Raphanus Rusticanus

Raphanus Rustic.
Raphanus Rustic.

[945] Raphanus Rusticanus.

Raphanus rusticanus, C. B.

Raphanus vulgaris & rusticanus, Matth.

Raphanis magna, sive Radicula magna, Dod.

Raphanus major, Trag.

Armoracia, Plinii. Lac.

Cochlearia folio cubitali, Pit. Tournef.

Raphanus sylvestris, seu Armoracia multis, J. B.

frantzösisch, Grand Raiford.

teutsch, Meerrettig.

Ist ein Gewächse, welches Tournefort unter die Sorten der Cochlearia gestellet hat. Es treibet grosse, lange, breite und spitzige, sehr schöne, grüne Blätter, die denen Blättern der Münchs-Rhabarber nicht unähnlich sehen, sind aber grösser und rauher. Der Stengel wird anderthalben Fuß hoch, ist gerad und veste, streiffig und hol. Er träget kleine Blüten, die weiß sind, übers Creutz gestellt. Nach denenselben folgen kleine, fast gantz runde, aufgeblasene Früchte, welche etliche Samen beschliessen. Die Wurtzel ist lang und dick, kreucht in der Erde herum, sieht weiß, und hat einen scharffen, brennenden Geschmack. Dieses Gewächse wächset in den Gärten, in feuchtem Boden. Die Wurtzel wird gegessen; sie führet viel sal essentiale, oder volatile und Oel.

[945] Sie öffnet starck, reiniget, zertreibet, zertheilet, dienet den Nieren- und Blasenstein zu zermalmen, zum Scharbock, treibt auch den Harn. Sie wird innerlich und äusserlich gebrauchet.

Raphanus rusticanus ist dieses Gewächse deshalber genennet worden, dieweil die Bauersleute insonderheit die Wurtzel, wie den gemeinen Rettig zu essen pflegen.

Wann die Wurtzel, frisch aus der Erde gezogen, in nicht gar dicke Scheiblein zerschnitten wird, und sie noch kräftig ist, wird hernach wieder in die Erde eingeleget, so wird aus einem jeden Scheiblein eine neue lange Wurtzel und Pflantze, als ob man eine gantze Wurtzel eingeleget hätte. Dieses ist des Herrn Marchand, der königlichen Academie der Wissenschaften Erfindung. Eben dergleichen thun noch viel andre Wurtzeln mehr, wann sie auf solche Weise zerschnitten werden: welches dann gnugsam erweiset, daß ein Gewächse sehr viel junge Sprossen, in seinem gantzen Wesen bey sich führet: die Samen nicht zu rechnen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 945-946.
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