Johannes de Avila, V. (271)

[336] 271V. Johannes de Avila90 (8. März; al. 10. Mai). Dieser ehrw. Johannes von Avila, spanisch Juan de Avila, einer der berühmtesten spanischen Prediger, der Vater vieler Heiligen, die im 16. Jahrhunderte Spanien verherrlichten, wurde nach W.W. (V. 700) um das J. 1500 zu Almodovar del Campo im Bisthume Toledo geboren, studirte auf den Wunsch seiner angesehenen Eltern zuerst zu Salamanca die Rechte, später aber zu Alcala die Theologie, und zeichnete sich ebenso durch seine Frömmigkeit als durch seine Fortschritte in den Wissenschaften aus. Der berühmte Dominicus Soto, bei welchem er Philosophie hörte, schätzte und liebte ihn vor allen Schülern, und erklärte mehrmals, dieser werde einst ein großer Mann werden. Am Tage, an welchem er die erste heil. Messe las (was seine Eltern nicht erlebten), kleidete er zwölf Arme, gab ihnen ein Mittagsmahl und bediente sie mit eigenen Händen. Etwas später verkaufte er sein väterliches Erbe und theilte den ganzen Erlös unter die Armen aus, um ungetheilt nur der Sache Gottes zu leben. Anfangs wollte er nach Amerika, um dort die Heiden zu bekehren; er wurde aber von dem Erzbischof von Sevilla zurück gehalten und beauftragt, in Andalusien zu bleiben und so in seinem Vaterlande für das Seelenheil Anderer zu wirken. Nur widerstrebend gehorchte er und predigte in Sevilla, Cordova, Granada und in ganz Andalusien, wobei er sich besonders den hl. Apostel Paulus zum Meister und Vorbilde wählte. Seine Arbeiten wurden auch mit dem segensreichsten Erfolge gekrönt, so daß man ihn den »Apostel von Andalusien« nannte. Durch seine Unterweisungen führte er nicht Wenige zur erhabensten Stufe der Tugend, soz. z.B. die hhl. Johannes30 von Gott, Franz13 von Borgia, Theresia etc., dann den frommen Ludwig von Granada, die Gräfin von Feria, die Marquisin von Pliego, die Donna Sancha Carilla, Tochter Ludwigs Fernandez von Cordova etc. etc. Johannes war, um es kurz zu sagen, ein Mann, mächtig in Wort und Werk, ein Wunder der Abtödtung, die Ehre des Priesterthums. Durch seine Lehre, seinen Eifer und all' seine Tugenden war er die Erbauung, die Stütze, das Orakel der Kirche. Es war ein allumfassender Geist, ein aufgeklärter Seelenführer, ein berühmter Prediger, ein von ganz Spanien geehrter, in der ganzen Christenheit gepriesener Mann, dessen Ruf so begründet war, daß sich Fürsten seinen Entscheidungen unterwarfen, und daß ihn die Gelehrten um Aufklärung in ihren Zweifeln ersuchten. In seinem 50. Lebensjahre wurde er mit verschiedenen Gebrechlichkeiten heimgesucht; allein mitten in den größten Schmerzen, die er empfand, hörte man ihn oft dieses Gebet wiederholen: »Herr! vermehre meine Leiden, verleih mir aber zugleich auch die Geduld.« Nachdem er 17 Jahre lang Unsägliches gelitten, starb er endlich zu Montilla in Andalusien am 10. Mai 1569. Wir besitzen eine Sammlung seiner Briefe in mehrere Sprachen übersetzt, die sichtlich das Werk eines von Liebe flammenden und in den Kenntnissen der Wege des Heils vollkommen erfahrnen Mannes sind, der bei seinem gründlichen Wissen auch die Gabe besitzt, seine Gedanken mit Genauigkeit und Klarheit darzustellen. Es ist wohl derselbe, welcher am 8. März im Elenchus steht, weßwegen wir diesen Tag vorangestellt haben. (But. III. 481.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 336.
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