Apathie

[53] Apathie (gr. apatheia = Unempfindlichkeit) heißt allgemein die Gefühllosigkeit; diese kann entweder eine Folge von Stumpfsinn oder von Ekstase, Kummer, Überanstrengung und dgl. sein. Im engeren Sinne bedeutet Apathie die Freiheit von Leidenschaften und Affekten, welche sowohl von den Stoikern wie von Spinoza als ethisches Ziel gefordert worden ist. Von Spinoza (1632-1677) wird sie als die Folge unserer Einsicht in den Kausalzusammenhang angesehen. Die Stoiker übertrieben die Forderung der Apathie dahin, daß sie auch die edlen Affekte (s. d.) verwarfen. Der Weise ist, wie die Stoiker lehren, affektlos. Auch der Skeptiker Pyrrhon (zur Zeit Alexanders) empfahl die Apathie. Maximus v. Tyrus (unter den Antoninen) dagegen stellte den Gegensatz von Empathischem und Apathischem auf (empathes – apathes); jenes kommt den Dämonen, Menschen und Tieren zu, dieses den Pflanzen und Steinen. – Im weiteren Sinne kann auch die wahrhaft wissenschaftliche Betrachtung Apathie heißen, weil sie ohne Vorurteil und Neigung (sine ira et studio) nach der Wahrheit forscht.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 53.
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