Eustathius, S. (4)

[131] 4S. Eustathius, Ep. (16. Juli). Die Vaterstadt dieses Heiligen war Side in Pamphylien. Ein Mann von hohem Wissen, hinreißender Beredsamkeit, ausgereichneter Tugend und glühendem Eifer für Erhaltung der Reinheit der katholischen Lehre, wurde er auf den bischöflichen Stuhl von Beröa erhoben, auf dem er aber nicht all zu lange sitzen sollte. Nachdem der hl. Bischof Phitogonius von Antiochia gestorben war, wurde Eustathius zum Bischof dieser Stadt gewählt. Als solcher wohnte er im J. 325 dem berühmten Concil von Nicäa bei, und war auf demselben ein Hauptgegner der Arianer und siegreicher Vertheidiger der wahren Gottheit Jesu Christi. Auf die zu Nicäa erlittene Niederlage hin faßten die Arianer einen kühnen Plan, um, wenn auch nicht augenblicklich, doch nach und nach zur Herrschaft zu gelangen. Sie wollten nämlich vorläufig den dogmatischen Streit ruhen lassen, dagegen Alles aufbieten, um die tüchtigsten und eifrigsten katholischen Bischöfe vorerst von den Metropolitansitzen zu verdrängen und mit Arianern zu ersetzen, [131] dann durch diese allmählig arianisch gesinnte Bischöfe in die Provinzialstädte zu bringen. Wenn dann der arianische Episkopat zahlreich genug wäre, wollten sie auf Synoden das nicänische Glaubensbekenntniß verwerfen und an dessen Stelle das ihrige vorschreiben. Der durch Frömmigkeit und Beredsamkeit, durch hellen Verstand und große schriftliche Darstellungsgabe hervorragende Eustathius war ihnen jedoch immer im Wege, und besonders durch seine Streitschriften wider sie sehr verhaßt. Ueberdieß war damals der bischöfliche Sitz von Antiochia dem Range nach der dritte in der ganzen, und der zweite in der morgenländischen Kirche, und so sollte der angegebene Plan an ihm zuerst verwirklicht werden. Die Arianer brachten im J. 330 eine Synode zu Antiochia zusammen, auf der namentlich der palästinensische Episkopat zahlreich vertreten war, welcher sie im Grunde auch veranlaßt hatte. Denn Eusebius von Cäsarea, Patrophilus von Skythopolis, Aërius von Lydda und mehrere andere Bischöfe, der arianischen Irrlehre zugethan, begleiteten unter dem Scheine der Ehrenbezeigung den von Nikomedia nach Jerusalem gekommenen Eusebius und den Theognis von Nicäa bis Antiochia, um dort die berührte Aftersynode zu halten. Auf derselben klagten sie den hl. Eustathius des Sabellianismus an – einer Irrlehre, welche die christliche Lehre von der Dreiheit der Personen in der Gottheit verwarf –, und bestachen eine Dirne, daß sie eidlich angab, von ihm Mutter geworden zu seyn. Umsonst betheuerte der Heilige seine Unschuld, und wies vergeblich auf das Wort des Apostels hin, das verbiete, eine Klage wider einen Priester, welche nicht auf zwei oder drei Zeugen beruhe, anzunehmen. Die Synode setzte ihn wirklich ab, gab seine Stelle einem Arianer, und er selbst wurde, wie der hl. Hieronymus und der hl. Chrysostomus berichten, mit mehreren Priestern und Diakonen nach Thracien verbannt. Auf die Nachricht von der Entsetzung des heil. Bischofs brach zu Antiochia ein gefährlicher Aufstand los, welcher der Stadt den Untergang drohte, und nur durch die äußerste Anstrengung der Behörden und der bewaffneten Macht daniedergehalten werden konnte. Die schändliche, lügenhafte Dirne fiel bald in eine schwere und langwierige Krankheit, kehrte in sich, erklärte in Gegenwart Mehrerer den Patriarchen für unschuldig und entdeckte den schmählichen Kunstgriff der Arianer. Eustathius starb in der Verbannung, und zwar nach den besten Kritikern und Geschichtschreibern im J. 338. Von Trajanopolis, wo er begraben wurde, kamen seine Reliquien im J. 482 nach Antiochia. Der hl. Fulgentius zählt ihn unter die ersten Bischöfe der Kirche, und der berühmte Schriftsteller Graf v. Stolberg nennt ihn in seiner Geschichte der Religion Jesu »eine der ersten Kirchensäulen«. Des Heiligen Name findet sich auch im Mart. Rom. am 16. Juli. (II. 468.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 131-132.
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