Schlosser [2]

[97] Schlosser, Friedr. Christoph, berühmter Geschichtschreiber, geb. 1776 zu Jever in Oldenburg; studierte protestant. Theologie zu Göttingen, war einige Jahre Hauslehrer, wurde 1812 Lyceumslehrer, 1814 Stadtbibliothekar zu Frankfurt a. M. und kam 1817 als Professor der Geschichte an die Universität Heidelberg, wo er fast 80jährig noch schreibt. S.s Hauptverdienst liegt keineswegs in der Unparteilichkeit, da er bei seiner nüchternen rationalistischen Weltanschauung sehr hart und ungerecht urtheilen kann, sondern weit eher in der Verbindung, in welche er die Cultur- und Literaturgeschichte mit der Erzählung der Begebenheiten setzte. Dies macht namentlich seine »Universalhistorische Uebersicht der Geschichte der alten Welt« (Frankfurt 1826–34. 3 Bde. in 9 Abth.) brauchbar und interessant; lieferte außerdem eine Weltgeschichte in zusammenhängender Erzählung (1815–41), eine Geschichte der bilderstürmenden Kaiser des oström. Reichs (1812). eine Schrift zur Beurtheilung Napoleons I. (1832 bis 1835) u.a.m. Sein Hauptwerk aber wurde die »Geschichte des 18. Jahrh.« (Heidelb. 1823, 2 Bde.). die er in der 4. Aufl. bis zum Sturz des französ. Kaiserreiches fortsetzt u. deren neuester 4. Band bis zum Versuch der Auflösung der franz. Parlamente um 1788 reicht. Der außerordentliche Erfolg des Werkes läßt sich namentlich auch daraus erklären, daß S. mit Vorliebe und schonungsloser Wahrheitsliebe das elende Treiben der meist durch und durch faulen Höfe und Regierungen des vorigen Jahrh. beleuchtete u. damit der Opposition des unserigen eine ebenso scharfe als erwünschte Angriffswaffe in die Hände lieferte. Von der »Weltgeschichte für das deutsche Volk« (1–15. Bd. Frankf. 1844–55) bearbeitete Dr. Kriegk in Frankfurt die ersten 8 Bände nach S.s Schriften.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 97.
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