Delirium

[313] Delirium, Irrereden, Phantasiren, nennt man ein den äußern Gegenständen und Verhältnissen widersprechendes falsches Denken und Urtheilen, bedingt durch irgend einen idiopathischen oder sympathischen Reizzustand des Gehirns, gewöhnlich mit Sinnestäuschungen. Das D. kann acut, mit Fieber verbunden oder fieberlos, chronisch sein, letzteres bei den Geisteskrankheiten. Es besteht kein objectiv nachweisbarer Unterschied zwischen Fieberdelirien und den psychischen Krankheiten, doch versteht man bloß unter D. meist die vorübergehende Gedankenverwirrung bei Fieberkranken, die aufhört, sobald die Krankheit gehoben ist. Man unterscheidet das wilde D., Delirium ferox, mit wilder Lebhaftigkeit in Sprache, Bewegung und Handlung, und das sanfte, mussitirende D., D. blandum et mussitans, das sich bei ruhiger Lage durch stilles Irrereden, Murmeln zwischen den Zähnen kundgibt. – Das D. tremens, Säuferwahnsinn, ist ein durch langen Mißbrauch geistiger Getränke, besonders des Branntweins, erzeugtes Gehirnleiden, das sich durch Störungen der Gehirn- und Nervenfunktionen, Schlaflosigkeit, Delirien, Visionen eigener Art, namentlich Sehen von Mäusen, gewöhnlich auch Zittern der Glieder charakterisirt und nur durch einen kritischen Schlaf gehoben wird (daher Opium das Hauptmittel), bei öfterer Wiederkehr aber endlich durch Schlagfluß tödtet.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 313.
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