Esthländer

[616] Esthländer, die, sind die Aestier des Tacitus, gehören jedoch nicht dem germanischen, sondern dem finnischen Volksstamme an, sollen im 9. Jahrh. das ganze Land zwischen der Düna und Newa bewohnt haben; sie zeichneten sich durch beharrliche Feindseligkeit gegen das Christenthum aus. Von den Zeiten des hl. Ansgar (s.d.A.) bis auf Kanut (den Heiligen) von Dänemark (1018–1086) mißlangen alle Bekehrungsversuche. Heinrich der Löwe bahnte durch seine Siege über die Obotriten die Eroberung der Ostseeprovinzen an, [616] sein ehemaliger Feldherr, Graf Bernhard von der Lippe, wirkte als Bischof von Semgallen in Livland für die Bekehrung der Esthen; 1158 kam mit Bremer Kaufleuten der eigentliche Apostel der Liven, der Augustinermönch Meinrad; er wurde 1187 Bischof von Ykeskola, doch richteten er und seine Mitarbeiter, die Mönche Fulco von Treguier und Dietrich von Treyden wenig bei den E.n aus. Aber 1200 kam Albert von Apeldern mit 23 Schiffen voll Kreuzfahrern, die Schwertbrüder wurden von Innocenz III. bestätiget, die Stadt Lindanissa (Reval) erobert, Riga und Dorpat zum Bischofssitz und bis 1217 waren die E. zum Glauben gezwungen. Nordesthland behielt seinen Namen, wurde dän., das Bisthum Laal errichtet und Lund unterworfen, von 1347 an die E. mit den Liven von einem Heermeister der Schwertbrüder regiert. Der Heermeister Walther von Plettenberg machte sich 1521 unabhängig und die E. zu Lutheranern; gegen die Anfälle der Russen fanden diese von 1561–1710 theuern Schutz durch die Schweden. Peter d. Gr. eroberte 1710 Esthland und behielt es 1721 im Nystädterfrieden. Die E. wurden 1822–24 von der Leibeigenschaft befreit, dagegen bis heute ihr lutherischer Glaube durch Bekehrungen im Interesse der Centralisation Rußlands arg beeinträchtigt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 616-617.
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