Scythen

[163] Scythen (nach einer Deutung = Tschuden), bei Herodot ein mächtiges Volk im südlich-europ. Rußland und in den Donaufürstenthümern, in Lebensweise den Baschkiren und Kirgisen gleich, kriegerisch, nur zu Rosse fechtend, tüchtige Bogenschützen; ein Theil der S. machte im 7. Jahrhundert einen verheerenden Einfall nach Vorderasien. Diese europ. S. haben zur Zeit Mithridates d. Gr. den Sarmaten Platz gemacht; der Geograph Ptolemäus spricht von einem asiat. Scythien, das von Astrachan bis gegen Tibet hinreichte. S. eroberten um 127 v. Chr. das baktrisch-griech. Reich u. gründeten dort das sog. indoscythische, das später den Sassaniden unterlag. Die europ. wie asiat. S. gehörten ohne Zweifel der finnischen Völkerfamilie (Mongolen, Tataren, Magyaren, Türken etc.) an; da die von ihnen unterjochten Völker unter dem Namen S. mitbegriffen wurden, ist es erklärlich, daß die Beschreibungen von Scythien und S. oft im Widerspruch zu stehen scheinen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 163.
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