146.

[120] Sie werden es schon Alle selbst bemerkt haben, daß man in manchem Zimmer so vorzüglich gern ist, und wenn Sie die Ursache davon untersuchen wollten, so war nicht etwa viel Pracht oder Glanz darin, aber wohl eine reizende Ordnung, ein richtiges Ebenmaaß, nicht sowohl in seiner Bauart, als in der Stellung seiner Meublen und in dem ganzen reinen, geschmackvollen hellen, heitern Anblick, der einem gleichsam Wohlbehagen in die Seele strahlt, und die Ideen der Heiterkeit und der Freude anknüpft, die wahre Ursach dieses Gerndarinseyns. Halten Sie also vorzüglich diese Ordnung in Ihrem Wohnzimmer, sorgen Sie, sobald sie gestöhrt ist, alles gehörig wieder aufräumen und an seinen Platz sezzen zu lassen. Die Unordnung, die überall Zeug auf den Stühlen umherlegt, oder einen Stuhl vor den andern, oder Stühle vor das Sofa setzt, lassen Sie ja nie in Ihrem Wohnzimmer sehn; halten Sie selbst genau darauf, daß jedes Gemählde gerade, und in einem gewissen Ebenmaaße mit dem andern hängt.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 120.
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