Börne

[591] Börne, Ludwig, eigentlich Baruch, jüdischer Abkunft, geb. 1784 zu Frankfurt a. M., studierte zuerst Medizin, dann Staatswissenschaften, wurde 1817 Christ, erhielt eine Anstellung als Polizeiactuar in Frankfurt, legte diese Stelle jedoch bald nieder und lebte der Journalistik und Schriftstellerei. Bis 1830 schlug er sich mit den Hegelianern, den schriftstellernden Politikern und Aesthetikern herum und machte bei jeder Gelegenheit Ausfälle gegen die orthodoxen Theologen. von 1831–33 aber schrieb er seine Briefe aus Paris, durch die er sich bei dem deutschen Publikum berühmt machte. Darin ergoß er einen galligen Witz über alle bestehenden Verhältnisse in Deutschland, das ihm zu religiös, zu gelehrt, zu loyal und philisterhaft vorkam, während er doch über die Juliusfranzosen bald unzufrieden wurde, die Schweizer als unnahbare Stachelschweine bezeichnete, die Engländer und Nordamerikaner wegen ihres nationalen Materialismus unausstehlich fand und eben so wenig mit den liberalen u. radicalen Deutschen sich befreunden konnte. So lebte er in bitterem Unmuthe zu Paris bis zu seinem Tode 1837.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 591.
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