Chagrin

Chagrin.
Chagrin.

[283] Chagrin.

Chagrin, oder Chagrain, teutsch, Chagrin, ist die Haut vom Rücken und den Arschbacken eines Esels oder Maulesels, so in Türckey und in Polen gantz gemeine ist, dessen sie sich zum tragen der Bagage bedienen, gleichwie wir mit den Maulthieren thun. Wann das Thier umgefallen ist, wird ihm die Haut hinten abgezogen, das Haar davon gebracht, und dieselbige alsdann, wie andere Häute zugerichtet; wann sie nun annoch weich und frisch ist, so wird sie über und über mit Senffkörnern bestreuet, darauf an der Luft aufgezogen, und etliche Tage lang also gelassen; hernach wird sie hinweggenommen und gar gemacht. Wann diese Haut recht trocken, so ist sie trefflich harte, will man[283] sie aber wiederum weich haben, darff man sie nur eine zeitlang in Wasser weichen lassen.

Es giebet zweyerley Gattungen des Chagrins; die eine ist grau, und gilt am meisten, die andere Sorte ist weiß und häßlich. Man muß ihn aber nehmen, wann es feine, schöne, grosse Häute sind, die überalle gleich und ein kleines rundes Korn haben, welches wol formiret und nicht ungleich ist, darauf auch gar wenig Spiegel oder gläntzende, dichte Plätze, die nicht granuliret, zu befinden. Die besten kommen aus Türckey, und können nach Gefallen gefärbet werden. Sie werden gebrauchet Bücher, Schreibtafeln, Schreibkästlein, Sackuhren und dergleichen damit zu überziehen.

Die Senffkörner müssen allem Vermuthen nach den Chagrin, bey der Zurichtung, weil er noch lind und weich ist, durchdringen, und mit ihrer Schärffe zu wege bringen, daß er sich körnen muß: es stehet auch zu glauben, daß die darauf befindlichen Spiegel solche Plätze sind, auf welche die Senffkörnlein nicht, wie es sich gehöret, gebracht worden, daher sie auch nichts nicht verrichten können.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 283-284.
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