Anănas

[480] Anănas Adans. (Ananas, in der Tupisprache in Brasilien Anassa, Nanas), Gattung der Bromeliazeen, Gewächse mit starren, an den Rändern dornig gezahnten Blättern und mit Scheinfrucht, die durch Verwachsung der Fruchtknoten mit der Achse des Blütenstandes und den Deckblättern entsteht, mit einem Pinienzapfen Ähnlichkeit besitzt und mit einem Blätterschopf gekrönt ist. 5–6 Arten im tropischen Amerika. A. sativus Lindl. (s. Tafel »Nahrungspflanzen III«, Fig. 3), besonders in Westindien und Mittelamerika, ist über alle Tropengegenden verbreitet und wird in mehreren Varietäten auf den Bahama- und Westindischen Inseln, in neuester Zeit besonders auf den kleinen Inseln von Florida (Keys) und in Florida im Freien, in Europa in Treibhäusern gezogen. Durch die Kultur hat die Frucht an Geschmack und Aroma gewonnen, ist samenlos und erreicht ein Gewicht von 3–4 kg. In Westindien bepflanzt man das Ar mit 65–80 Dutzend Setzlingen und gewinnt nach 2 Jahren bei der ersten Ernte etwa 60, bei der zweiten und dritten 40 Dutzend Früchte von 1,5–1,75 kg. In Europa kultiviert man die A. seit 1830 in niedrigen Gewächshäusern. Die am Wurzelstock im Spätsommer hervorkommenden Nebentriebe (Kindel) werden von der Mutterpflanze getrennt, in Lohe überwintert und im Frühjahr in lockere Erde gepflanzt. Im dritten, auch schon im zweiten Jahr erhält man die Früchte. Kräftige Düngung, sorgfältige Regelung der Heizung[480] und Feuchtigkeit sind Hauptbedingungen der Kultur. Seitdem die Frucht massenhaft eingeführt wird, ist die Kultur sehr zurückgegangen. Die A. schmeckt süßsäuerlich, ungemein sein aromatisch. Man genießt sie frisch in Scheiben geschnitten und benutzt sie auch zur Bereitung von Ananasbowle und zu Konfitüren. In den Tropen gewinnt man aus dem Safte Wein und Branntwein; in Westindien gilt sie für nicht akklimatisierte Fremde als gefährlich. Auch bei uns wirkt häufiger Genuß nachteilig. Ihr Saft enthält ein sehr wirksames Ferment (Bromelin), löst Fleisch bei 40–50° und verwandelt es in ein sehr haltbares Pepton. Die Neger benutzen den Ananassaft gegen Diphtheritis. Die Blätter liefern den Ananashanf (s. d.). Die erste A. kam 1514 nach Spanien; die erste Beschreibung und Abbildung gab Hernandez de Oviedo in seiner »Naturgeschichte Indiens« 1535. Le Cour, ein holländischer Kaufmann, erzielte zuerst 1650 in seinem Garten zu Driehock bei Leiden gute Früchte; in Breslau gewann Kaltschmidt 1703 die erste Frucht. Vgl. Lebl, Die Ananaszucht (Berl. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 480-481.
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