Theodoricus II, S. (1)

[459] 1S. Theodoricus II, Ep. Conf. (20. Jan.). Der heil. Theodorich, d. N. der Zweite, Bischof von Orleans, wurde sogleich nach seinem Hinscheiden als Heiliger verehrt. Seine Verehrungsstätte ist St. Michael bei Tonnerre, wo er beigesetzt wurde. Ebenda war er auf einer Romreise im Jahre 1022 erkrankt und gestorben. Er stammte aus der Familie der Chateau-Thierry, welche der gleichnamigen Stadt an der Marne den Namen gegeben hat. Die [459] Eltern widmeten ihn frühzeitig dem Dienste Gottes, weßhalb der Knabe ins Kloster St. Peter mit dem Zunamen Vivus zu Sens gebracht und vom dem Abte Raynald, seinem Onkel, in besondere Obhut genommen wurde. Es scheint, daß er bereits Mönch und Priester war, als ihn der König Robert17, der Fromme zugenannt, als Rath an seinen Hof berief. Das ihm geschenkte Vertrauen benützte der Mann Gottes zur Herstellung des ehelichen Friedens zwischen dem Könige und seiner (zweiten) Gemahlin Constantia. Seine Erhebung auf den Stuhl von Orleans im J. 1016 veranlaßte Unruhen und selbst Blutvergießen. Selbst der Weiheact, welchen Leotharicus, Erzbischof von Sens, im Dome zu Orleans vollzog, wurde durch Waffenlärm und Todesbedrohungen gestört. Ehe derselbe erfolgte, hatte sich der Heilige wegen einer Reihe schwerer Anklagen zu vertheidigen; er that es mit so großem Erfolge, daß der Erzbischof Fulbert von Chartres welcher die Untersuchung geführt hatte, ihn vollkommen frei sprach. Sein Todfeind war ein Kleriker, Namens Odolricus, der auch jetzt noch seinem Leben nachstellte, und ihn thatsächlich durch eine Schaar gedungener Mörder zu tödten versuchte. Das Attentat mißglückte; nur die Kleider des heil. Bischofes waren von den Dolchen und Schwertern verletzt und zerschnitten worden. (Nach einer andern Version wurde er zwar tödtlich verwundet, aber wieder hergestellt). Jetzt erst ging er in sich und bat, Besserung versprechend, um Verzeihung. Der hl. Bischof gewährte sie im vollsten Maße und verhieß ihm die Nachfolge auf dem bischöflichen Stuhle. Außerdem bethätigte der hl. Bischof die Unterdrückung der Manichäer, welche damals auch in seinem Bisthum sich verbreiteten. Daß der König ihm hiebei kräftig zur Seite stand, ist bei dessen Lebensbeschreibung (S. 108) schon erzählt werden. Als die Kräfte des heil Bischofes im Dienste des Herrn und seiner Kirche nahezu erschöpft waren, beschloß er, sich wieder in sein Kloster zurückzuziehen, um sich auf einen seligen Tod vorzubereiten. Hier ergriff ihn die Sehnsucht einer Wallfahrt nach Rom, die er antrat, obwohl er Tags zuvor eine Stimme vernommen hatte, welche ihm die Ruhe des Himmels ankündigte. Die Vorhersagung traf ein, wie Eingangs gesagt wurde. Seine Reliquien welche lange Zeit in großer Verehrung standen, scheinen verloren zu sein. Der Heilige ist Schutzpatron von Tonnerre (Ternodorum) im Bisthum Langres, und wird gegen das Fieber angerufen. Auf Bildnissen findet er sich dargestellt, wie er Almosen spendet, manchmal auch als Pilger.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 5. Augsburg 1882, S. 459-460.
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