Billaud-Varennes

[542] Billaud-Varennes (frz. Billjo-Warenn), geb. 1762 zu Rochelle, wurde 1785 Advokat in Paris und machte sich seit 1789 durch heftige Flugschriften, dann als Mitglied des Nationalconvents durch lebhafte Betheiligung an den Septembermetzeleien und durch seine Wuth gegen die königliche Familie bekannt. Er war lange bereitwilliges Werkzeug Robespierres,[542] trug mehr als dieser bei, um das schreckliche Gesetz vom 22. Prairial durchzusetzen, welches die Richter aller gerichtlichen Formen entband, erregte jedoch im Wohlfahrtsausschusse allmälig die Eifersucht Robespierres und arbeitete aus Sorge für den eigenen Kopf am Sturze des Nebenbuhlers. Nach dem 9. Thermidor trat B. mit Fouquier-Tinville u.a. zwar freiwillig aus dem Wohlfahrtsausschusse, wurde aber dennoch in Anklagestand versetzt und nach Cayenne deportirt. Er entfloh und soll romanhafte Abenteuer in Mexiko und auf St. Domingo erlebt haben, doch gelten seine 1821 erschienenen Memoiren für unächt; st. 1819 als Verbannter.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 542-543.
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