Johannes Bapt. Tolomeus (609)

[372] 609Johannes Bapt. Tolomeus, (24. Juni), ein Dominicaner aus einer vornehmen reichen Familie von Siena, wurde nach Migne am 6. Juli 1248 geboren, mit dem Namen Hannibal getauft und christlich erzogen, aber später durch den Besuch schlechter Gesellschaften zu verschiedenen Ausschweifungen [372] hingerissen, die seine frommen Eltern und Freunde mit Kummer erfüllten. Sie beteten viel für ihn, und namentlich war es eine Nonne des 3. Ordens des hl. Dominicus, Namens Nerea Tolomei, aus dem nämlichen Hause, welche nicht nachließ, Gott um Bekehrung dieses verlornen Sohnes zu bitten. Und ihre Bitten wurden erhört. Gerührt von der Gnade Gottes, bat er im J. 1279 in einem Alter von 31 Jahren plötzlich um Aufnahme in den Orden des hl. Dominicus. Allein zu dieser verstand man sich erst, als der sel. Ambrosius12 von Siena sich zum Bürgen darbot für die Aufrichtigkeit seines Berufes. Beim Eintritt in den Orden vertauschte er seinen Namen Hannibal mit dem des hl. Johannes des Täufers. Ein neuer Mensch geworden, wurde er nun ein bewunderungswürdiges Beispiel der Tugenden und insbesondere der Bußstrenge. Vom sel. Ambrosius zum Predigen angeleitet, verkündete er das Wort Gottes in den bedeutendsten Städten Italiens, zog auch nach Deutschland, Frankreich und England, und allerorts wurden durch seine Ansprachen viele Sünder bekehrt. Auch ins Morgenland begab er sich, um die zu Ptolemais belagerten Christen zu ermuthigen. Nachdem die Stadt von den Saracenen genommen war, kehrte er wieder nach Italien zurück, wo er neuerdings seinen apostolischen Arbeiten oblag. Papst Johann XXII. hatte ihn nach Avignon kommen lassen, wo er am 24. Juni 1320 starb. Gott hatte ihm die Gabe der Wunder und Weissagung gegeben, und er wird auch von Einigen »selig« genannt. Uebrigens wird von den Bollandisten, die ihn am 24. Juni unter den »Uebergangenen« haben, bemerkt, daß er weder zu Siena noch zu Avignon irgend eine kirchliche Verehrung genieße. (IV. 686.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 372-373.
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