Löhe

[663] Löhe, Wilhelm, Führer des restaurierten Luthertums, geb. 21. Febr. 1808 in Fürth, gest. 2. Jan. 1872 in Neudettelsau, studierte in Erlangen, trat 1831 in den Kirchendienst, wurde 1837 Pfarrer in Neudettelsau, von wo er eine weit über die Grenzen der lutherischen Landeskirche Bayerns hinausreichende Wirksamkeit ausübte, teils durch seinen persönlichen, von Tausenden aufgesuchten Umgang, durch seine Ausrüstung lutherischer Sendboten für Nordamerika (seit 1841), durch seine Gesellschaft für innere Mission (seit 1849), durch seinen Verein für weibliche Diakonie (seit 1854), teils durch seine fruchtbare literarische Tätigkeit. Hervorzuheben sind vor allem die sein Ideal einer bischöflichen Brüderkirche lutherischen Bekenntnisses ausführenden »Drei Bücher von der Kirche« (Stuttg. 1845; 4. Abdruck, Gütersl. 1904). Vertreten schon diese einen überspannten, dicht an das Katholische anstreifenden Kirchen-, Amts- und Sakramentsbegriff, so vollends die »Rosenmonate heiliger Frauen« (Stuttg. 1860). Für sein strammes Luthertum bezeichnend sind seine »Predigten über das Vaterunser« (5. Aufl., Gütersl. 1890). Zur Separation ist L. nicht geschritten, obwohl er sich mit dem Gedanken an diese 1848–52 getragen hat und 1860 wegen Verweigerung der kirchlichen Trauung für einen rechtlich Geschiedenen vorübergehend suspendiert war. Von seinen erbaulichen Schriften fanden außer der »Evangelienpostille«, »Epistelpostille« und dem »Beicht- und Kommunionbuch«: »Von der weiblichen Einfalt« (13. Aufl., Gütersl. 1903) und »Samenkörner des Gebets« (36. Aufl., das. 1889) weite Verbreitung. Vgl. »Wilhelm Löhes Leben, aus seinem schriftlichen Nachlaß zusammengestellt« (Nürnb. u. Gütersl. 1873–92, 3 Bde.); Stählin, L., Thomasius, Harleß (Leipz. 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 663.
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