Ficus

[455] Ficus.

Ficus, J.B. Ger. Raji Hist.

Ficus communis, C.B. Pit. Tournef.

Ficus vulgaris, Park.

Ficus sativa, Fuch.

frantzösisch, Figuier.

teutsch, Feigenbaum.

Ist ein nicht eben gar zu hoher Baum, dessen Stamm nicht gerade. Seine Rinde ist glatt und gleich, iedoch in etwas rauhe, und aschenfarbig. Sein Holtz ist schwammig, inwendig voller Marck und weiß. Sein Laub ist groß und breit, dick, und in fünff Stücken oder Ecken eingetheilet, dem Weinlaube nicht ungleich, iedoch viel grösser und härter, viel rauher und schwärtzlichter, sitzet auf Stielen, welche eine Milch von sich geben, wann man sie abbricht. Dieser bringt weder Blüten, noch Kätzlein, die man mercklich sehen könte: es geben aber viel Botanici vor, wie daß er seine Blüten in den Früchten beschlossen brächte, und die wären gewisse Fäslein, denenjenigen Staminibus gantz gleich, die in den jungen Feigen zu befinden.

Wann seine Frucht annoch nicht dicker ist, als eine Erbse, so wird sie auf lateinisch Grossulus genannt: wird sie dicker, ist aber noch nicht reiff, dann heist sie Grossus oder Grossa. Wann sie nun endlich gantz reiff worden, so wird sie auf lateinisch Ficus, frantzösisch, [455] figue, und teutsch, eine Feige, genennet. Sie wird so dicke und bekommt die Gestalt wie eine mittelmäßige Birne, ihre Farbe ist grünlicht, auswendig weiß, inwendig röthlicht, fleischig, weich und saftig, schleimig, von süssem, niedlichen Geschmack. Sie begreiffet breitlichte und schier gantz runde Körnlein. Der Wurtzeln ist eine grosse Anzahl; sie sind lang, vest und sehr schwer auszuziehen und zu brechen, mit gelben Zasern umgeben. Der Feigenbaum wird jetziger Zeit in allen temperirten Gegenden gezogen: allein die besten Feigen wachsen in Languedoc und in Provence, in Italien und in andern warmen Ländern mehr. Es giebet ihrer allerhand Arten, welche an Gestalt, Grösse, Farbe und Geschmack von einander unterschieden sind. Alle mit einander sind schwerlich zu verdauen, wegen ihres wässerigt- und schleimigen Wesens. Sie werden an der Sonne oder bey dem Ofen getreuget, und alsdann getreugte oder gedörrte Feigen. Caricæ oder Ficus passæ genennet. Sie werden auch sodann zur Speise und Artzney gebraucht, und sind gut zu verdauen, dieweil sie von dem wässerigen Schleim den meisten Theil beym Ofen eingebüsset haben. Sie führen viel Oel und Sal essentiale.

Sie lindern die Schärffe der Flüsse insonderheit die auf der Brust, stärcken die Lunge, erweichen harte Geschwulst, befördern die Niederkunft, widerstehen dem Gifte, mildern die Beschwerung der Nieren und der Blase, wann sie abgesotten und innerlich gebrauchet werden. Es werden auch Gurgelwasser davon bereitet zu dem bösen Hals und Mund. Aeusserlich werden sie gleichs als aufgeleget, wann man etwas erweichen, zeitig machen und zum Eyter bringen will.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 455-456.
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