, und zeugete mit ihr die Oeno, Spermo, und Elais, welchen Bacchus die Gunst erwies, daß sie jederzeit so viel Wein, Getraide und Oel haben konnten, Id. ibid. als sie wollten; daher denn auch ihr Vater die Griechen, als sie vor Troja giengen, die ersten neun Jahre allein mit solchen dreyen Dingen unterhalten [267] haben soll. Sein Sohn war Andrus. S. dessen Artik. Als Aeneas nachher nach Italien gieng, erwies er ihm alle Güte, Virgil. Aen. III. v. 80. zumal er, nach einigen, ein Befreundter des Anchises war. Palæphat. ap. Serv. ad l. c. Wenigstens war dieser schon vorher, ehe er das anderemal mit dem Aeneas zu ihm kam, mit dem Priamus bey ihm gewesen, bey welcher Gelegenheit er gar gute Freundschaft mit ihm gestiftet hatte: doch soll Aeneas seine Tochter ingeheim beschlafen, und sie einen Sohn von ihm geboren haben, den sie nach ihrem Vater Anius genannt. Serv. l. c. Wie sonst solcher Anius ein Priester des Apollo war, also war er auch zugleich König und Herr über die ganze Insel Delos, da es bey den Alten gar üblich war, Königreich und Priesterthum mit einander zu verknüpfen. Ovid. Metam. lib. XIII. v. 632. Virgil. l. c. & Taubm. ad Virg. l. c.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 267-268.
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Hederich-1770: Anivs [1]