Camisarden

[770] Camisarden (Camisards, von camisium, camisia, camise, chemise, d.h. Hemd) oder Cevenols, auch sevennische Propheten nannte man wegen ihrer Ueberhemden die Reformirten in den Sevennen. welche sich zur Zeit Ludwigs XIV. für ihre Religionsfreiheit und gegen die hohe Kopfsteuer von 1702 erhoben. Sie erschlugen zuerst den Abbé du Chaila, der an der Spitze der Dragonaden stand. vernichteten die kleineren Truppenabtheilungen in ihren Gebirgsschluchten und vertheidigten sich so tapfer, daß die Marschälle Montreal und Villars nichts ausrichteten. Der berühmteste unter ihren Anführern war Jean Cavalier, der »Retter Israels«, wie ihn die Propheten der C. nannten, ein 1679 bei Anduse geborner Bauernsohn. dessen Muth und Talente die Gegner anerkannten; dieser schloß mit Villars den Vergleich zu Nismes, welcher ihn zu einem franz. Oberst mit 1200 Franken Pension, seinen Bruder zum Kapitän, seinen Vater und andere gefangene C. frei machte. Von Paris ging er nach England und wurde General; er st. 1740 als Gouverneur der Insel Jersey. Ein Theil der C. wollte sich dem Vergleich nicht fügen, wurde aber durch den Herzog von Berwick zur Ruhe gebracht. Zur Zeit der ersten Revolution zeigte es sich, daß das Gebirge noch größtentheils reformirt war, ebenso 1819 und 1831, wo drohende Bewegungen gegen Nismes stattfanden.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 770.
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