Philippus Benitius, S. (28)

[900] 28S. Philippus Benitius (22. al. 23. Aug.). Dieser hl. Philippus ist, obwohl der fünfte General-Obere des Serviten-Ordens, durch die große Verbreitung, die er ihm erwarb, und die kirchliche Bestätigung, die erst er nach großen Bemühungen erlangte, sein eigentlicher Stifter geworden. Er war zu Florenz am 15. August d.J. 1233 geboren. Seine Eltern Jakob und Albavirdis Beniti (daher sein Beiname) waren sehr fromm und wohlthätig. Sie unterstützten insbesonders den um jene Zeit entstehenden neuen Orden der Diener Mariä, dessen Licht und Zierde ihr Sohn später geworden ist. Die Studien und Neigungen desselben ließen aber am Wenigsten eine solche Standeswahl erwarten. Er studirte nämlich auf den Universitäten zu Padua und Paris Philosophie und Medicin. Eine hl. Messe, welcher er in der Servitenkirche beiwohnte, war die ganz unvermuthete Veranlassung, daß er sich einen andern Lebensberuf erwählte. Es wurden eben die Worte der Apg. (8,29) gelesen: »Der Geist sprach zu Philippus: Tritt hinzu und schließe dich diesem Wagen an«. Er bezog diese Stelle auf sich und sah in der kommenden Nacht die seligste Jungfrau, wie sie ihm das Ordensgewand der Serviten reichte, und ihn hiedurch aus großen Gefahren, die ihn rings umgaben, errettete. Er erhielt als Laienbruder vom heil. Bonfilius die Aufnahme. Sein Noviziat machte er in Monte Senario und legte am 8. Sept. 1233 die Gelübde ab. Bei aller Demuth, die ihn überall die letzte Stelle suchen ließ, blieben seine vorzüglichen Gaben doch nicht lange verborgen. Er mußte aus Gehorsam die Priesterweihe empfangen und gelangte, nachdem der Orden i. J. 1255 eine vorläufige Billigung des Papstes Alexander IV. erhalten hatte, von Stufe zu Stufe allmählich zu den höchsten Aemtern des Ordens und wurde auf dem Kapitel zu Florenz im Jahr 1267 zum General-Obern erwählt. Als Papst Clemens IV. das Zeitliche gesegnet hatte, erklärten sich Viele für ihn als zukünftigen Papst. In der That sah er seine Lebensaufgabe in der Aussöhnung der Feinde, und gerade auf diesem Felde hätte er in den damaligen wilden Parteikämpfen der Guelfen und Ghibellinen Großes zu wirken vermocht. Dafür machte er in den Jahren 1270–74 große Reisen in Italien, Frankreich, Deutschland und zum Theil auch in den angrenzenden Ländern, um seinem Orden größere Ausdehnung zu verschaffen, [900] was ihm auch gelang. In Folge dessen soll der neue Orden, dessen Unterdrückung bereits nahe bevorstand, durch Papst Gregor X. auf dem zweiten allgemeinen Concil zu Lyon i. J. 1274 bestätiget worden sein. Nach Andern wäre diese Bestätigung schon unter Innocenz IV. erfolgt, während gerade das genannte Concil im 93. Canon gegen alle vom dritten Lateran-Concil also vom J. 1179 an errichteten neuen Mandicanten-Orden sich ausspricht. Wahrscheinlich in Folge dieses Beschlusses wollte Innocenz V. den Orden i. J. 1276 aufheben, starb aber noch ehe das betreffende Decret erlassen war. Die edeln Bemühungen des Heiligen, in Italien die aufgeregten Gemüther zu versöhnen, was an einigen Orten nur mit großer Mühe gelang (vgl. z.B. S. Peregrinus6), haben denselben mehr als alles Andere gerettet. Es stand ihm daneben noch der Ruf eines Wunderthäters zur Seite. Als er einst auf dem Wege nach Rom einen armen Aussätzigen erblickte, der zudem halb nackt war, gab er ihm um der Liebe Christi willen seinen Rock. Kaum hatte der Arme sich mit demselben bekleidet, als er vollkommen geheilt war. In seinem letzten Lebensjahre stiftete der Heilige noch den dritten Orden der Serviten, in welchen besonders viele Frauen eintraten, als deren erste Vorsteherin er die heil. Juliana14 von Florenz (s.d.) bestimmte. Er starb auf einer Visitations-Reise zu Todi, das Crucifix in seinen Händen haltend, mit den Worten: »In deine Hände o Herr, empfehle ich meinen Geist,« am 22. Aug. 1285. Seine Canonisation vollzog erst Papst Clemens X. im J. 1671, die Ausführungs-Bulle aber erschien unter Benedict XIII. i. J. 1724. (IV. 655–719.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 900-901.
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