Ananas

Ananas.
Ananas.

[55] Ananas.

Ananas, Acost. Nanas, Thevet. Garz. Iayama, Oviedi.

teutsch und frantzösisch, Ananas, Ananas.

Ist eine überaus schöne Ostindische Frucht, welche an Gestalt und Grösse unsern Artischocken nahe kommt. Diese Frucht ist an dem obern Ende mit einer kleinen Krone oder Büschel feuerrother Blätter gezieret. Die Schale siehet wegen ihrer Schupen einem Fichtenapfel oder Tannenzapfen nicht ungleich: dieselbe löset sich aber davon ab, als wie von einer Melone. Ihr Fleisch ist fasicht, zergehet aber gantz und gar im Munde, und schmecket unvergleichlich wohl, wie Pfirschen, Quitten und Muscaten durch einander.

Aus den Schupen entspriesset, bevor die Frucht zu ihrer Zeitigung gelanget, eine kleine purpurfarbene Blüte, welche verwelcket und abfällt, wann die Frucht grösser und grösser wird.

Es giebet drey Hauptsorten der Ananas. Die erste wird genennet

Ananas Acosta, J.B.

Ananas aculeatus fructu ovato carne albida, Plum. Pit. Tournef.

Carduus Brasilianus, foliis Aloes, C.B.

Nana fructus, sive Jayama, Lugd.

frantzösisch, Gros Ananas blancs.

teutsch, grosse weisse Ananas.

Die hält bisweilen acht bis zehen Zoll im Durchschnitt, und ist funffzehen bis sechzehen Zoll hoch. Ihre Schale wird gelb, wann sie zeitig wird, das Fleisch aber ist fasicht. Sie riechet ungemein lieblich, schier wie unsere Quitten, jedoch viel angenehmer. Wiewohl sie nun weit schöner ist und grösser, als die andern; so ist sie dannoch nicht also vortrefflich gut: dann sie machet die Zähne stumpf und eilig, auch das Zahnfleisch blutend.

Die zweyte wird genennet

Ananas aculeatus fructu pyramidato carne aurea, Plum. Pit. Tournef.

frantzösisch, Pain de sucre.

teutsch, der Zuckerhut.

Von wegen ihrer Figur, dann sie siehet eben aus, als wie ein Zuckerhut, oder Brod: ihre Blätter sind etwas länger und weit schmäler, als wie an der ersten; sie wird auch nicht so gelb. Ihr Geschmack ist besser, doch machet sie auch die Zähne bluten.

Die dritte heist

lateinisch, Ananas non aculeatus, Pitta dictus, Plum. Pit. Tournef.

frantzösisch, Pomme de Renette.

teutsch, der Renettenapfel.

und ist die köstlichste unter allen, unerachtet sie gar klein ist. Sie schmeckt und riecht wie ein solcher Apfel, daher sie auch den Namen hat erhalten: und macht die Zähne gar nicht stumpf.

[55] Die Krone, welche die Ananas auf dem Kopfe trägt, ist eine junge Frucht, und ihr in allen gleich, wächset nach und nach, und folget ihr, wann sie verfallen, als wie ein Kind seinem Vater. Es giebet auch wohl junge Pflantzen unterhalb der Frucht und unter dem Stengel selbst, welche in viel kürtzerer Zeit wieder Ananassen geben, als wie etwan die Krone; allein sie sind bey weiten nicht so schön.

Aus den Ananassen wird der Saft geprest, und Wein davon gemacht, der ist bey nahe so gut als wie der Malvasier, und macht rauschig.

Sie stärcket das Heetz, ermuntert die ermatteten Geister: stillt und benimmt den Eckel, treibet den Harn. Die Frauen sollen sich davon enthalten, es dürffte ihnen sonst unrichtig gehen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 55-56.
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