Maria (321)

[222] 321Maria (5. Juli), zugenannt Suarez, von Toledo, eine Wittwe, die bei Art. als »Selige« steht. Vgl. die gleichnamige Maria, mit welcher sie indessen kaum identisch seyn dürfte. Man nannte sie wegen ihrer außerordentlichen Entsagung nur »die arme Maria«. Von adeligem Geblüte entsprossen, wuchs sie dem Anscheine nach in Pinto, wo ihre Eltern ein Landgut besaßen, auf. Sie verheirathete sich aus Gehorsam gegen ihre Eltern mit einem Adeligen, Garcias Mendez von Soto-Majore, Herrn von Carpio. Ihre Ehe blieb kinderlos, weßhalb sie von ihrem Manne vieles Ungemach zu erdulden hatte. Als Wittwe ergab sie sich mit glühendem Eifer den Werken der Frömmigkeit und Nächstenliebe. In ihrem großen Bußeifer begab sie sich in den für Büßende gestifteten dritten Orden des hl. Franz von Assisi. Eine feurige Liebhaberin der Armuth, gab sie ihr ganzes Vermögen den Armen und Kranken, und lebte selbst theils von der Arbeit ihrer Hände, theils vom Almosen. Um stets Gelegenheit zu haben, Werke der Nächstenliebe zu pflegen, erbat sie sich ein Kämmerchen in einem Spitale. Von ihren angesehenen Verwandten, die auf hohem Fuße lebten und sich nun ihrer schämten, hatte sie Unsägliches zu ertragen. Hierdurch ließ sie sich aber nicht abschrecken, an die Spitze eines Vereins zu treten, welcher mit persönlicher Armen- und Krankenpflege sich beschäftigte. Später trat sie mit mehreren Gleichgesinnten, worunter Johanna Rodericia21, in den Orden der hl. Clara und wurde erste Abtissin des neugegründeten Klosters St. Elisabeth in Toledo. Der Herr verherrlichte seine getreue und demüthige Magd durch viele wunderbare Gnadenerweisungen, die nach ihrem [222] am 29. Juni 1507 erfolgten Tode noch fortdauerten. (J. M. R.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 222-223.
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