Apathie

[96] Apăthie, ein Wort griech. Ursprungs, dem die deutschen: Gefühllosigkeit, Gleichgültigkeit, Gleichmuth und Theilnahmlosigkeit nicht vollkommen entsprechen, bezeichnet den Zustand des Menschen, in welchem er sowol gegen angenehme als unangenehme Eindrücke gleichgültig, an Dem, was um ihn vorgeht, geringen oder gar keinen Antheil nimmt und überhaupt für Alles, was ihn früher interessirte, unempfindlich wird. Dieser Zustand ist in der Regel ein vorübergehender, manchmal aber auch ein bleibender. Als vorübergehender Zustand kommt die Apathie häufig bei schweren Krankheiten, z.B. Faul- und Nervenfiebern vor und [96] ist dann immer ein sehr bedenkliches Zeichen; auch tritt sie zuweilen gleichzeitig mit manchen Seelenstörungen ein. Als bleibender Zustand aber beruht sie entweder auf Schwäche des innern Sinnes und des Begehrungsvermögens oder auf einer ungewöhnlichen Kraft des Willens, vermöge deren der Mensch sich zu einem gewissen Grade von Gleichgültigkeit gegen Alles, was da kommen kann, erhebt. Den höchsten Grad der Apathie, vollkommene Leidenschaftslosigkeit, betrachtet eine der philosophischen Schulen unter den Griechen, die der Stoiker, als das Ziel alles Strebens des Menschen, wodurch er allein wahrhaft glücklich werde.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 96-97.
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