Gladiolus

[491] Gladiolus.

Gladiolus, frantzösisch, Glayeul oder Glais, teutsch, braun Schwertel, Allermann Harnisch, ist ein Gewächs, davon es zwey Sorten giebet.

Die erste wird genannt

Gladiolus, Dod.

Gladiolus floribus uno versu dispositis, C.B. Pit. Tournef.

Xiphion spatha, seu Gladiolus segetalis, Ruel.

Gladiolus Narbonensis, Park. Italicus, Ger.

Victorialis fœmina, vel Gladiolus sylvestris, Cord. Hist.

Diese kommt der Iris bulbosa ziemlich gleich. Ihre Blätter sind lang und schmal, spitzig, hart und starck, gestreiffet, und haben eine Gestalt als wie ein Schwerd; umfassen den Stengel auf einer Seite, als wie auf der andern, und beschliessen ihn als wie in einer Scheide. Dieser Stengel ist zwey bis drey Schuhe hoch, rund und hat etliche Knoten, sieht etwas purperfarbig, insonderheit, an seiner Spitze, woselbst die Blumen nach der Ordnung, nur auf einer Seite, sechs oder sieben an der Zahl, weit von einander stehen, die groß und insgemeine purperfarbig oder röthlicht sehen, gar selten weiß. Eine jede Blume bestehet aus einem eintzigen Blättlein, welches als ein Röhrlein unten eng zusammen läufft, oben aber ausgebreitet und in zwey labia zertheilet wird, welche gleichsam einen Rachen vorstellen. Wann die Blume vergangen, so wird der Kelch, darauf sie hat gestanden, zu einer Frucht, die so dicke ist als eine Haselnuß, länglicht, und mit drey erhabenen, insgemein runden Ecken, und theilet sich der Länge[491] nach in drey Fächlein, welche mit den Samenkörnern angefüllet, die rund und röthlicht sind, und in eine gelbe Decke oder Schale eingewickelt. Die Wurtzel ist knollig, fleischig, und stehet auf einer andern Wurtzel, unter welcher dünne, weisse Zasern zu befinden.

Die andere Gattung heist

Gladiolus utrinque floridus, C.B. Pit. Tournef.

Dieselbe ist von vorhergehender darinne unterschieden, daß ihre Blumen alle beyde Seiten oben an dem Stengel besetzen, und daß sie ein gut Theil kleiner seyn. Diese Gewächse wachsen an grasichten Orten, in den Wiesen, unter dem Getreide, und auf den Feldern. Ihre Wurtzeln, absonderlich der erstern, werden zur Artzney gebraucht: sie führen viel Oel und Sal essentiale.

Gladiolus kommt von Gladio, ein Degen oder Schwerd, dieweil die Blätter dieser Gewächse wie Degenklingen oder Schwerdter formiret sind.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 491-492.
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