Pleiades

[2023] PLEIĂDES, um, Gr. Πλειάδες, ων, ( Tab. VIII.)

1 §. Namen. Diesen haben sie, nach einigen, von πλέειν, schiffen, weil es nach ihrem Aufgange gut schiffen seyn soll, oder von πολλὰ, viel, weil sie zu vielen Dingen nützlich seyn sollen; oder von πλησίον, nahe, weil sie nahe beysammen stehen; oder von πολεῖν, wenden, weil sie sich im Kreise herum drehen; Schol. Arati ap. Voss. Etymol. in Virgiliæ, p. 648. nach andern aber von der Pleione, ihrer Mutter; Schol. Apollon. ad l. III. v. 226. & Hesych. ap. Voss. l. c. nach den dritten von πλείονες, mehre, weil ihrer mehr als eine sind; Cæsar Germanicus ap. eumd. l. c. noch anderer Ableitungen zu geschweigen.

2 §. Aeltern. Ihr Vater war Atlas, des Japets Sohn, ihre Mutter aber Pleione, eine Tochter des Oceans, und wurden sie von dieser ihrer Mutter auf dem Berge Cyllene, in Arkadien, geboren. Apollod. l. III. c. 10. §. 1. & Schol. Apollon. ad l. III. v. 226.

3 §. Anzahl und besondere Namen. Ihrer sind eigentlich sieben, und heißen insonderheit Alcyone, Merope, Celäno, Elektra, Sterope, Taygete und Maja. Aratus ap. Nat. Com. l. IV. c. 7. & Apollod. l. III. c. 10. §. 1. Einige nennen nur ihrer sechs, Maja, Kalypso, Alcyone, Merope, Elektra und Celäno. Hygin. Præf. p. 11.

4 §. Schicksal. Nach einigen vergiengen sie vor Betrübniß, als ihr Bruder, Hyas, auf der Jagd umgekommen war. Hygin. Fab. 192. Nach andern aber giengen sie mit ihrer Mutter dereinst durch Böotien, da denn der Riese Orion der Pleione Gewalt anthun wollte, und sie ganzer sieben Jahre verfolgete, worauf sich denn Jupiter endlich ihrer erbarmete, und sie [2023] vor dem Orion in Sicherheit an den Himmel versetzete, woselbst sie nunmehr das bekannte Siebengestirn auf dem Rücken des Stiers im Thierkreise sind. Id. Poet. Astron. l. II. c. 21. Cf. Schol. Apollon. ad l. III. v. 226. Indessen sieht man ihrer daselbst nur sechs, weil ihrer so viel ihre Liebeshändel mit Göttern gehabt, nämlich Maja, Elektra und Taygete mit dem Jupiter, Alcyone und Celäno mit dem Neptun, und Sterope mit dem Mars: Merope aber will sich nicht sehen lassen, weil sie allein den Sisyphus, einen sterblichen Menschen, geheurathet. Eratosth. Cataster. 23. Nach andern soll es Elektra seyn, die sich verstecket hat, oder davon geflohen ist, damit sie die Unfälle der Stadt Troja nicht mit ansehen dürfe. Ovid. Fast. IV. 169. Hygin. Fab. 192. Einige melden, sie wären als Jungfern der Diana Gefährtinnen gewesen: nachdem aber ihre Liebeshändel bekannt geworden, so hätte sie Jupiter in Tauben, πελειάδας, verwandelt, und so wären sie unter die Gestirne gekommen. Didym. ad Hom. Il. Σ. 486.

5 §. Eigentliche Historie. Daß sie sieben Töchter des Atlas gewesen, steht wohl zu glauben: daß sie aber sollten in Sterne verwandelt worden seyn, wird gedeutet, daß Atlas, als ein sonderbarer Sternseher, sieben neue Sterne im Stiere entdecket, und selbige nach diesen seinen Töchtern benennet, die alle an Fürsten aus dem titanischen Geschlechte vermählet worden, bis auf die Merope, als deren Gemahl, Sisyphus, nicht aus diesem Geschlechte war. Daß Orion, nach einigen, sie selbst in Arkadien verfolget haben soll, will man bloß von dieses Gestirnes Stande am Himmel herleiten, da es scheint, als sey er noch bis jetzo hinter solchen Pleiaden her. Banier Entret. V. ou P. I. p. 137. Dess. Erl. der Götterl. III B. 210 S.

Quelle:
Hederich, Benjamin: Gründliches mythologisches Lexikon. Leipzig 1770., Sp. 2023-2024.
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