Chaumette

[72] Chaumette (Schomett) Peter Caspar, war der 1763 geb. Sohn eines Schusters zu Nevers, erhielt einigen Unterricht, ging auf die See und brachte es vom Matrosen zum Steuermann, ging jedoch später nach Paris und wurde Schreiber. Seit 1789 haranguirte er mit Camille Desmoulins das Volk und zeichnete sich durch Jakobinismus aus, den er im Club der Cordeliers und in Artikeln des Journals: »Les revolutions de Paris« fortwährend steigerte. Nach dem 10. August wurde C. Gemeindeprocurator und nannte sich fortan Anaxagoras, »weil dieser ein Heiliger sei, den man wegen seiner Gottlosigkeit gehängt habe.« Er schickte dem König in den Tempel die Abbildung einer Hinrichtung, dem Dauphin aber eine kleine Guillotine. Das Revolutionsgericht, das Maximum, der 31. Mai, die Bildung der Revolutionsarmee und das Gesetz gegen die Verdächtigen fanden in ihm einen warmen Fürsprecher. Nach dem Sturze der Gironde ein Haupt der Hebertisten, welche den Atheismus zur Staatsreligion machen wollten, erfand er die Feste der Vernunft und setzte mit Chabot (s. d. Art.) durch, daß Notre Dame zum Tempel der Vernunft wurde. Robespierre aber wollte als Anhänger Rousseaus, und Danton als politisches Talent keinen Atheismus. C. machte sich noch bemerklich, indem er Vernichtung aller Erinnerungen an Altar und [72] Thron vorschlug, wurde kurz nach der Beseitigung der gefährlichsten Hebertisten in Luxemburg eingesperrt und kam am 13. April 1794 unter die Guillotine.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 72-73.
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