Frank [1]

[748] Frank, Sebastian, ein Vorläufer der [748] modernen Philosophen und einer der ersten, welche deutsch schrieben, geb. 1500 zu Donauwörth, stand gut mit Luther, bis die festere Gestaltung des Protestantismus seine Abneigung gegen jedes bestimmte Glaubensbekenntniß u. Kirchenthum in die Schranken rief, wurde als Wiedertäufer alsdann vielfach verfolgt, lebte von Schriftstellerei zu Nürnberg, Straßburg, Ulm u. st. wahrscheinlich in Basel 1545. Seine namentlich in den »280 Paradoxa od. Wunderreden« (1533) sich spiegelnde Grundanschauung war pantheistisch u. zielte auf eine Versöhnung der Philosophie und Theologie hin, wie ungefähr Dr. Strauß sie versteht. Gott ist ihm aller Dinge Ding und Wesen und etwa so selbstständig wie das Sonnenlicht, das in alle Creaturen geht, ohne diese selbst zu sein; der historische Christus ist ihm nur ein recht vollkommener Sokrates und die Bibel nur das äußere Wort Gottes. F. kennt einen ewigen Christus als das innere Wort und will die Bibel lediglich nach dem Geiste erklärt wissen. Unter den historischen Werken ist die »Chronica, Zeitbuch und Geschichtbibel von Anbeginn« (1531) eine für ihre Zeit nach Richtung u. Plan merkwürdige Culturgeschichte, die oft aufgelegt wurde und erst seit Ende des 18. Jahrh. Nachahmer fand. Aehnlich ist seine »Germania, von des ganzen Teutschland, aller teutscher Völker Herkommen« (1539) ein Versuch pragmatischer Geschichtschreibung, das »Weltbuch« eine der ältesten Erdbeschreibungen. Die volksthümlich gehaltene Auslegung der »Sprichwörter, schöne weise herrliche Klugreden u. Hofsprüch« (1541) wurde erneuert von Guttenstein, Frankfurt 1831.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 748-749.
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