Theobaldus, S. (5)

[448] 5S. Theobaldus, Erem. Conf. (30. Juni, al. 1., 4. Juli). Dieser hl Priester und Einsiedler wird von den Franzosen, seinen Landsleuten, auch Thibaut, Thibault und Thibert genannt. Sein Geburtsort war Provins in der Landschaft Brie; die Eltern hießen Arnulph und Willa (Gisla), und waren adeliger Abkunft. Sie gaben dem Knaben eine sorgfältige und christliche Erziehung. Als er das Alter erreicht hatte, in welchem er seinen Beruf wählen sollte, entschied er sich für das Einsiedlerleben, zu welchem er von Kindheit an Neigung gehabt hatte, und von einem in der Nähe wohnenden Einsiedler aufgemuntert worden war. Schon als Kind hatte er gerne in den Lebensbeschreibungen der frommen Altväter und Einsiedler gelesen, und daher rührte das Verlangen, ihnen nachzufolgen. Der Vater wollte, daß er sich dem Waffendienste widme und vereheliche; er schlug beides standhaft aus. Eines Tags entfloh er aus dem väterlichen Hause nach Rheims; ein Freund Namens Walter (Gauthier) war sein Begleiter. Beide gaben ihre Kleider armen Leuten und zogen deren Lumpen an. So zogen sie unerkannt weiter und wanderten Deutschland zu, wo sie in einem Walde Schwabens zwei Hütten erbauten, und zur Nachtzeit das Lob Gottes sangen, während sie bei Tag in den umliegenden Maierhöfen den Leuten bei der Arbeit halfen, um sich, auch hierin den alten Einsiedlern ähnlich, durch Handarbeit die nöthige Nahrung zu verschaffen. Nach einiger Zeit ergriffen sie den Pilgerstab und gingen barfuß nach Compostella, und beabsichtigten von da nach Palästina zu gehen. Zu Rom erfuhren sie, daß ihrem Vorhaben der eben entbrannte heftige Krieg (im Jahr 1055) Hindernisse in den Weg legte. Daher wanderten sie nach Norden, und beschlossen zu Salanigo in der Nähe von Vicenza zu bleiben. Hier starb Walter nach Umfluß von zwei Jahren, und der hl. Theobaldus setzte sein Einsiedlerleben in verdoppelter Strenge fort. Der Ruf seines heiligen Lebens erregte die Aufmerksamkeit des Bischofs Sindicherius von Verona; er weihte ihn zum Priester und verlieh ihm ein Beneficium an der Domkirche. Um seine Zelle sammelten sich oft zahlreiche Schaaren heilsbegieriger Seelen, die seinen Rath verlangten. Auch seine Eltern fanden ihn hier nach langer Trennung. Zwei Jahre vor seinem Hinscheiden erkrankte er heftig; sein ganzer Leib wurde voll von Geschwüren. Der Abt Petrus von Vangadiela besuchte und tröstete ihn, bis er im J. 1066 nach Empfang der hl. Sterbsacramente sein heil. Büßerleben beschloß. Im Dome zu Vicenza, wo sein Leichnam in einer Seitenkapelle beigesetzt wurde, findet sich sein Epitaphium. Papst Alexander II. (vom J. 1061 bis 1073) vollzog seine Heiligsprechung; das Mart. Rom. nennt ihn zum 1. Juli. Sein Bildniß (in dem Büchlein: Solitudo etc) zeigt ihn bei einer Waldkapelle betend, und vor seiner Clause mit Graben beschäftiget. (V. 588.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 448.
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