Napellus

Napellus.
Napellus.

[768] Napellus.

Napellus, Dod.

Napellus verus cæruleus, Ger.

Napellus verus flore cæruleo, Park.

Napellus reticulatus, Cæs.

Aconitum cæruleum, seu Napellus 1. C.B. Pit. Tournefort.

Aconitum magnum purpureo flore, vulgo Napellus, J.B. Raji Hist.

frantzösisch, Napel.

teutsch, blau Eisenhütlein.

Ist ein Gewächs, welches viele Stengel treibet zu drey Schuh hoch, die sind rund, steiff und gar schwerlich zu zerbrechen, voller Marck und von unten bis oben aus mit breiten, schier gantz runden und tieff eingekerbten, oder in viel schmale, adrige Stück zertheilten und wiederum zertheilten Blättern besetzet, welche grün und gleissend sind, und an langen Stielen sitzen. Die Blüten stehen auf Art und Weise der Aehren auf den Spitzen der Stengel, iedwede auf ihrem eignen Stielgen, und haben die Gestalt eines Kopfs mit einem Helm bedeckt, sehen streiffig blau und sind innewendig mit einigen Haaren besetzet. Wann diese Blüte vergangen ist, so folgt drauf eine Frucht, aus vielen häutigen Scheiden oder Hülsen, auf Art eines Köpfleins, zusammengesetzet: die beschliessen dünne, schwartze Samenkörner, die so narbig sind, wie das Chagrinleder. Die Wurtzel hat die Figur einer kleinen Rübe, ist auswendig schwärtzlicht, inwendig weiß, und stösset einige Fäden von sich, welche sich in einander schlingen, so daß sie wie ein Netz vorstellen. Dieses Gewächse wächst an bergichten Orten und in den Gärten. Es ist ein starckes Gift, insonderheit die Wurtzel. Die Alten pflegten ihre Pfeile damit zu vergiften, wann sie in den Krieg zogen.

Die Zufälle, welche denenjenigen zustossen, die das[768] das Unglück gehabt und Napellus bekommen haben, sind: die Lippen und die Zunge lauffen ihnen auf und entzünden sich; die Augen schwellen und treten ihnen vor den Kopf heraus, der gantze Leib ist braun und blau und geschwillet; sie werden mit Schwindel befallen, mit Ohnmachten, mit Zucken und Zerren in den Gliedern; und endlich folgt der Tod, wann ihnen nicht gerathen wird.

Diese gefährliche Wirckung des Napellus zeuget klärlich, daß solches sein Gift, ein acidum coagulans seyn müsse, eine solche Säure, welche verursachet, daß das Geblüte zusammen lauffen und gerinnen muß: wann nun dasselbige sich in die Blut- und Pulsadern eingeschlichen hat, so hemmet es an vielen Orten des Blutes Kreisumlauff, die circulation, und folglich auch der Lebensgeister. Dann, die Geschwulst, die Entzündung, die braun und blauen Mähler, das Zucken und Ziehen in den Gliedern, sind augenscheinliche und gewisse Zeichen der Verstopfung, dergleichen auch verspüret werden, wann iemand von einer Schlange gebissen, oder von einem Scorpione gestochen worden ist. Ausser Zweiffel sind alle solche Gifte von gleicher Natur: und wann ja einiger Unterscheid darzwischen will beobachtet werden, so rührt derselbige wol anders nirgends her, als daß sie schwächer oder stärcker sind.

Die wider den Gift des Napellus eigentlich dienenden Mittel sind eben solche, die wider der Ottern Gift gebrauchet werden: als, da ist, Theriac, Orvictan, Mithridat, das flüchtige Saltz von Ottern, vom Hirschhorne, vom Urin, vom Hirnschedel und Blute des Menschen, und die Brechmittel.

Napellus, quasi Napus parvus, dieweil die Wurtzel dieses Gewächses als wie eine kleine Rübe sieht.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 768-769.
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