Petrus Nolascus, S. (18)

[782] 18S. Petrus Nolascus Conf. (29. al. 31. Jan., 25. Dec.). Der hl. Stifter und erster General des Ordens der heiligen Maria von der Erlösung der Gefangenen wurde in dem Flecken les Mas des Saintes Pucelles in Lauragais (vormals Recaudum) einer ehemaligen Grafschaft in Languedoc, um das Jahr 1189 geboren. Seine frommen Eltern bemühten sich, dem Knaben eine standesgemäße Erziehung zu geben. Er verband mit körperlicher Wohlgestalt eine beständige Reinheit der Sitten. Frühzeitig schon war er gegen alle Unglückliche voll Mitleid und theilte gern Almosen aus. Dem ersten Armen, der ihm an jedem Morgen begegnete, gab er, ohne zu warten bis er angesprochen wurde. Regelmäßig wohnte er dem Gottesdienste, öfter selbst um Mitternacht, bei. Erst 15 Jahre alt, verlor er seinen Vater, doch wußte seine fromme Mutter den Jüngling in Liebe zur Religion und Andacht zu erhalten und zu bestärken. Vergebens wollte sie ihn zur Verehelichung29 bereden, da er fest entschlossen war, gänzlich abgetrennt von der Welt zu leben. In diesem Entschlusse wurde er durch die tägliche Betrachtung der Eitelkeit der irdischen Dinge immer mehr befestigt. Mit diesem Gedanken beschäftigt, unterbrach er auch die Ruhe der Nacht, warf sich auf die Knie nieder, betete öfter bis zum kommenden Morgen, und gelobte, beständige Enthaltsamkeit zu beobachten und sein Güter allein zur Ehre Gottes zu verwenden. Er schloß sich an den Grafen Simon von Watfort, Feldherrn des Heeres der Katholiken gegen die Albigenser, an. Dieser übergab nach der Schlacht bei Muret, in welcher der mit den Albigensern verbündete König Peter von Aragonien das Leben verlor, dessen sechsjährigen Sohn Jakob dem hl. Petrus zur Erziehung, und schickte beide auf Drängen des Papstes im J. 1215 nach Barcelona. Petrus, der damals 25 Jahre alt war, erschien als ein vollkommenes Muster aller Tugenden am Hofe von Barcelona; mit ängstlicher Gewissenhaftigkeit oblag er seinem Berufe, im Uebrigen aber lebte er daselbst in Andachtsübungen und Abtödtungen, wie in einem Kloster. Damals seufzte eine große Anzahl Christen in der Sklaverei unter der Herrschaft der Mauren in Spanien und Afrika. Ihre kummervolle Lage, besonders aber die Gefahren, welche ihrem Glauben und ihren Sitten drohten, machten einen peinlichen Eindruck auf sein Herz. Der gütige Gott gab aber diesem noch unbestimmten Mitleid Weg und Mittel an die Hand, um das traurige Loos der Unglücklichen zu erleichtern. Es reiste in ihm allmählich der Entschluß, alle seine Güter zu ihrer Loskaufung zu verwenden. So oft er mit Andern hierüber sprach, rief er aus: »Sehet, wie leicht man sich durch ihre Loskaufung unvergängliche Schätze erwerben könnte!« Durch seine Reden begeistert steuerten mehrere Personen beträchtliche Summen zu diesem Liebeswerke bei. Kaum hatte er die ersten Früchte reisen sehen, als er auf den Gedanken kam, einen förmlichen Orden zu gründen, welcher sich derselben berufsmäßig zu widmen hätte. Der hl. Pecrus erfuhr anfänglich großen Widerspruch, aber Alles ging gut, als der hl. Petrus Nolascus, sein Beichtvater, der hl. Raimund von Pennaforte, und der König Jakob I. von Aragonien dieselbe Erscheinung hatten, in welcher die hl. Jungfrau das Vorhaben gut hieß und zu dessen Durchführung ermunterte. Der König räumte dem neuen Orden eine Wohnung in seinem Palaste ein und versprach, das Unternehmen durch sein Ansehen und seine Freigebigkeit zu fördern. Am Feste des hl. Laurentius im J. 1223 ward Petrus [782] Nolascus von dem Könige und dem hl. Raymund in die Cathedralkirche zum hl. Kreuze geführt, wo er die Ordensgelübde in die Hände des Bischofs Berengar de Palu von Barcelona ablegte, welchen er ein viertes beifügte, in welchem er sich verpflichtete, seine Güter und seine eigene Freiheit, wenn es nöthig wäre, zur Loskaufung der Gefangenen hinzugeben. Der hl. Raimund legte alsdann dem heil. Petrus Nolascus des Ordenskleid an. Sieben Edelleute und sechs Priester legten mit unserm Heiligen an demselben Tage als Ritter die Gelübde ab. Da in Catalonien schon seit dem J. 1192 eine Congregation von Edelleuten bestand, welche