Unglaube

[663] Unglaube, das Gegenteil vom Glauben, ist die Denkungsart, nichts als wahr anzuerkennen, was man nicht selbst durch objektive Gründe eingesehen hat. Dieser Unglaube kann entweder ein historischer oder ein religiöser oder ein philosophischer sein. In allen drei Fällen ist er, wenn er total ist, unberechtigt, weil er dann widersinnig ist, wenn partiell, ist er dagegen vernünftig. Der absolute historische und philosophische Unglaube heißt Skeptizismus, der religiöse Irreligiosität oder Atheismus. Der partielle philosophische Unglaube heißt dagegen Kritizismus. In konfessioneller Hinsicht nennt jede Glaubensgemeinschaft den, der nicht gerade ihr anhängt, einen Ungläubigen. Kant (1724-1804) sagt vom Standpunkte seiner Ethikotheologie aus, ungläubig ist der, welcher den Vernunftideen (Gott, Freiheit, Unsterblichkeit) darum alle Gültigkeit abspricht, weil es ihnen an theoretischer Begründung fehlt. Vgl. Glaube.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 663.
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