Chagrin [2]

[841] Chagrin (Chagrain, spr. Schagräng), 1) starkes u. hartes Leder, aus den Häuten der Esel, Kameele u. den Rücken- u. Lendentheilen der Pferdehäute in Bulgarien, Persien u. Astrakan bereitet; es kommt in allen Farben, vorzüglich aber meergrün, in bester Qualität von Constantinopel, in geringerer von der berberischen Küste; auf der Narbenseite hat es kleine Erhöhungen, die durch die Körner von Chenopodium album erzeugt werden. Nachdem nämlich die Lederstücke im Wasser erweicht, auf ein Bret gespannt, enthaart u. von Fleisch, Fasern etc. befreit sind, werden sie in einem aus 4 Leisten bestehenden Rahmen mittelst an den Rändern durchgezogenen Schnuren vollkommen gleichförmig ausgespannt u. die genannten Körner (Allabuta) entweder mit einer Presse od. blos mit den Füßen hineingedrückt; dann werden die Häute getrocknet, durch Schlagen u. Schütteln von den Körnern befreit, schräg ausgespannt u. mit einem scharfen Instrument nicht zu tief beschabt u. später mit einer gesättigten Kochsalzauflösung gereinigt. Dieser ursprüngliche Chagrin kommt jetzt nicht mehr im europäischen Handel vor. Seit 1834 fertigt man in England, Frankreich u. Deutschland Chagrinleder auf andere Weise. D-s dazu bestimmte Leder wird vorher geglänzt, wie es bei farbigem Leder geschieht, dann feuchtet man es auf der Fleischseite u. reckt es dabei nach allen Seiten hin u. her, damit sich der noch auf der Narbenseite haftende Glanz verliere u. dieselbe wieder matt wird; darauf schlägt man das Leder die Kreuz u. Quer mit der Narbenseite zusammen u. wolgert es mit Hülfe eines Stückes Kork od. Fischhaut. hin u. her; die Narben treten dadurch hervor u. bilden den Chagrin; er dient zu Überzügen von Büchern, Kasten, Bestecken, Uhrgehäusen etc. 2) die von Fischottern, Seehunden u. Meerkatzen mit wcit härteren Körnern zubereitete Haut; 3) ein klein gemustertes Gewebe, dem Chagrinleder ähnlich (Ch. mille points), so Chagrĭntasset, klein getupfelter Taffet. 4) Schmales, bandartiges Gewebe, dessen Einschlag reiches Gespinnst, auch wohl Cantille ist.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 841.
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