Bem

[476] Bem, Joseph, geb. 1795 zu Tarnow in Galizien, vom poln. Adel, Cadet in Warschau 1810, machte 1812 den russ. Feldzug als Artillerielieutenant mit. trat 1815 in poln.-russ. Dienste, ward 1819 Artilleriehauptmann und Lehrer an der Artillerieschule, 1825 entlassen, weil er als Theilhaber an den poln. Geheimbünden verdächtig war, lebte nun in Galizien auf den Gütern seines Freundes Franz Potocki. 1830 trat er nach der Warschauerrevolution als Artilleriemajor in Dienst, bewies eben so viel Kühnheit als Talent, zeichnete sich besonders bei Ostrolenka aus und wurde Generalmajor. Nach dem Falle Warschaus ging er nach Portugal und bot Don Pedro seine Dienste an, später der span. Regierung, beidemals ohne Erfolg und lebte seit 1832 in Paris, wissenschaftlichen Arbeiten scheinbar, in der That aber revolutionären Entwürfen. Im März 1848 trat er zuerst in Lemberg auf, ging dann nach Wien, wo man ihm das Oberkommando gegen die anrückenden kaiserl. Truppen übergab. Er entkam nach dem Falle der Stadt nach Ungarn und erhielt von der revolutionären Regierung den Oberbefehl in Siebenbürgen. Er bemächtigte sich Kronstadts, Klausenburgs und Hermanstadts, bis auf Karlsburg des ganzen Landes, trieb die kaiserl. Truppen und ein russ. Korps in die Walachei, unterlag aber der Uebermacht des russ. Generals Lüders. Nachdem er die Niederlage Dembinskis bei Temeswar mit angesehen, flüchtete er sich in die Türkei. Hier ging er zum Islam über u. hieß Amurat Pascha; im Februar 1850 wurde er nach Aleppo verbannt, wo er am 10. Dezbr. 1850 st.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 476.
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