Apathīe

[608] Apathīe (griech.), »Unempfindlichkeit der Seele« gegen schmerzhafte oder auch andre Eindrücke, daher[608] Gleichgültigkeit oder derjenige Zustand, in dem der Mensch über ein Ereignis oder einen Gegenstand weder Lust noch Unlust empfindet, letztern weder begehrt, noch verabscheut; in der Medizin krankhafte Abstumpfung des Gefühlslebens, häufiges Symptom bei Melancholie, bei Idioten und im Endstadium mannigfacher Geisteskrankheiten, die in Schwachsinn übergehen. Unter normalen Verhältnissen ist die A. Folge von Ermüdung des Gehirns. – Im philosophischen Sinne versteht man unter A. Freiheit von Affekten und Leidenschaften. Die Stoiker (s. d.) betrachteten die letztern als Krankheiten der Seele, von denen der Weise sich frei erhalten müsse, wobei aber manche derselben die Forderung übertrieben und auch edle und wohltätige Affekte unterdrückt wissen wollten. Auch Spinoza bezeichnete das Freisein von Affekten, der Hoffnung wie der Furcht, als Frucht philosophischer, d.h. den Lauf der Ereignisse als notwendig und unvermeidlich einsehender Erkenntnis. In neuerer Zeit hat Schopenhauer in Übereinstimmung mit den religiösen Anschauungen des Buddhismus die A., insofern bei derselben auch alle Antriebe für den Willen hinwegfallen, zum Ideal erhoben (Quietismus).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 608-609.
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