Livland

[11] Livland, Liefland, ehemaliges selbständiges Herzogthum, jetzt russ. Gouvernement, von der Ostsee, Esthland, Pskow, Witepsk und Kurland begränzt, von der Düna, Aa u. Oger bewässert, hat viele Seen, unter ihnen den großen Peipus, ist 8531/2 QM. groß und zählt 850000 E. L. ist waldig, doch nicht unfruchtbar, führt Holz, Getreide, Flachs u. berühmten Leinsamen aus. Die Bewohner sind Livländer, d.h. Deutsche u. Russen, welche sich in Adel u. Bürgerschaft theilen, u. Esthen u. Letten, Bauern, welche zwar seit 1818 der Leibeigenschaft entbunden sind, jedoch noch harte Abgaben u. Frohndienste leisten müssen. Die Landesreligion ist die protestant., die jedoch namentlich unter dem [11] Adel- und Bauernstande durch den von der Krone begünstigten Proselytismus fortwährend an die russ.-griech. Kirche verliert. Hauptstadt ist Riga; eingetheilt ist L. in die Kreise Riga, Wenden, Dorpat, Pernau, Oesel. – L. gehörte ursprünglich zu Rußland; die Colonisation begann 1158 durch Bremer u. Lübecker Kaufleute, seit 1186 erfolgte allmälig die Unterwerfung der Einw. Die livländ. Schwertritter verbanden sich mit dem deutschen Orden und bemächtigten sich L.s, Esthlands, Kurlands u. Semgallens (vgl. die betr. Art. u. Deutscher Orden), der es bis zur Auslösung seiner Macht in den Ostseeprovinzen behauptete. 1561 fiel es an Polen und war der Zankapfel zwischen diesem, Rußland u. Schweden; letzteres gewann es 1660 im Frieden zu Oliva, verlor es aber 1721 an Rußland. (Kohl: die deutsch-russ. Ostseeprovinzen, Stuttgart 1840; Kruseʼs Necrolivonica und Urgeschichte der Ostseeprovinzen.)

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 11-12.
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