mit geringern Mitteln den gleichen Zweck verfolgte, so vereinigten sich diese größtentheils mit dem neu gestifteten Ritterorden. Anfänglich wohnte die neue Genossenschaft im königlichen Palaste; aber als sich der Orden durch Edelleute aus fast allen Ländern vermehrte, ließ ihnen der König im Jahre 1232 ein prachtvolles Kloster zu Barcelona bauen. Drei Jahre nachher, am 17. Jan., nicht früher, erhielt der hl. Raimund, als er in Rom war, von dem Papste Gregor IX. die Bestätigung des neuen Ordens unter dem Namen der »Loskaufung der Gefangenen«, mit der Anweisung, die Regel des hl. Augustinus zu beobachten. Sobald Petrus Nolascus sich dem klösterlichen Leben gewidmet hatte, mied er den Hof ganz und erschien nur mehr in der Welt, wenn ihn die Nächstenliebe, wie z.B. die Aussöhnung von Feinden, dazu nöthigte. Mit der Zeit verlangte er auch, daß zwei Ordensmitglieder in die Länder der Ungläubigen selbst sich begeben und dort die gefangenen Christen loskaufen sollten. Diese erhielten den Titel »Loskaufer« (Redemptores). Er selbst machte mit einem ungenannten Gefährten in den damaligen saracenischen Reichen Valencia und Granada den ersten Versuch, der die glücklichsten Erfolge hatte. Ungefähr 400 Christensclaven wurden befreit. Die übrigen besuchte, tröstete, ermunterte er. Mit Staunen sahen die Muhammedaner seine heldenmüthige Tugend und Manche unter ihnen öffneten ihre Augen dem Lichte des Glaubens. Noch andere Reisen an die Küsten von Spanien machte der Heilige mit demselben Erfolge. Auf seiner Reise nach Algier hatte er Vieles zu leiden, da er sogar für den Glauben Jesu Christi in Bande gelegt wurde. Allein nichts konnte seine Zunge fesseln; er fuhr, alles Verbots ungeachtet, fort, die Ungläubigen über ihre gottlosen und abgeschmackten Irrthümer aufzuklären, und sein Muth ward desto unüberwindlicher, je glühender sein Verlangen nach dem Martyrtode in seinem Herzen flammte. Nach seiner Rückkehr aus Algier wollte er zu Barcelona seine Generalswürde niederlegen, um als einfacher Ordensmann seine übrigen Tage verleben zu können. Allein er konnte durch seine Bitten und Thränen nicht mehr erlangen, als daß man ihm einen Gehilfen an die Seite gab, der ihm seine Bürde erleichtern sollte. Obschon er die höchste Ordensstelle einnahm, sah er sich doch als den Letzten der Genossen an, und suchte für sich stets die niedrigsten Verrichtungen der Gemeinde aus. Die größte Freude fand er darin, wenn er an der Pforte die Almosen austheilen konnte, weil er hier Gelegenheit fand, die Armen zu unterrichten und sie zur Tugendübung anzumahnen. Eine besondere Hochachtung gegen unsern Heiligen hatte der hl. König Ludwig von Frankreich, der mehrere Briefe an ihn schrieb und ihn im J. 1243 mit größter Freude in Languedoc empfing, ihn zärtlich umarmte und ihm den Vorschlag machte, ihn in das heilige Land zu begleiten. Der hl. Petrus hatte schon lange gewünscht, diese Wallfahrt zu machen, allein er konnte nicht mehr. Eine beständige Schwäche, die von seinen Berufsarbeiten und harten Bußübungen herkam, nöthigte ihn sogar, im J. 1249 die Vorsteherwürde und das Amt eines »Loskaufers« niederzulegen, um sich allein mit der Ewigkeit zu beschäftigen. In seiner letzten Krankheit strahlte jene heldenmüthige Geduld, die er bei seinen langen und schmerzlichen Gebrechlichkeiten bewiesen hatte, in einem noch höheren Glanze. Als er sich dem Tode nahe fühlte, empfahl er seine Seele Gott und starb auf das Fest der Geburt des Herrn im Jahre 1256 im 67. Jahre seines Lebens. (Die Boll. setzen d.J. 1249, spätestens 1254.) Die Wunder, welche bei seinen Reliquien in Barcelona bei den Vätern der Loskaufung der Gefangenen geschahen, bewogen Papst Urban VIII. ihn im J. 1628 unter die Zahl der Heiligen zu setzen. Papst Clemens IX. setzte sein Fest auf den 31. Jan., in welchem es auch im Martyrologium Romanum vorkommt. Er wird abgebildet im weißen Ordenskleide, einem Schild mit dem aragonischen Wappen [783] auf der Brust, von befreiten Sclaven umgeben. (But.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 782-784.
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